Bestandsentwicklung, Grün-blaue Infrastrukturen und Klimaresilienz, Infrastruktur und innovative Mobilität, Innovative Wohn- und Mischgebiete, Inwertsetzung touristischer Infrastruktur, Standortmarketing und Ansiedlungsförderung, Wissens- und Arbeitsstandorte
Einladung an die Welt
Über 200 Jahre lang war das Rheinische Revier ein verlässlicher Rohstoff- und Energielieferant und Standort für energieintensive Industrien. Jetzt wird es zum modernen und klimaneutralen Energie- und Industrierevier entwickelt. Im Juni 2024 beschloss das Landeskabinett die Internationale Bau- und Technologieausstellung (IBTA) durchzuführen. Zehn Jahre lang, von 2025 bis 2035, soll das Projekt international vorgestellt werden und zeigen, wie sich das Revier wandelt. Im ersten Schritt wird dazu eine landeseigene Gesellschaft gegründet werden.
„Das Rheinische Revier ist ein Epizentrum der Innovation. Internationale Schwergewichte wie Microsoft und Quanta haben das längst erkannt“, sagt Mona Neubaur, stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin von NRW. Die IBTA werde der Turbo für den Wandel und zeige die geballte Power der Region. Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung von NRW, ergänzt: „Die IBTA lädt die Welt ein, das Rheinische Revier zu entdecken. Sie wird über Jahrzehnte hinweg wirken und ist weit mehr als eine Ausstellung – sie ist ein riesiges Labor für die Zukunft von Wirtschaft, Stadt und Region.“
Die zehn Startprojekte der Internationalen Bau- und Technologieausstellung 2025 bis 2035:
Zukunftsdorf Bürgewald
Morschenich-Alt sollte dem Tagebau weichen und blieb dann doch erhalten. Nun plant die Stadt Merzenich das fast menschenleere Dorf völlig neu zu gestalten. Hierfür wird ein städtebaulicher Masterplan entwickelt. Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt dieses zukunftsweisende Projekt und fördert den umfassenden kommunalen Zwischenerwerb sowie die Entwicklung hin zu einem modernen, lebenswerten Ort der Zukunft mit dem Namen Bürgewald.
Innovationsquartier Düren
In Düren entsteht das „Zukunftsquartier“, in dem innovative Konzepte für Energie, Mobilität, Bau, Klimaschutz und Digitalisierung entwickelt und erprobt werden. Dieses Quartier wird ein Zentrum für zukunftsweisende Nutzungen aus den Bereichen Arbeit, Bildung und Forschung, mit einem besonderen Fokus auf CO₂-freie Branchen. Technologische Innovationen werden hier in einem hoch ambitionierten städtebaulichen Umfeld präsentiert.präsentieren.
Modellfabrik Papier
In direkter Nähe des Dürener Bahnhofs entsteht die Modellfabrik Papier. Hier arbeiten 20 führende Unternehmen aus der Papierherstellung und Zulieferindustrie sowie Forschende gemeinsam daran, Papier nachhaltiger und mit deutlich weniger Energieeinsatz zu produzieren. Bis 2045 sollen etwa 80 Prozent des Energiebedarfs in der Papierproduktion eingespart werden. Diese Modellfabrik demonstriert anhand eines alltäglichen Produkts, wie die Transformation einer energieintensiven Industrie erfolgreich umgesetzt werden kann.
Frimmersdorf Nachnutzung Kraftwerk
Im Rahmen der Nachnutzung des Zentralen Kraftwerksbaus als Baudenkmal soll ein innovatives Konzept entwickelt werden, das digitale Unternehmen und Serverinfrastruktur für das Land sowie weitere Betreiberinnen und Betreiber in die historische Substanz integriert. Ein kreatives Inhouse-Konzept wird dazu beitragen, die denkmalgeschützte Halle einer neuen, zukunftsweisenden Nutzung zuzuführen.
Digital- und Innovationsstandort am Kraftwerk Frimmersdorf
Im Sommer 2023 haben der Rhein-Kreis Neuss und der Rhein-Erft-Kreis die Studie „Masterplan Digitalpark“ vorgestellt. Ein Digitalpark ist eine speziell für Unternehmen der Digitalwirtschaft optimierte Gewerbefläche. Die Studie schlägt die Entwicklung von zwei Digitalparks vor, die im Zuge der Microsoft-Ansiedlung bis zu 5.000 Arbeitsplätze schaffen könnten. Der Rhein-Kreis Neuss plant, einen Digital- und Innovationsstandort am Kraftwerk Frimmersdorf.
Tagebauumfeld
Der Strukturwandel wird nirgendwo sichtbarer als im Umfeld der Tagebaue. Die Randbereiche benötigen eine gezielte räumliche Entwicklung, die Grünflächen mit Wegen, touristische und Naherholungselemente sowie markante Landmarken und städtebaulich gut umgesetzte Einzelprojekte umfasst. Diese umfassende Umsetzung erfolgt unter aktiver Beteiligung der Bürger. Die Ergebnisse werden in einer Raumausstellung präsentiert, die den noch nicht gefüllten Seen einen lebenswerten und erlebbaren Mittelpunkt verleiht.
Blau-grünes Band
Das Rheinische Revier wird zu einer erkennbaren landschaftlichen und touristischen Marke: Rund um die Tagebaue entsteht eine blau-grüne Infrastruktur, die die Lebensqualität im Rheinischen Revier erhöht und die Landschaft aufwertet. Diese Infrastruktur schafft einen Rahmen für die Entwicklung eines Biotopverbunds und bietet der Bürgerschaft einen hochwertigen Erholungsraum. Die Revierradroute fördert das Naturerlebnis und ermöglicht die Wiederaneignung der Tagebaue, beispielsweise als Badesee.
Innovative und bewegungsaktivierende Sport- und Bürgerparks
Freizeit- und Breitensportangebote fördern das soziale Miteinander, das Wohlbefinden und die Gesundheit. Fünf Sport- und Bürgerparks sowie zehn innovative Sportflächen im Tagebauumfeld sollen zur Entwicklung des Rheinischen Reviers als lebenswerte Region beitragen. Sie bieten smarte und vernetzte Sportmöglichkeiten, die generationenübergreifend, barrierefrei und ohne Vereinsbindung nutzbar sind. Dadurch wird die Lebensqualität in den Gemeinden, die vom Strukturwandel am stärksten betroffen sind, verbessert und die Attraktivität des Rheinischen Reviers gesteigert. Die Konzepte legen besonderen Wert auf digitalen und technologischen Fortschritt sowie nachhaltige und ressourcenschonende Bauweisen.
Badestrand Inden
Für den zukünftigen Umgang mit dem Tagebau in Inden wurde 2022 unter Einbeziehung der Anwohnerinnen und Anwohner der informelle „Rahmenplan Indesee 2.0“ entwickelt und politisch beraten. Dieser Plan konzentriert sich auf Freizeit und Freiraum. Bis spätestens 2035 wird der See am Stadtstrand in Inden entstehen. Hier entsteht ein 3,5 Kilometer langer und etwa 500 Meter breiter Strand mit Freizeitinfrastrukturen, der den Landschaftswandel sichtbar und erlebbar macht.
Dokumentationszentrum Garzweiler
Ein Dokumentationszentrum zur Archivierung, Dokumentation und zeitgemäßen Präsentation der Geschichte, Gegenwart und Zukunft der Kulturlandschaft soll im Dorf Holzweiler entstehen. Dieses Zentrum wird in die Freiraum- und Naherholungsstruktur des "Grünen Bands" integriert und an der Abbruchkante des Tagebaus errichtet und später dann direkt am Seeufer stehen.
Manheimer Kirche und Bagger
Nach dem Ende des Tagebaus wird die Kirche in Kerpen, das letzte noch stehende Gebäude in Manheim, direkt am Hambacher See in der Manheimer Bucht stehen. Sie repräsentiert die Phase des Umbruchs und der gesellschaftlichen Neuverhandlung um den Braunkohleausstieg und dient als wichtiger Identitätsort im Rheinischen Revier. Ein großer Braunkohlebagger aus dem Tagebau wird hier als Erinnerung, Mahnmal und Landmarke neben der Kirche aufgestellt.
Brainergy Park Jülich und Helmholtz-Cluster für nachhaltige und infrastrukturkompatible Wasserstoffwirtschaft (HC-H2)
Im Norden von Jülich, im Technologie- und Gewerbepark Brainergy Park arbeiten 300 Forschende sowie zahlreiche Unternehmen an den Lösungen für die Energiewelt von morgen. Der Fokus liegt auf Energiewendetechnologien und bereits auf dem ganzen Areal sorgt ein nahezu CO₂-freies System für die Wärme. Der Brainergy Park ist zudem Standort des Helmholtz-Clusters für nachhaltige und infrastrukturkompatible Wasserstoffwirtschaft.
Künstliche Intelligenz, kurz KI, hat das Potenzial eine grundlegende Technologie zu werden. Sie könnte die Wirtschaft grundlegend verändern und den Wohlstand vieler Menschen erhöhen. Im Rheinischen Revier liefert die Infrastruktur dafür ein spezialisiertes Rechenzentrum für KI. In Deutschland und Europa fehlt es bisher an ausreichender Kapazität in diesem Bereich. Dieses Rechenzentrum wird den Strukturwandel in der Region unterstützen, insbesondere für die Digitalparks im Rhein-Kreis Neuss und Rhein-Erft-Kreis, das AI Village, das Blockchain Reallabor und das Entrepreneurship Center Rheinisches Revier (ECRR) in Hürth sowie das Center für digital vernetzte Produktion (CDVP) in Aachen. Als Hochtechnologie-Plattform kann letzteres von Start-Ups genutzt werden und strahlt somit Innovationskraft in die Region und darüber hinaus aus.
Medical Science City
Die Medical Science City soll ein zentraler Knotenpunkt für die moderne Biomedizin werden, an dem Unternehmen die Therapien der Zukunft entwickeln. Eine alte Fabrikhalle wird in ein hochmodernes biomedizinisches Zentrum umgebaut, das Büro- und Laborflächen sowie zertifizierte Reinraum-Produktionsanlagen für die Herstellung erster Chargen von Biopharmazeutika für klinische Studien bietet. Hier finden Start-ups aus der Biomedizin ideale Bedingungen, um neue Zell- und Gentherapien gegen Krebs und andere genetische Krankheiten zu entwickeln. Die Medical Science City stärkt die Innovationskraft der Region, indem sie alte Fabrikanlagen mit moderner Technologie, Kreativität und Talent verbindet. In dieser zukunftsträchtigen Branche entsteht ein einzigartiges Kompetenznetzwerk, das eng mit umliegenden Unikliniken, medizinischer Diagnostik und Patientenorganisationen verknüpft ist. So wird eine wichtige Zukunftstechnologie für das Rheinische Revier erschlossen.
Zukunftswerkstatt Berufsbildungszentrum Euskirchen
Mit der Zukunftswerkstatt entsteht ein innovatives Bildungszentrum für die ergänzende Aus- und Weiterbildung im produzierenden Gewerbe. Einen wichtigen Beitrag zur Fachkräftesicherung leisten neue Bildungsschwerpunkte in Bereichen der ökologischen Transformation, kooperative Lehransätze sowie moderne Lehrwerkstätten für einen praxisnahen Umgang mit zukunftsrelevanten Technologien.
Wenn die erste Ausstellung der IBTA eröffnet wird, muss sie von den großen Bahnhöfen in Köln, Düsseldorf, Neuss, Mönchengladbach und Aachen innerhalb einer angemessenen Zeit erreichbar sein. Da der Ausbau des Schienenpersonenverkehrs voraussichtlich erst Mitte bis Ende der 2030er Jahre abgeschlossen sein wird, muss ein funktionierendes Mobilitätskonzept für die IBTA entwickelt und umgesetzt werden. Dabei könnte die Erweiterung regionaler On-Demand-Dienste, wie etwa des Kraftraum-Shuttles, eine wichtige Rolle spielen.