Bestandsentwicklung

Kerpen: Früheres Tagebauende schafft neue Spielräume

Kerpen ist mit rund 65.000 Einwohnern die größte Stadt im Rhein-Erft-Kreis. Der Braunkohletagebau Hambach ist im Laufe der Zeit immer näher an das Stadtgebiet herangerückt. Doch der frühere Kohleausstieg hat die Lage grundlegend verändert. Der Hambacher Forst, der überwiegend auf Kerpener Gebiet liegt, bleibt erhalten. Der Stadtteil Manheim-Alt wird jedoch noch größtenteils abgerissen. Die Kerpener haben schon einmal ein ehemaliges Tagebaugelände rekultiviert und sogar den Papst dorthin eingeladen. Damit der Strukturwandel auch künftig gelingt, sind Ina Breuer und Eva Klarenbach im Einsatz.

Strukturwandelmanagerin Ina Breuer
©Stadt Kerpen

Lebenswertes Umfeld schaffen

Als Strukturwandelmanagerin der Stadt Kerpen beschäftigt Ina Breuer vor allem die Frage, wie das Gebiet am Rande des Tagebaus Hambach künftig gestaltet werden könnte. Wegen des vorgezogenen Braunkohleausstiegs werden einige Flächen für die Kerpener hier nun bald wieder nutzbar. „Da die endgültige Ausgestaltung des Sees jedoch noch Jahrzehnte dauern wird, sind momentan besonders Fragen der Zwischennutzung von Bedeutung“, so Breuer. Ungeklärt ist bislang auch die Frage, was mit der Kirche in Manheim-Alt geschehen soll. Sie wird trotz des geplanten Abrisses des Stadtteils als besonderer Ort erhalten bleiben. Das Gebäude steht für die Diplom-Geographin daher symbolisch dafür, „welche Aufgaben und Herausforderungen in den nächsten Jahrzehnten auf uns zukommen, um ein lebenswertes Umfeld zu schaffen“. Dabei hat Breuer nicht nur die heutige Bevölkerung, sondern auch künftige Generationen im Blick.

Lieblingsplatz im Revier: Faszinierend finde ich den Stadtteil Manheim-Alt. Hier wird deutlich und ist sichtbar, was in den letzten Jahrzehnten den Menschen und der Natur abverlangt wurde.

Strukturwandelmanagerin Eva Klarenbach
©Stadt Kerpen

Unterschiedliche Interessen verbinden

Eva Klarenbach sieht sich insbesondere in der Rolle der Mittlerin. „Der Strukturwandel besitzt vielfältige Dimensionen und betrifft damit alle Menschen in der Region“, sagt sie. Um ein erfolgreiches Ganzes zu schaffen, müssten viele Rädchen ineinandergreifen und die verschiedenen Entwicklungen und Disziplinen miteinander verzahnt werden. „Damit einher gehen viele Schnittstellen innerhalb und außerhalb der Stadtverwaltung“, so die Diplom-Kauffrau. Als Strukturwandelmanagerin möchte sie Partizipationsmöglichkeiten schaffen, um die vielen Akteurinnen und Akteure und ihre unterschiedlichen Interessen konstruktiv zu verbinden. Für das Rheinische Revier wünscht sie sich „eine konkrete gemeinsame Definition, als was wir uns als Region künftig sehen, um die Potentiale der einzelnen Kommunen zielgerichtet zu einem Ganzen zu bündeln, das gemeinsam eine besondere Strahlkraft weit über das Revier hinaus entwickelt“.

Lieblingsplatz im Revier: Es gibt viele schöne Plätze im Revier, aber der Ausblick „aufs Loch“ und die Vorstellung, dass nachfolgende Generationen etwas ganz Anderes dort erblicken werden, faszinieren mich. 

Kerpen wird bereits im Jahr 871 urkundlich erwähnt, erhielt jedoch erst 1941 die Stadtrechte. Seit 2012 führt Kerpen zudem den Zusatz „Kolpingstadt“ im Namen. Dieser geht zurück auf den Priester Adolph Kolping, einer der bekanntesten Persönlichkeiten der Stadt und Gründer des katholischen Kolpingwerks, das sich international unter anderem in der Jugend- und Erwachsenenbildung sowie der Entwicklungshilfe engagiert.

Der Bergbau hat die Region lange geprägt. Zwischen Kerpen und der Nachbarstadt Frechen entstand im Jahr 1949 der erste Tieftagebau im Rheinischen Revier. Bis 1986 wurden hier mehr als 300 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. Mehrere Ortsteile von Kerpen mussten in dieser Zeit dem Tagebau Frechen weichen. Seit 2004 ist das Gelände komplett rekultiviert und wird inzwischen vor allem landwirtschaftlich sowie als Naherholungsgebiet genutzt. International bekannt wurde das ehemalige Tagebaugelände als Veranstaltungsort des Weltjungendtags 2005. Papst Benedikt XVI. feierte auf dem Gelände die Abschlussmesse vor rund einer Million Gläubigen aus aller Welt.

Im Nordwesten grenzt der Tagebauch Hambach an das Kerpener Stadtgebiet. Ab 2030 entsteht hier einer der größten Seen Deutschlands. Der Stadtteil Manheim-Alt kann trotz des früheren Kohleausstiegs jedoch nicht erhalten bleiben. Der Großteil der Gebäude ist bereits abgerissen, nur die katholische Kirche soll als besonderer Ort am künftigen Seeufer erhalten bleiben. Verschont wird neben dem Hambacher Forst auch die legendäre Kartbahn Erftlandring am Ortsrand von Manheim, auf der die Formel-1-Profis Michael und Ralf Schumacher ihre ersten Runden drehten.

Der vorgezogene Ausstieg aus der Braunkohle stellt das Rheinische Revier vor große Herausforderungen. Die Strukturwandelmanagerinnen und -manager begleiten in den Kommunen die Weiterentwicklung der Region und unterstützen bei der Entwicklung, Qualifizierung und Umsetzung von Förderprojekten. Dabei stehen sie miteinander in engem Austausch, um eine abgestimmte Entwicklung der Region zu gewährleisten. Die geförderten Stellen sind Teil des „Entlastungspakets Kernrevier“ des Landes Nordrhein-Westfalen.

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Ina Breuer
Strukturwandelmanagerin Stadt Kerpen

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Strukturwandelmanagerin Stadt Kerpen