Bestandsentwicklung

Eschweiler: Früher Schwerindustrie, heute Start-ups

Die Stadt Eschweiler blickt auf eine lange Bergbautradition zurück. Schon die Kelten haben hier 400 v. Chr. Eisen, Zink und Bleierze abgebaut. Über Jahrhunderte waren Steinkohle, Braunkohle sowie eisen- und metallverarbeitende Industrie die Lebensadern der Stadt. Seit dem Ende des Braunkohleabbaus im Jahr 1987 zeugt nur noch das Kohlekraftwerk im Stadtteil Weisweiler von diesem Erbe. Wo sich einst der letzte Tagebau erstreckte, radeln und wandern heute Ausflügler rund um den Blausteinsee. Ansprechpartner für das Thema Strukturwandel in Eschweiler ist Nikolas Bongard.

Nikolas Bongard
© Ralf Walraff, Stadt Eschweiler

Nachhaltig wirtschaften

Ökologische Verantwortung, Nachhaltigkeit und ökonomischen Erfolg in Einklang zu bringen, ist eines der Hauptziele, die Nikolas Bongard bei seiner Arbeit verfolgt. Ein anschauliches Beispiel hierfür ist ein Zukunftsprojekt in der Innenstadt Eschweilers, das der Wirtschaftsingenieur als Strukturwandelmanager für die Stadt betreut. Auf dem 11.000 Quadratmeter großen Areal eines ehemaligen Schlachthofs entsteht ein ressourcen- und klimaeffizienter Gebäudekomplex. Hier sollen insbesondere Start-ups sowie Forschungseinrichtungen kreislaufgerechte Produkte für den Bausektor und die Kunststoffwirtschaft erforschen und entwickeln. „Hierbei gilt es, unsere Wirtschaft nachhaltig umzugestalten, neue, zukunftsweisende Arbeitsplätze in regionaler Lage zu schaffen und letztendlich auch den Klimaschutz dauerhaft zu integrieren“, fasst Bongard zusammen. Für den gemeinsamen Erfahrungsaustausch schätzt er das sich entwickelnde Netzwerk von Strukturwandelmanagerinnen und -managern im gesamten Rheinischen Revier.

Lieblingsplätze im Revier: die Fußballplätze in der Städteregion Aachen sowie die Wälder rund um Stolberg-Dorff in Richtung Eifel

Die Stadt Eschweiler mit ihren rund 58.000 Einwohnern zählt zur Städteregion Aachen. Ihre Bergbaugeschichte reicht bis in die Zeit der Kelten zurück. Sie errichteten auf dem heutigen Stadtgebiet ein Dorf und gaben dem Fluss Inde, der durch das Zentrum fließt, seinen Namen. Zur Römerzeit war das Tal der Inde bereits dicht besiedelt. Aus dem Jahr 1394 stammt die älteste bekannte Urkunde über den Eschweiler Bergbau. Mehr als vier Jahrhunderte lang wurde Steinkohle in Eschweiler Gruben abgebaut. Mitte des 19. Jahrhunderts entstand im Raum Stolberg-Eschweiler eine der ersten Industrieregionen Deutschlands. Bekannte Stahlkonzerne wie ThyssenKrupp oder die Phoenix AG gründeten hier erste Werke. Der Steinkohle-Bergbau fand bereits Mitte der 1940er Jahre ein jähes Ende, als die letzte Grube wegen eines Stromausfalls nach einem Angriff der Alliierten mit Wasser vollgelaufen war. Im Jahr 1987 wurde im Tagebau Zukunft-West in Eschweiler die letzte von insgesamt 530 Millionen Tonnen Braunkohle abgebaut.

Seit mehreren Jahrzehnten erlebt die ehemalige Bergbau- und Industriestadt nun einen umfassenden Strukturwandel. Mit dem Bergbauende stieg auch die Arbeitslosigkeit in Eschweiler deutlich an. Die Arbeitslosenquote lag in den 1980ern bei durchschnittlich 12 Prozent. Durch die Ansiedlung neuer Unternehmen, unter anderem aus der Logistikbranche, konnte sich die Wirtschaft jedoch wieder erholen. Zudem ist Eschweiler eine beliebte Einkaufsstadt in der Region. Überregional bekannt ist die Stadt für ihren Rosenmontagszug, einer der größten Karnevalsumzüge Deutschlands. 

Der vorgezogene Ausstieg aus der Braunkohle stellt das Rheinische Revier vor große Herausforderungen. Die Strukturwandelmanagerinnen und -manager begleiten in den Kommunen die Weiterentwicklung der Region und unterstützen bei der Entwicklung, Qualifizierung und Umsetzung von Förderprojekten. Dabei stehen sie miteinander in engem Austausch, um eine abgestimmte Entwicklung der Region zu gewährleisten. Die geförderten Stellen sind Teil des „Entlastungspakets Kernrevier“ des Landes Nordrhein-Westfalen.

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Nikolas Bongard
Strukturwandelmanager Stadt Eschweiler