Blockchains statt Förderbänder

Es geht um die Kuh Emma, Kerbhölzer und Kaffee aus Afrika. So unterschiedlich diese Themen auch scheinen, sie haben alle eines gemeinsam: An ihnen erklärt Prof. Dr. Wolfgang Prinz, Leiter des Blockchain Reallabor, die Funktionsweise und den möglichen Nutzen der digitalen Blockchain-Technologie. Dahinter verbergen sich Datenketten, die digitale Transaktionen fälschungssicher dokumentieren. „Wir versuchen das Potenzial der Digitalisierung zu zeigen, Bedarfe zu erkennen und Lösungen zu entwickeln“, so Prinz.

Wie diese Technologie unterstützen kann, wird in Hürth auch anhand eines „Männerspielzeugs“ gezeigt. „Wir haben eine Fischertechnikfabrik, mit Hochregallager, Kran, verarbeitenden Maschine und einem Sortierwerk“, so Prinz. Hier werde gezeigt, wie Prozesse mit Hilfe der Blockchain-Technik verfolgt, transparent gemacht und gesteuert werden können. „Und wie mach auch vielleicht direkt Bezahlprozesse anwenden kann.“

Schematische Darstellung und Vernetzung von verschiedenen Ordnern
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Die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten sind die eine Seite. Doch Moderator Torsten Knippertz will vor allem verstehen, was Blockchains überhaupt sind und wie sie funktionieren. Das mittelalterliche Kerbholz dient dem IT-Experten hierbei als anschauliches Beispiel, denn dieses einfache Prinzip kommt auch in der Blockchain zum Einsatz.

Prinz ist davon überzeugt, dass die Blockchain-Technologie Unternehmen zu Alleinstellungsmerkmalen und damit Wettbewerbsvorteilen verhelfen kann. So kann heute schon bei einem namhaften Kaffeehersteller per QR-Code verfolgt werden, woher die Bohnen kommen und wie die Bauern entlohnt werden. Eine Blockchain ist fälschungssicher. „Doch sie liefert nicht die Wahrheit“, stellt Prinz klar.

Prinz: Ich nehme da häufig so dieses Beispiel von Trump. Wenn Trump alle seine Tweets in die Blockchain schreiben würde, dann würden die dadurch nicht wahr. Wir können ihm aber in zehn Jahren noch nachweisen, was er für einen Unsinn erzählt hat und er kann es eigentlich nicht ableugnen.

 

Ton: Musik

 

Knippertz: Hi und Hallo, herzlich willkommen zu den „Revier.Geschichten“. Mein Name ist Thorsten Knippertz und heute geht es um Emma, die Bio-Kuh. Aber nicht nur das, es geht auch um die Frage, was hat die Kuh Emma mit der Blockchain zu tun? Was ist die Blockchain überhaupt? Und wir sprechen auch über ein Kerbholz. Also Fragen über Fragen. Und die Antworten erhoffe ich mir von Professor Wolfgang Prinz. Der ist nämlich der Chef des Blockchain-Reallabors in Hürth bei Köln. Er und sein Team versuchen von dort aus, das Thema Blockchain unter das Volk zu bringen. Das heißt erklären, warum diese Technologie ganz spannend für die verschiedensten Unternehmen und Menschen hier im Rheinischen Revier sein kann, eben angefangen von der Bio-Kuh vom Biobauern über die Hersteller von Fahrradanhänger zum Beispiel bis hin zu Logistikunternehmen für Gefahrengut. Ich freue mich, dass er da ist, Professor Prinz. Hi.

 

Prinz: Ja. Hallo. Guten Tag zusammen.

 

Knippertz: Wunderbar. Also, bevor wir später erklären, was die Blockchain ist. Das erhoffe ich mir nämlich auch. Ich raffe es noch nicht so ganz. Erklären Sie mir doch mal bitte, was ist denn bei Ihrem Projekt das Spannende? Worum geht es beim Blockchain-Reallabor in Hürth?

 

Prinz: Ja, wir versuchen, den digitalen Wandel in dem Rheinischen Revier voranzubringen und das mit verschiedenen Technologien. Unter anderem spielt da auch die Blockchain-Technologie eine Rolle. Und es geht eigentlich darum, Unternehmen die Chancen und Potenziale der Digitalisierung zu zeigen, exemplarisch zu erproben und auch die Bedarfe der Unternehmen zu erkennen, sodass man das einerseits in die Politik einbringen kann, andererseits aber auch Lösungen finden kann und vor allen Dingen auch Netzwerke mit Unternehmen schaffen kann, sodass diese Herausforderungen angenommen und denen begegnet werden kann.

 

Knippertz: Was können das für Unternehmen sein? Was sind das für Unternehmen?

 

Prinz: Das können Hersteller sein von Geräten, also das produzierende Gewerbe, das können Handwerker sein, das kann aber auch die Großindustrie sein, das können Logistikunternehmen sein. Also es gibt eine ganze Reihe von Unternehmen, wo das eine Rolle spielen kann. Und, wie Sie eben auch erwähnt haben, das kann auch ein Landwirt sein.

 

Knippertz: Ja genau, die Bio-Kuh Emma oder der Biobauer inwiefern kann der davon profitieren?

 

Prinz: Ja, der Biobauer der hat ja auch das Problem, dass er nachweisen muss, dass er wirklich Bio produziert, und dass er vielleicht auch später, wenn seine Produkte im Handel sind, dass nachgewiesen werden kann, welchen Weg haben die Produkte genommen, wo sind die hergekommen, was ist hinzugefügt worden. Das heißt, wir haben hier so ein bisschen ein Vertrauensproblem eigentlich. Das können wir durch Werbung, das können wir mit vielen digitalen Mitteln lösen. Und da kann die Blockchain-Technologie eine Rolle spielen, indem sie transparent macht, wo Produkte herkommen, wie sie weiterverarbeitet wurden und wie sie in den Handel gelangen.

 

Knippertz: Sie sind ja gebürtig aus Hürth, da, wo auch das Reallabor sitzt. Dann hat sich der Kreis geschlossen, ja? Also Sie waren in Bonn, um zu studieren, aber nicht weiter weg von Hürth?

 

Prinz: Ja, doch. Ich habe auch in Bonn nachher gearbeitet. Vielleicht kann man noch anmerken, dass ich in Nottingham promoviert habe.

 

Knippertz: Och.

 

Prinz: Ja, also ich bin schon mal rausgekommen zwischenzeitlich. Aber man merkt es ja auch am Dialekt, ich bin schon ein Rheinländer und mir gefällt es hier sehr, sehr gut. Reise sehr viel, bin auch in der Welt schon rumgekommen, aber ich habe hier doch meine Heimat gefunden.

 

Knippertz: Was haben Sie denn studiert? Informatik, ne?

 

Prinz: Informatik, ja. Damals das war relativ früh. Ich habe `86 [1986] mein Diplom gemacht, das war damals noch ein Diplom, habe `80 [1980] angefangen zu studieren. Und das war damals, wir waren mit so, gehörten mit zu den ersten Informatik-Studierenden.

 

Knippertz: Was hat Sie denn daran so gereizt? Haben Sie als Kind schon Radios auseinandergebaut oder wie muss ich mir das vorstellen?

 

Prinz: Ja, ich bin damals im Gymnasium Bonnstraße in Hürth – heute ist das das Ernst Mach Gymnasium – zur Schule gegangen und dort gab es einen Computer und da gab es auch eine kleine AG. Und da haben wir angefangen, den Computer zu programmieren und das hat mich so fasziniert, ich habe dann später auch für ein kleines Unternehmen wirklich Radios auseinandergenommen, Sachen gelötet, habe dann zu Hause den Teppichboden mit dem Lötkolben verbrannt, all solche Dinge gemacht und bin darüber dann an die Elektronik und an den Computer gekommen. Das hat mich so fasziniert, dass ich damals diesen Studiengang begonnen habe.

 

Knippertz: Hat das Ärger gegeben mit dem Lötkolben?

 

Prinz: Nicht so richtig. Konnte es verdecken eine Zeit lang. Ich habe mir aber auch mal den Finger hier verbrannt. Das hat mehr Ärger gegeben.

 

Knippertz: Und Nottingham promoviert?

 

Prinz: Ja. Ja, ich habe damals, bevor ich bei Fraunhofer war, also Fraunhofer ist nachher mit der GMD, das war mein erster Arbeitgeber, das war die Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung, hieß nachher Forschungszentrum Informationstechnik für Deutschland, und habe dort gearbeitet und dann für die Promotion im Rahmen eines europäischen Projektes einen sehr interessanten Partner in Nottingham gefunden. Und der Professor hat damals gesagt, Mensch, was ihr hier macht, das ist so spannend, wenn du möchtest, kannst du gerne bei uns promovieren. Und das war halt sehr spannend. Und seitdem habe ich auch England kennen und lieben gelernt.

 

Knippertz: Über welches Thema genau?

 

Prinz: X.500 Directory Systeme?

 

Knippertz: Ah ja, da frage ich jetzt nicht nach. Dafür brauchen wir wahrscheinlich 17 Podcasts, um das aufzuschlüsseln. Wir haben schon genug mit unserem Thema heute hier zu tun. Jetzt haben wir schon gehört in Bonn Informatik studiert, Fraunhofer Institut. Und Sie unterrichten an der RWTH in Aachen?

 

Prinz: Genau, das war 2000, gab es mal eine gemeinsame Ausschreibung auf eine Leitungsposition am Fraunhofer Institut und auf eine Professur in Aachen, auf die ich mich beworben habe. Und seitdem unterrichte ich auch in Aachen, teilweise Blockchain, aber im Wesentlichen Kooperationssysteme. Das heißt also, ich bringe den Studenten bei, wie man mithilfe von Internettechnologien zusammenarbeiten kann.

 

Knippertz: Kooperationssysteme. Da hake ich jetzt aber doch mal nach. Kann ich mir grob was vorstellen. Aber was ist das genau?

 

Prinz: Wir alle kennen Google Docs, wir alle kennen Google Drive. Wir kennen Teams, wir kennen Zoom und ähnliche Dinge. An diesen Technologien arbeiten wir eigentlich schon bei unserem Institut seit `87/`88 [1987/1988], haben damals das allererste vollständig webbasierte Groupware-System entwickelt. BSCW nennt sich das, steht für Basic Support for Cooperative Work – sehr akademische Abkürzung, also aus Marketinggründen ist die vollkommen falsch, die kann man nicht aussprechen. Und das war so eine Plattform, mit der man sehr einfach über das Internet Dokumente tauschen kann. Das hat damals den europäischen Innovationspreis gewonnen und Sie können sich das so ein bisschen vorstellen wie das heutige Teams, wie Dropbox und Ähnliches. Und das sind Kooperationssysteme, also Systeme, die den Austausch von Daten auf einfache Art und Weise ermöglichen.

 

Knippertz: Ach das ist cool, dass man mit mehreren Leuten gemeinsam an etwas arbeiten kann und dann aber auch genau sieht, wer was verändert hat.

 

Prinz: …wer was verändert hat, Dokumente austauschen kann, einrichten kann, wer Zugang hat, wer etwas lesen kann. All das sind Fragestellungen, die einen dabei beschäftigen. Und das war damals noch relativ, ja das war sehr revolutionär. Aber heutzutage gibt es sehr, sehr viele Produkte in diesem Bereich und deshalb fällt das aus der Forschungs-Entwicklung ein wenig raus. Und aus diesem Grunde haben wir dann vor einigen Jahren uns der Blockchain-Technologie angenommen, weil wir die eigentlich auch als eine Kooperationstechnologie ansehen.

 

Knippertz: Diese Produkte, die Sie gerade ansprechen, genau, das fällt aus der Forschung raus, geht dann mehr so Richtung Wirtschaft, wo man viel Geld mit verdienen kann. Haben Sie nicht mal mit dem Gedanken gespielt, vielleicht auch da mitzugehen?

 

Prinz: Ich muss sagen, als ich damals bei der GMD anfing, `86 [1986], da hatte man befristete Verträge auf drei Jahre. Und dann dachte man, hier lerne ich noch sehr viel, hier kann ich an wirklich innovativen neuen Techniken arbeiten, mit den neuesten Computern, die hier zur Verfügung stehen, und danach geht man in die Industrie und verdient dann das große Geld. Aber die Arbeit hat mir immer so viel Spaß gemacht. Die Arbeit in diesen Forschungseinrichtungen ist sehr selbstbestimmt, sehr dynamisch, man lernt immer die neuesten Technologien kennen, man arbeitet wirklich in einem kreativen Umfeld mit tollen Leuten zusammen und das hat mich eigentlich da gehalten über die Jahre.

 

Knippertz: Und dann haben Sie aber vor anderthalb Jahren knapp die Idee gehabt, das Reallabor zu gründen.

 

Prinz: Ja, die Idee ist eigentlich noch viel älter. Die Idee entstand eigentlich so vor vier/ fünf Jahren, als wir mit dem Ministerium gesprochen haben über die Möglichkeiten in NRW da eine Art Blockchain-Institut zu gründen.

 

Knippertz: Achso, nennen Sie das intern Blockchain-Institut?

 

Prinz: Ja, es war damals der Codename Blockchain-Institut und das Ministerium hat das mit großer Begeisterung aufgenommen. Das ging dann über Antragspapiere, über Vorprojekte und heißt jetzt eben nicht mehr Blockchain-Institut, sondern das Blockchain-Reallabor, weil hier die Praxis im Vordergrund steht. Es soll hier dazu dienen, Unternehmen die Technologie nahezubringen und auch zu erproben und auch das Pro und Kontra zu diskutieren und auch wirklich festzustellen ist das eine Technologie, die hier ihre Anwendung finden kann oder ist es vielleicht nur ein riesen Hype?

 

Knippertz: Und wie machen Sie das konkret?

 

Prinz: Indem wir Unternehmen ansprechen, Bedarfe ermitteln, sehr viel auch im Bereich der Ausbildung investieren, in verschiedensten Veranstaltungen, mit einer Blockchain-Convention, wir engagieren uns beim Digital Tag, wir machen Tutorials, wir laden Unternehmen ein, versuchen zu verstehen, wo die Digitalisierungsprobleme liegen und versuchen dann die richtige Lösung dafür zu finden. Und diese Lösung kann im Bereich KI, kann im Bereich Data Science liegen, kann auch im Bereich Blockchain liegen.

 

Knippertz: KI [=] Künstliche Intelligenz. Machen wir vielleicht auch noch mal irgendwann einen eigenen drüber. Und wer kommt dann dazu? Auch manchmal Einzelpersonen? Erklären sie auch Einzelpersonen, was eine Blockchain ist oder wie man digitalisieren kann.

 

Prinz: Gerne auch Einzelpersonen. Wir adressieren natürlich gerne auch Entscheidungsträger, weil man dann sehr viel schneller natürlich auch in eine mögliche Umsetzung kommt. Aber wenn auch Einzelpersonen kommen, das steht offen. Man kann auf unserer Webseite Termine buchen und dann bekommt man einfach mal ein Tutorial. Oder wir gehen auch in eine sogenannte Use-Case-Analyse. Also wir analysieren den Anwendungsfall nach verschiedenen Methoden, um dann festzustellen, kann man für diesen Anwendungsfall die Blockchain-Technologie anwenden. Und ehrlich gesagt, manchmal entscheidet man auch, dass man sagt, digitalisieren Sie auf alle Fälle, aber machen Sie es vielleicht nicht mit der Blockchain-Technologie, andere Technologien sind dafür wesentlich besser geeignet.

 

Knippertz: Ich hänge immer noch an dem Codenamen Blockchain-Institut im Rheinischen Revier. Das ist ja schon ein Alleinstellungsmerkmal. Wie kann dieses Blockchain-Institut Menschen oder Unternehmen im Rheinischen Revier voranbringen?

 

Prinz: Indem es erst mal aufklärt über die Technologie. Da stecken sehr viele Mythen darin. Alle reden eigentlich immer von Kryptowährungen, vermuten, wir würden da vielleicht Bitcoin-Mining betreiben und würden reich an Kryptowährungen. Das ist ein Thema, was wir komplett ausklammern, eigentlich. Aber was wir dort machen, ist, wir bilden aus, wir unterrichten, wir diskutieren und wir haben dort auch verschiedene Showcases. Unser Ansprechpartner, der Christian Dinnus, im Ministerium sagt immer, das ist euer Blockchain-Museum. Das heißt, wir haben da verschiedene Demonstratoren, mit denen wir zeigen, wie eine Blockchain die Digitalisierung unterstützen kann. Ich gebe Ihnen ein Beispiel, da steht eine Fischertechnik-Fabrik, ein wunderbares Männerspielzeug – begeistert aber auch Frauen – und in dieser Fischertechnik-Fabrik, da gibt es ein Hochregallager, da gibt es einen Kran, da gibt es eine verarbeitende Maschine, da gibt es ein Sortierwerk und wir können zeigen, wie man die Prozesse, die dort ablaufen, mithilfe der Blockchain-Technologie verfolgen kann, transparent machen kann, steuern kann und vielleicht auch sogar direkt Bezahlprozesse anwenden kann. Das ist schon relativ komplex. Ein anderes Beispiel ist, da liegt ein Drehmomentschlüssel. Ein Drehmomentschlüssel der dient ja dazu, Dinge mit einem festen Drehmoment anzuziehen. Und häufig müssen Sie das nachweisen. Kennen Sie das, wenn Sie bei… den Reifen gewechselt haben, dann machen die das auch mit dem Drehmomentschlüssel und häufig wird gesagt, das müssen Sie nochmal nachziehen. Man kann auch eine Schraube zu doll drehen. Man sagt ja, nach fest kommt ab. Und häufig gibt es aber auch Prozesse, wo das dokumentiert werden muss. Und das können Sie natürlich in der Datenbank dokumentieren. Wenn Sie aber transparent machen wollen und das auch langlebig persistent machen wollen, können Sie diese Informationen auch in eine Blockchain schreiben.

 

Knippertz: So und jetzt ist der Moment gekommen, wo wir aufklären müssen. Ich habe es versprochen, wir werden erklären, was Blockchain überhaupt ist. Können Sie mir prägnant erklären, was Blockchain, was Blockchain-Technologie ist?

 

Prinz: Ich kann es mal versuchen. Fangen wir im Mittelalter an. Im Mittelalter hatten die Händler ja eigentlich auch das Problem, dass sie ein Mittel brauchten, um Schulden ordentlich zu dokumentieren und auf eine Art und Weise, dass sie vielleicht nicht auf einen Buchhalter angewiesen sind, sondern das für sich persönlich ausmachen können. Nehmen wir das Beispiel eines Händlers in Köln und Düsseldorf, um die alte Rivalität hier im Rheinland auch aufleben zu lassen. Wie haben die das gemacht? Sagen wir Sie kommen aus Düsseldorf, ich komme aus Köln.

 

Knippertz: Ja, wir hätten auch Mönchengladbach noch dazunehmen können. Aachen. Bergheim.

 

Prinz: Ja, genau, für einen Kölner, Mönchengladbach geht auch, wenn wir an den Fußball denken. Also ich würde sagen, nehmen wir an, Sie kommen aus einer anderen Stadt, ich komme aus Köln und Sie schulden mir jetzt zwei Gulden. Jetzt schreiben wir das in ein Buch. Und dieses Buch müssen wir ja sicherstellen, dass nicht irgendjemand in der Lage ist, aus den zwei Gulden nachher drei Gulden zu machen. Wenn wir uns in einem Jahr wieder auf dem Markt treffen, haben Sie in Erinnerung, Moment, das waren zwei. Aber da stehen auf einmal drei. Dann kann das ja jemand gefälscht haben.

 

Knippertz: Ja.

 

Prinz: Es sei denn, es ist eine sehr vertrauenswürdige Person, wie ein Notar oder eine Bank oder Ähnliches, von der wir glauben, die macht das schon nicht. Wenn wir der nicht vertrauen, dann haben die damals im Mittelalter ein Kerbholz genutzt. Und das Kerbholz das ist einfach ein Stück Holz, das eben nicht aus einem Stück besteht, wie man so häufig denkt, man macht so seine Riefen in den Colt und zählt damit die Leute, die man umgebracht hat. Darum geht es nicht. Sondern es geht darum, es ist ein Stück Holz, dass nur auf eine bestimmte Art und Weise zusammenpasst, also zwei Stücke Holz, die auf eine bestimmte Art und Weise zusammenpassen. Und in dieses Stück Holz ritzen wir einfach zwei Kerben rein und dann trennen wir das Stück Holz. Sie nehmen Ihren Teil mit, ich nehme meinen Teil mit. Und diese beiden Stücke Holz passen nur so zusammen. Nach einem Jahr treffen wir uns wieder und wenn ich dann zwischenzeitlich in mein Stück Holz die dritte Kerbe gemacht habe, dann ist die ja nicht in Ihrem Holzstück, denn dafür mussten wir uns ja einig sein, dass auch Sie die Kerbe erhalten.

 

Knippertz: Das wäre nämlich meine Frage gewesen, wer garantiert mir denn, dass da nicht einer in sein Holz eine weitere Kerbe macht?

 

Prinz:Kann er machen, kann er ja durchaus machen. Er kann es machen, aber Sie entdecken sofort den Betrug, weil die Kerbe ist ja nicht auch in Ihrem Stück Holz, es sei denn, ich hätte bei Ihnen eingebrochen und hätte Ihr Stück Holz auch noch manipuliert. Aber Sie haben natürlich nur zwei Kerben. Ich habe drei Kerben. Wir legen die beiden Holzstücke zusammen, die auch so auseinandergerissen sind, dass man sehr genau erkennen kann, dass es die beiden sind, die nur zusammengehören. Und dann sehen wir, oh, ich habe gefälscht.

 

Knippertz: Okay, jetzt verstehe ich es wirklich ein bisschen. Das heißt, Blockchain heißt, ich habe zwei Computer oder auch mehrere sogar, wo dann jeder so sein Hölzchen hat. Und dann wird das alles zu einem großen Puzzle zusammengesetzt.

 

Prinz: Ganz genau. Sie können sich das wirklich so vorstellen, dass wir nicht zwei Stück Holz haben, sondern wir haben ganz viele. Und das ist ja mit der Digitalisierung dann auch relativ einfach möglich und speichern im Prinzip auf jedem Computer alles, was wir über die Transaktionen wissen. Das heißt, jeder Computer hat im Prinzip eine komplette Kopie aller Buchhaltungsinformationen, die in unserem Geschäft vorgekommen sind.

 

Knippertz: Und sobald einer das fälschen würde, würde alles zusammenbrechen?

 

Prinz: Sobald einer das fälscht, können die anderen entdecken, dass er gefälscht hat. Er kann fälschen, er kann durchaus fälschen. Nur wenn er dann mit dieser Information, indem er sich zum Beispiel etwas mehr Geld gutschreibt, eine Geldüberweisung machen will, dann entdecken alle anderen, dass er seine Informationen gefälscht hat, weil sie ja ganz andere Informationen darüber haben. Und das ist dann im Prinzip eine Art Mehrheitsentscheidung, die auch stattfindet, weil er kann seine Daten fälschen, aber er kann nicht die Daten der anderen fälschen.

 

Knippertz: Ah, das ist cool. Jetzt so langsam versuche ich es zu verstehen. Toll. Das ist immer gut, wenn man aus einem Podcast schlauer rausgeht, als man reingekommen ist. Wenn Sie jetzt den kleinen und mittleren Firmen begreiflich machen wollen, die Blockchain-Technologie ist gut für euch – Sie haben ja eben auch davon gesprochen, dass manchmal auch andere Sachen gut sein können –, wann ist es denn gut?

 

Prinz: Fragen, die wir stellen, sind, haben Sie Daten, die Sie im Austausch mit Ihren anderen Kooperationspartnern in einer Lieferkette – das können Kunden sein, das können aber auch Lieferanten sein –, gibt es dort Informationen, die sicher verwaltet werden müssen, die vertrauensvoll verwaltet werden müssen und wo Sie sicherstellen möchten, dass die nicht manipuliert werden können. Wenn das der Fall ist, sei es Herkunftsbezeichnungen, vielleicht auch mal der CO2-Fingerabdruck, sei es, dass eine Kuh biozertifiziert ist, dass die Milch der Kuh entsprechend weiterverarbeitet wurde, in der Molkerei vielleicht Grünstrom verwendet wurde. Wenn diese Informationen transparent gemacht werden sollen, sodass es nachprüfbar bleibt über eine gesamte Kette, dann haben wir schon einen ersten möglichen Anwendungsfall gefunden. Und der zweite Fall ist noch, gibt es im Moment niemanden, der das vertrauenswürdig für uns verwaltet? Wenn wir mal an das Geldgeschäft denken. Wir haben ja die sogenannten Intermediäre, die Mittelsmänner, die für uns sehr vertrauensvoll Geldgeschäfte abwickeln, also Banken. Denen vertrauen wir ja auch, und die machen das ja auch immer korrekt.

 

Knippertz: Meistens.

 

Prinz: Ja, richtig. Im Bereich des Bitcoins oder der Kryptowährungen versucht man ja, die Banken zu ersetzen durch dieses Netzwerk. Diese Anwendungsfälle adressieren wir aber gar nicht, sondern häufig geht es darum, suchen Sie eine Art Notar, eine Art Notar-Funktion, wo ein Notar zu teuer wäre, wo es auch niemanden gibt, der dieses als eine Plattform anbietet, wo Sie das in Ihrem Netzwerk gemeinsam regeln wollen, dann kann die Blockchain-Technologie eine Rolle spielen und häufig redet man da auch gar nicht so sehr von der Blockchain-Technologie, sondern von der Distributed-Ledger-Technologie. Das kürzt sich dann DLT ab und übersetzt sich so in „Verteiltes Kontenbuch-Technologie“.

 

Knippertz: Ja.

 

Prinz: Das heißt also, für unsere gemeinsamen Geschäftsprozesse suchen wir uns nicht eine Instanz, die das für uns komplett managt, sondern wir versuchen das gemeinsam und verteilt zu regeln, indem wir im Prinzip alle unsere Teile des Kerbholzes verwalten. Und dann nehmen wir dann eben eine DLT-Technologie, die wir dann eben gemeinsam betreiben.

 

Knippertz: Wir alle sind dann sozusagen das, was bisher die Bank für uns war? Wir vertrauen uns alle gegenseitig? Dann finden die Banken das wahrscheinlich gar nicht so gut, oder?

 

Prinz: Ja, Banken schauen da natürlich sehr genau hin. Auch die Regulierungsbehörden schauen da sehr genau hin. Wenn es um Geldgeschäfte geht, natürlich spielt die Bank da eine Rolle. Das ist auch sehr stark reguliert. Wenn es darum geht, dass wir irgendwelche anderen Daten, die in Lieferketten eine Rolle spielen, dann sind die Banken noch außen vor. Dann bieten sich hier sehr, sehr große Möglichkeiten, die DLT-Technologie eigentlich einzusetzen. Und da redet man häufig nicht mehr von Blockchain, weil Blockchain wird häufig damit assoziiert, das ist ein sehr offenes Netzwerk, jeder kann mitmachen. Aber so Ableger davon, das ist eben diese besagte Distributed-Ledger-Technologie, und die können wir auch in abgeschlossenen Netzwerken betreiben, wo sich also eine Lieferkette, wo sich Unternehmen eines bestimmten Typs zusammenschließen, um ein solches Netzwerk zu betreiben.

 

Knippertz: Jetzt haben Sie eben gesagt, man könnte zum Beispiel bei unserer Bio-Kuh Emma, um bei der zu bleiben, eventuell gucken, hat man da wirklich grünes Gras zum Beispiel zu fressen gegeben. Das ist dann alles dokumentiert. Jetzt gibt es ja aktuell ein Beispiel, fällt mir ein, wo das vielleicht auch passen könnte, oder vor kurzem in der Vergangenheit gab es ja den Tankrabatt. Wenn das jetzt alles in der Blockchain reguliert wäre, könnte man dann schauen, wer letztendlich davon profitiert hat? Könnte man nachweisen, dass die Mineralölkonzerne einen Teil des Rabatts eingestrichen haben?

 

Prinz: Ist schwierig. Die Frage hatten wir auch schon. Es ist schwierig. Man könnte vielleicht darüber transparent machen, wie sind die einzelnen Kostenanteile, die dort verkauft werden? Ich würde hier aber keine Blockchain-Lösung annehmen. Ich denke mal, hier reicht es, wenn man vielleicht mehr Transparenz über die Einkaufspreise oder Ähnliches schafft. Ich glaube, hier mit einer Blockchain zu argumentieren, das wäre verfehlt. Und man muss auch eines betrachten, eine Blockchain speichert nicht die Wahrheit. Also eine Blockchain sorgt dafür, dass eine Information, die wir einmal dort abgelegt haben, nachträglich nicht mehr manipuliert werden kann. Und das ist dann immer das sogenannte Orakel-Problem. Das heißt also, man sagt doch häufig „garbage in, garbage out“, also, wenn ich Unsinn in die Blockchain schreibe, bleibt das Unsinn. Dadurch, dass es in diesem verteilten Netzwerk gespeichert wird, wird es nicht wahr. Und deshalb muss man immer auch dafür Sorge tragen, dass die Information, die in die Blockchain geschrieben wird, auch korrekt ist. Das kann die Blockchain nicht prüfen. Sie führt keine Korrektheitsprüfung durch. Sie sorgt nur dafür, dass Informationen, die einmal dort abgelegt worden sind, nachträglich nicht mehr manipulierbar sind.

 

Knippertz: Okay, dann gehe ich wieder weg vom Öl, wieder hin zu unserer Bio-Kuh. Wenn der Biobauer oder die Biobäuerin reingeschrieben hat, ja war grünes Gras, dann garantiert mir die Blockchain noch nicht, dass das auch wirklich grünes Gras war.

 

Prinz: Nein, überhaupt nicht. Wir wissen nur, der Bauer hat es gesagt. Er kann das validieren, indem er sagt, das wurde mir bestätigt von einer Prüforganisation –Demeter, der TÜV oder wer auch immer –, der dann ein bestimmtes Zertifikat erteilt hat. Auch dieses Zertifikat kann er dort hinterlegen. Aber letztendlich liegt das Vertrauen häufig auch wiederum außerhalb der Blockchain. Das ist oft so sehr ambivalent, weil man ja sagt, die Blockchain schafft Vertrauen. Ja, sie schafft das Vertrauen, dass die Daten, die dort einmal abgelegt worden sind, nicht nachträglich manipuliert worden sind.

 

Knippertz: Ist ja auch schon mal etwas.

 

Prinz: Genau, das ist schon ein großer Wert. Aber wir müssen trotzdem das Vertrauen haben, dass die Daten, die dort reingeschrieben worden sind, von jemandem geprüft worden sind und dass sie korrekt sind. Wir haben wohl den Vorteil, wenn jemand dort gelogen hat, können wir es ihm sehr gut nachweisen. Das heißt also, wenn der Bauer dann da reingeschrieben hat, die Kuh wurde mit Bio-Futter ernährt und wir stellen nachher fest, da ist irgendetwas faul, dann kann man dem Bauer die Ohren langziehen und sagen, pass mal auf, du hast es aber gesagt. Und ich nehme da häufig so dieses Beispiel von Trump. Wenn Trump alle seine Tweets in die Blockchain schreiben würde, dann würden die dadurch nicht wahr. Wir können ihm aber in zehn Jahren noch nachweisen, was er für einen Unsinn erzählt hat und er kann es eigentlich nicht ableugnen.

 

Knippertz: Ja, wäre schön gewesen. Ich bleibe bei meiner Lieblings-Kuh Emma. Nicht die Kuh Elsa, sondern die Kuh Emma. Vielleicht können Sie mir mal beschreiben, wieso so eine Bio-Kuh ein gutes Beispiel für den Nutzen von Blockchain sein kann. Ganz konkret.

 

Prinz: Ja. Hier geht es im Wesentlichen darum, dass wir nachvollziehen können, was aus der Kuh Emma geworden ist, wo sie herkommt und was auch aus den Produkten geworden ist, die auf der Kuh Emma basieren. Fangen wir mal ganz vorne an. Die Kuh Emma selber ist registriert, häufig auch jetzt in Datenbanken. Wir können die Kuh Emma aber auch in einer solchen Blockchain registrieren, zusammen mit Zertifikaten, die nachweisen, dass diese Kuh Emma aus einer bestimmten Linie kommt. Wir können dann auch dort dokumentieren, welches Futter sie bekommen hat oder dass der Bauer in seiner gesamten Haltungsform eben biokonform ist. Jetzt produziert die Kuh Emma Milch. Diese Milch wird weitergegeben und von einer Molkerei weiterverarbeitet, vielleicht zu Sahne oder anderen Produkten gemacht. Sie landet irgendwann im Handel. Jetzt kennen wir alle die Produkte im Handel, die uns mit Fotos glückliche Kühe zeigen.

 

Knippertz: Ja.

 

Prinz: Und wir wissen ja auch häufig, dass dann die Kuh oder die Verpackung mit den glücklichsten Kühen am teuersten ist. Wir sind ja auch bereit, für diese Bioprodukte etwas mehr zu zahlen. Aber häufig ist das doch ein Vertrauen in die Werbung.

 

Knippertz: Absolut.

 

Prinz: Und in die Marke.

 

Knippertz: Absolut.

 

Prinz: Wir gehen auch nicht davon aus, dass dort viel geschummelt wird. Aber wir können es über eine Blockchain-Lösung sehr viel transparenter machen. Wo kommt die Milch her? Wo wurde sie weiterverarbeitet? Hat die Molkerei vielleicht grünen Strom genutzt, um ihren Betrieb zu organisieren? Wurde in der Logistikkette, wurden Lkws genutzt, die besonders wenig Emissionen haben oder Ähnliches. Das kann man in einer Blockchain dokumentieren und hier haben wir genau wiederum dieses Netzwerk von verschiedenen Stakeholdern oder verschiedenen Mitspielern. Wir haben die Logistikunternehmen, wir haben die Molkerei, wir haben das weiterverarbeitende Gewerbe, wir haben den Ursprung eines Produktes. Und das lässt sich letztendlich über eine Blockchain nachverfolgen, sodass der Kunde nachher im Laden, in dem er einen QR-Code scannt – das kennen wir jetzt alle vom Covid-Pass – nachvollziehen kann, wo kommt die Milch her, wie wurde sie weiterverarbeitet.

 

Knippertz: Ah, das würde gehen? QR-Code…?

 

Prinz:Über einen QR-Code könnten wir das dann alles nachvollziehbar machen. Natürlich… Das lässt sich in der Blockchain dokumentieren. Kritiker sagen, okay, wir vertrauen dann aber immer noch, dass die Angaben, die gemacht worden sind, korrekt sind. Das stimmt. Wie ich schon erwähnte, die Blockchain kann das nicht prüfen. Ob der Lkw, mit dem die Milch transportiert wurde, wirklich emissionsfrei ist. Das kann sie nicht prüfen. Wir können nur feststellen, es wurde so dokumentiert. Und vielleicht noch, um noch etwas Besonderes hintendran zu setzen, häufig denken wir ja auch, ja, wenn wir mehr für die Milch bezahlen, dann bekommt auch der Bauer mehr dafür. Aber wissen wir, ob das nicht vom Handel oder von der Molkerei eingestrichen wird? Wir könnten hier sogar direkt über die Blockchain Zahlungsprozesse transparenter machen, indem man sieht, ja, wenn ich jetzt hier meine Milch kaufe, geht ein gewisser Anteil auch wiederum an den Bauern zurück, sodass man auch das gute Gefühl, was man hat, belegt bekommt dadurch, dass wirklich ein Anteil des Preises, des erhöhten Preises, den ich gerne dafür zahle, wieder zurückgeht an den Bauern. Und somit erreichen wir ein gewisses Maß an Fairness, eine erhöhte Transparenz und das kann man über eine Blockchain sichtbar machen.

 

Knippertz: Also das heißt klar, ich muss vertrauen, dass die Angaben richtig gemacht worden sind, bin mir dann aber sicher, dass es nachträglich nicht gefälscht wurde. Wie nutzt das denn jetzt den Bauern im Rheinischen Revier oder mir als Kunden? Transparenz ist dann das…

 

Prinz: Es ist eine erhöhte Transparenz, es ist ein Alleinstellungsmerkmal. Also ich meine, wir haben ja sehr, sehr viele Produkte, die sehr ähnlich sind. Und über die Digitalisierung erreichen wir ja Alleinstellungsmerkmale. Und wir sind ja immer noch… häufig treffen wir in der Industrie auf Unternehmen, die hervorragende Produkte herstellen, denen aber oft noch so die digitalen Dienste dazu fehlen. Ganz einfachsten Fall, wir nehmen eine Kaffeekanne – es ist wirklich ein sehr triviales Beispiel – wir nehmen eine Kaffeekanne, die Sensorik eingebaut hat und die dann selber dazu in der Lage ist, beim Caterer automatisch nachzubestellen oder Ähnliches. Dann hat diese Kaffeekanne ein besseres Alleinstellungsmerkmal als eine, die das nicht hat. Und so reden wir häufig von digitalen Diensten, die mit Produkten verknüpft sind, sodass wir mit denen mehr verkaufen können. Und jetzt müssen wir uns überlegen, geben wir diese digitalen, die Zusatz-Dienste, geben wir die an die großen Player ab, Amazon, Google, all die großen Plattformen, die ja häufig an der Digitalisierung gewinnen, während Unternehmen die Rohstoffe dazu liefern, also ihre Produkte liefern, und die dann die digitalen Zusatz-Dienste dranpacken. Und da kann die Blockchain eine Lösung bieten, das jetzt auch selbstverantwortlich zu machen, das also im Netzwerk selber zu organisieren, ohne das jetzt den großen Plattform-Anbietern zu überlassen.

 

Knippertz: Apropos groß, nutzen so große Unternehmen so eine Blockchain-Technologie auch schon um transparenter zu machen, ob – jetzt bleiben wir auch mal beim Kaffee – Kaffeebauern auch…

 

Prinz: Kaffee ist ein wunderbares Beispiel. Nespresso. Nespresso hat einen Blockchain-Kaffee. Ja, wenn sie...

 

Knippertz: Blockchain-Kaffee?

 

Prinz: Blockchain-Kaffee, so wird er genannt.

 

Knippertz: Wie schmeckt der?

 

Prinz: Der schmeckt sehr gut. Wir haben ihn schon probiert und wir stehen da auch mit denen in Kontakt. Die haben einfach eine Lösung gebaut, wo sie, wenn sie die Kapseln kaufen, da ist auch ein QR-Code auf der Packung, den können sie scannen und dann können Sie im Prinzip über eine App nachvollziehen, wo kommt der Kaffee her, welche Kleinbauern in Afrika haben diesen Kaffee produziert und wie wurden die dafür entlohnt. Das heißt also, das Beispiel, was ich eben über die Milch erzählt habe, das ist dort schon in Teilen professionell umgesetzt worden von einem sehr großen Konzern, der damit auch natürlich Vertrauen schaffen will, dass der Kaffee, den man kauft, wirklich… oder der erhöhte Preis, dass der den Kleinbauern zugutekommt.

 

Knippertz: Okay, das hört sich gut an. Jetzt muss man natürlich sagen, es gibt auch ganz vielen anderen tollen Kaffee, von Melitta, von Eduscho. Aber das ist natürlich gut, wenn es transparent gemacht wird und man sehen kann, ja, das kommt da an, wo ich es auch möchte als Kunde. Jetzt haben Sie eben gesagt, hauptsächlich kleine und mittlere Unternehmen. Ich weiß, dass Sie auch schon mal mit einem Logistikunternehmen zusammengearbeitet haben, das Gefahrengüter transportiert bzw. sich darauf konzentriert hat. Wie hilft die Blockchain da?

 

Prinz: Das ist ein Logistikunternehmen hier aus dem Rhein-Erft-Kreis und dabei geht es darum, dass dort eben hochgiftige Chemikalien transportiert werden. Also die transportieren keine Milch und kein Kölsch, sondern wirklich hochgiftige Chemikalien. Und diese Tanks, die müssen nach jeder Fahrt entsprechend gereinigt werden. Das geschieht in einer Tank-Reinigungsanlage und dann wird das anschließend dokumentiert. Abhängig von den Produkten, die vorher darin waren, müssen bestimmte Reinigungsprozesse durchgeführt werden und genau das wird dokumentiert. Und das erfolgt auf einem Blatt Papier mit einer handschriftlichen Unterschrift. Und dieses Blatt Papier ist noch besonders bedruckt, es ist sehr bunt, fast wie ein Geldschein sieht es aus. Und das ist die Sicherheit, die dahintersteckt. Jetzt sagt dieses Unternehmen auch, dass der gesamte Logistikmarkt natürlich mit sehr geringen Margen arbeitet. Und dieses Unternehmen argumentiert….

 

Knippertz: Das sagen ja alle. Alle sagen immer, ah, die Margen sind so...

 

Prinz: …die Margen sind so gering. Aber hier herrscht ein sehr starker Konkurrenzdruck und dieses Unternehmen argumentiert über Sicherheit und Qualität. Und mir geht es jetzt darum, in einem Projekt zu erproben, können wir diese Reinigungszertifikate auch digital ausstellen, so, dass sie in einem Netzwerk von verschiedenen Logistikern, Reinigungsanlagen, aber auch Prüfstellen – und das sind dann wiederum diese verschiedenen Chemieparks, die wir ja auch im Rheinischen Revier haben, Dormagen, Leverkusen, Knapsack Hürth; da gibt es ja ganz viele verschiedene Industrieparks, die auch zu den Kunden gehören – sodass man wirklich feststellen kann, dieser Tank wurde entsprechend gereinigt und das Zertifikat ist echt, bis dahin, dass wir über die digitalisierte Lösung auch feststellen können, wurde das Zertifikat überhaupt geprüft. Ja, wir kennen das, dann kommt dann der Tankwagen an und man kennt die und die zeigen kurz das Zertifikat hoch und da sagen wir, ah, Jupp, dich kenne ich, fahr durch. Ich unterstelle den Mitarbeitern da überhaupt nichts, aber wir alle kennen das aus diesen Prüfprozessen. Wir haben ja häufig auch Vertrauen wirklich dann in die Menschen, was ja auch sehr richtig und sehr wichtig ist. Aber damit lässt sich auch nachvollziehen, ob dieser gesamte Prozess ordentlich abgewickelt wurde. Und hier erproben wir jetzt, ob man das mithilfe einer Blockchain-Lösung umsetzen kann. Aber auch das Für und Wider, weil es gibt andere Möglichkeiten, das auch umzusetzen, man kann es auch mit digitalen Unterschriften und Ähnlichem lösen. Hier geht es auch mal darum, die Praktikabilität dieser Lösung zu erproben, um damit auch den Unternehmen hier ein Alleinstellungsmerkmal zu geben und damit auch einen Wettbewerbsvorteil.

 

Knippertz: Dann wäre Blockchain-Technologie doch auch gut für Unternehmen – Stichwort Nachhaltigkeit, ist ja auch in aller Munde – also, wenn es um den CO2-Fußabdruck geht, zu zeigen, ich habe weniger Emissionen oder ich habe so und so viele Emissionen rausgepustet.

 

Prinz: Ja, das ist im Moment eine sehr intensive Diskussion darum, wirklich den CO2-Fußabdruck über eine Blockchain nachvollziehbar zu machen. Das ist der eine Punkt, dass man also nachvollziehen kann, welchen CO2-Fußabdruck hat jetzt dieses Produkt. Da hat man natürlich viele Probleme. Also erst mal, wie kalkuliere ich denn eigentlich, wie berechne ich eigentlich den CO2-Fußabdruck. Die Blockchain ist da häufig so das kleinere Problem. Die andere Lösung ist, dass man sogenannte Tokens ausgibt. Das heißt also im Prinzip eine Art Eigenwährung, eigene Münzen, wo man sagt…

 

Knippertz: Digitale Münzen?

 

Prinz: Digitale Münzen im Prinzip, die dann auf der Blockchain gehandelt werden können für den CO2-Verbrauch. Unterschiedlichste Ansätze gibt es da. Da sind also sehr große Unternehmen wie Siemens unterwegs, die solche Lösungen anbieten. Es gibt aber auch andere, kleinere Unternehmen, Start-ups, die jetzt genau diesen Markt adressieren, um das nachvollziehbar zu machen und vielleicht auch dafür einen besonderen Markt zu schaffen.

 

Knippertz: Ja, also hört sich sehr, sehr in die Zukunft gewandt an. Das sind irre viele Möglichkeiten – vielleicht auch für den Alltagsgebrauch, wo man es gar nicht merkt, dass Blockchain dahintersteckt?

 

Prinz: Ja, ich glaube, im Moment haben wir vielleicht das Problem, dass jeder genau verstehen will, was hinter diesem System steckt. Und oft nutzen wir ja auch Technologien und wissen gar nicht genau, was dahintersteckt. Also wie funktioniert eigentlich die Spracherkennung bei Alexa oder bei Google? Ja, das verstehen wir ja auch nicht genau. Aber wir nutzen es einfach. Und ich glaube, wir werden in Zukunft Lösungen haben, wo wir gar nicht mehr genau feststellen können, ob da die Blockchain oder eine aus dieser Blockchain/Distributed-Ledger-Technologie abgeleitete Technologie dahintersteckt. Das wird sich so weiterentwickeln, dass die Urform der Blockchain später gar nicht mehr so genutzt wird, sondern Teilkomponenten, aus denen diese Technologie zusammengebaut worden ist, in verschiedenen Anwendungen genutzt werden. Und ich glaube, das wird auch für viele kleinere Unternehmen so sein. Denn, wenn große Unternehmen wie Automobilhersteller damit beginnen, zu sagen, wir müssen jetzt den CO2-Fußabdruck oder die Nachhaltigkeit unserer Lieferketten zu dokumentieren, dann ist es oft gar nicht mehr die Entscheidung der kleineren Unternehmen, da mitzumachen oder nicht, es wird einfach von den Großen diktiert, daran teilzuhaben. Und das kann natürlich in einer cloudbasierten Plattformlösung enden. Das kann auch in der Blockchain-Lösung enden. Das wird aber… das werden die nächsten Jahre zeigen, wo das hingeht.

 

Knippertz: Jetzt gibt es aber auch einen großen Kritikpunkt bei der Blockchain-Technologie. Das habe ich mitbekommen in den Diskussionen vorher. Dadurch, dass dann eben oft sehr viele Rechner involviert sind, ein großes Netzwerk da ist, ist das halt auch sehr energieintensiv.

 

Prinz: Das stimmt und das lässt sich auch nicht leugnen, dieser Aspekt. Man redet dann immer… man kennt ja die Bitcoin-Blockchain, die Ethereum-Blockchain. Das sind halt öffentlich betriebene Blockchains, wo jeder mitmachen kann. Also Sie können jetzt auch nach Hause fahren und dann den Rechner hochfahren und dann sich einen entsprechenden Knoten darauf installieren. Es ist nicht ratsam, das zu tun, weil es Ihren Rechner überlastet und Sie auch keine Gewinne davon hätten letztendlich. Aber diese Netzwerke sind sehr, sehr energieintensiv. Man unterscheidet dann aber auch andere Netzwerke, die eben in bestimmten Konsortien oder Communities betrieben werden können. Da gibt es eine große Blockchain, die Bloxberg-Blockchain, die von der Max-Planck-Gesellschaft initiiert worden ist, oder aber andere mehr konsortial betriebene Blockchains, die man dann eigentlich gar nicht mehr so sehr als eine Blockchain bezeichnet, sondern wirklich als eine Distributed-Ledger-Technologie. Hier kann man ganz andere Algorithmen verwenden, um die Blockchain zu betreiben, die nicht so energieintensiv sind. Und dann können sie diese Blockchains eigentlich ganz normal betreiben, wie wenn sie normalen Webserver betreiben oder Ähnliches.

 

Knippertz: Verstanden habe ich, dass Blockchains sozusagen wie Netzwerke funktionieren. Aber, was ich noch nicht so genau weiß, wie funktioniert das rein technisch? Warum „Blockchain“ eigentlich? Warum heißt das eigentlich so?

 

Prinz: Ja, Sie müssen sich das so vorstellen, wir… gehen wir mal einfach von einer normalen Transaktion aus, die wir in diese Blockchain schicken. Also wir wollen eine Geldüberweisung dort dokumentieren oder wir speichern einfach hinein, dass die Kuh Emma jetzt ein besonderes Futter bekommen hat. Dann geben wir diese Information in das Netzwerk rein. Nun muss diese Information ja in diesem Netzwerk gespeichert werden und es reicht ja nicht, wenn nur mein Knoten in diesem Netzwerk das speichert.

 

Knippertz: Was heißt Knoten?

 

Prinz: Knoten, also mein Rechner in diesem Netzwerk. Also betrachten wir das Netzwerk als ein Netzwerk von verschiedenen Computern. Und dann hat der Bauer hat einen Computer, die Molkerei hat einen, der Händler hat einen, der Lieferdienst hat einen. Und das sind natürlich viele. Und wir haben da vielleicht nachher 50 bis 100 Computer, die dieses Netzwerk aufbauen. Jeder betreibt das gleiche Stück Software aus dieser Blockchain und jetzt geben wir für uns diese Transaktion in diese Blockchain hinein. Also wir melden jetzt, die Kuh Emma hat jetzt bestimmtes Futter bekommen oder wurde zertifiziert von Demeter als eine Bio-Kuh oder was auch immer. Dann geben wir diese Informationen senden wir an das Netzwerk. Diese Information wird in dem Netzwerk verteilt. Jetzt müssen wir ja entscheiden, können wir diese Information an alle anderen Informationen, die wir schon haben, anhängen. Und dieses Anhängen geschieht nicht, indem wir einfach etwas dahinter schreiben, sondern indem wir Blöcke bilden. Und diese Blöcke beinhalten verschiedene Transaktionen, also nicht nur die Information von Kuh Emma, sondern auch noch von Kuh Elsa oder von Kuh Frederike oder dem Stier Otto oder wie auch immer oder, dass eine bestimmte Lieferung erfolgt worden ist und Ähnliches. Das heißt, wir sammeln solche Transaktionen in diesem Netzwerk auf und dann muss entschieden werden, wer diese Transaktion jetzt in diesem Netzwerk an die schon gesammelte Information anhängt.

 

Knippertz: Und wer entscheidet das?

 

Prinz: Niemand einfach von außen. Denn dann hätten wir ja wieder von außen eine Machtposition, die das entscheidet. Das muss im Prinzip geregelt werden über einen Algorithmus, der zufällig entscheidet, wer das macht in diesem Netzwerk, sodass es immer jemand anders ist.

 

Knippertz: Ah!

 

Prinz: Denn wenn es immer der gleiche wäre, dann könnte er ja versuchen, Informationen einzuspielen oder Informationen zu manipulieren. Das heißt, wir wollen immer jemand anderen auswählen, der diese Informationen im Prinzip an die schon historische Information anhängt. So, und deshalb wird dort häufig eine Art Rätsel verwendet. Man stellt ein Rätsel, ein sogenanntes kryptographisches Rätsel, was errechnet werden muss. Und…

 

Knippertz: Das wäre für mich schon schlecht. Ich kann kein Mathe.

 

Prinz: Ja, dann nehmen Sie einen Computer dafür. Dieses Rätsel lässt sich eigentlich nur durch Ausprobieren lösen. Das heißt also, die Computer probieren verschiedene Zahlenkombinationen aus. Und wenn sie eine bestimmte Zahlenkombination gefunden haben, die in Kombination mit dem Block, den sie gerade an die vorangegangene Information anhängen wollen, wenn die passend ist nach bestimmten Regeln, dann haben sie das Recht, diesen Block, der entstanden ist aus verschiedenen Transaktionen, an die alte Information anzuhängen. So, diese alte Information besteht auch aus Blöcken. Das sind immer Blöcke, die bestimmte Transaktionen, also Informationen, enthalten und die miteinander kombiniert werden, verkettet werden. Und dadurch entsteht eine Kette von Blöcken, die sogenannte „Blockchain“. Und diese Kette ist auch nicht einfach so verknüpft, dass Block 7 hinter Block 6 hängt, sondern Block 7 hat eine Verbindung zum Inhalt von Block 6. Und wenn jetzt jemand hingeht und den Inhalt von Block 6 ändert, dann passt er ja nicht mehr zu Block 7, weil Block 7 weiß ja, ich gehöre zum Inhalt von Block 6, und das hat er in sich gespeichert. Und wenn jetzt jemand versucht, in der Kette etwas zu manipulieren, kann man sehr schnell feststellen, dass die Kette gebrochen wird. Das heißt also, die Verlinkungen zwischen diesen Blöcken gehen kaputt, wenn einer mittendrin Informationen ändert.

 

Knippertz: Wie viele Unternehmen haben Sie schon beraten? Kann man das sagen?

 

Prinz: Also wir sind jetzt ein Jahr sind wir jetzt gefördert. Und in diesem einen Jahr hatten wir schon eine Reihe von Veranstaltungen organisiert. Wir hatten schon über 50 Unternehmen, mit über 50 Unternehmen Kontakt, mit denen wir gesprochen haben, die wir darüber aufgeklärt haben. Nur das sind langwierige Prozesse und die auch… wo in den Unternehmen erstmal eine Entscheidung getroffen werden muss, gehen wir in diese Richtung, wie digitalisieren wir. Und es werden ja… stehen ja verschiedene Angebote zur Verfügung an Technologien, auch an Digitalisierungsmethoden. Das Schöne ist, dass das Ganze eben auch gefördert wird. Es gibt Förderprogramme im Rheinischen Revier, auf die man sich bewerben kann. Und hier gibt es jetzt schon eine ganze Reihe von Ideen. Einerseits… wir haben eben über diese Tankreinigung gesprochen, digitale Produktpässe für bestimmte Fahrradteile oder Ähnliches. All das sind Ideen, die im Moment weiter entwickelt werden und wo dann auch die Unternehmen Förderanträge stellen können, um gemeinsam mit Forschungseinrichtungen, aber eben auch mit Start-ups, mit IT-Unternehmen Lösungen zu entwickeln.

 

Knippertz: Also 50 Unternehmen höre ich jetzt raus? Und Sie werden auch gefördert? Von wem?

 

Prinz: Wir werden im Rahmen der Strukturförderung gefördert. Also konkret ist es das BAFA, das ist das – da muss ich jetzt überlegen, hat so einen ganz komplizierten Namen – Bundesanstalt für Ausfuhren und noch etwas Anderes. Also müsste ich eigentlich wissen, weil die uns das Geld geben. Es ist jedenfalls im Rahmen des STARK-Programms. Und dieses STARK-Programm ist ja das Programm, was den Strukturwandel im Rheinischen Revier unterstützen soll.

 

Knippertz: Also die Politik fördert Sie?

 

Prinz: Ganz genau, mit großer Unterstützung des Wirtschaftsministeriums hier in NRW, die das sehr, sehr stark vorantreiben.

 

Knippertz: Und wie fördern die Sie? Mit Kryptowährung, mit Bitcoin, Ethereum?

 

Prinz: Um Gottes Willen, nein, nein. Wir erhalten finanzielle Mittel und diese Mittel ermöglichen es uns, dieses Blockchain-Reallabor in Hürth zu betreiben. Eine alte Halle haben wir dort angemietet, in dem Euronova-Campus. Das ist die Halle, wo früher Ilona Christen und Hans Meiser ihre ersten Talkshows gemacht haben. Und die bietet uns die Möglichkeit, dort Showcases aufzubauen, Veranstaltungen zu organisieren, aber eben auch Besucher zu empfangen.

 

Knippertz: Aber Kryptowährungen sind ja in aller Munde. Haben Sie selbst welche?

 

Prinz: Ich habe mal welche gekauft, aber weniger, um damit zu spekulieren, sondern einfach, um selber mal welche gekauft zu haben, um den Prozess zu kennen. Kryptowährungen sind sehr volatil und da hinein zu investieren ist eigentlich ja… da kann ich auch zur Spielbank gehen. Und deshalb investieren wir natürlich die Förderung nicht in Kryptowährungen.

 

Knippertz: Das hören die Förderer wahrscheinlich sehr gerne.

 

Prinz: Sehr gerne, ja genau. Hätten wir es vielleicht mal vor einigen Jahren gemacht, dann könnten wir das Projekt jetzt fünf Jahre länger laufen lassen. Wenn man jetzt den Verfall der Kryptowährungen sieht, dann wäre das Projekt vielleicht doch bald schon wieder zu Ende. Aus diesem Grunde ist das eine sehr spekulative Sache, wo wir auch keine Empfehlungen abgeben.

 

Knippertz: Und was halten Sie dann von, wenn wir ja schon bei Empfehlungen oder keine Empfehlung sind, von der anderen Sache, die auch überall gerade aufploppen, NFT‘s, Non Fungible Tokens, diese digitalen Kunstwerke?

 

Prinz: Ja, das ist ein sehr interessanter Aspekt, weil da steckt eine bestimmte Idee hinter. Wir kennen alle das Problem, dass Kunst auch sehr stark kopierbar ist, vor allen Dingen digitale Kunst sehr stark kopierbar ist. Mit den NFT‘s wird versucht, Kunst wiederum einzigartig zu machen und dem einen Seltenheitswert zu geben. Ich nehme ein digitales Bild, was sich jeder im Netz runterladen kann, erzeuge davon die Prüfsumme oder Fingerabdruck, den sogenannten NFT und speichere das in einer Blockchain. Und dann kann ich über diese Blockchain, diese Prüfsumme handeln. Ich handele damit nicht das digitale Bild, ich handle die Prüfsumme des digitalen Bildes. Und das ist für viele schwer verständlich. Warum soll ich, wenn ich doch das Bild eigentlich gar nicht besitze und das jeder im Netz runterladen kann, warum soll ich dann für einen Zahlencode, der das Bild nur in gewisser Form repräsentiert, auch noch Geld geben? Aber das ist der NFT eigentlich. Und da gibt es jetzt wirklich NFT‘s, die zu astronomischen Preisen gehandelt werden.

 

Knippertz: Ja, auch aus dem Rheinischen Revier, ne? Die sieben Schornsteine.

 

Prinz: Die sieben Schornsteine. Wir haben das gemacht, letztlich für den Digital Tag bei uns in Hürth. Da haben wir alte Industriebilder, haben wir dann auch mal als NFT umgesetzt und haben die dann für einen guten Zweck verkauft und zwar für die Partnerstadt in der Ukraine. Und der Erlös ging eigentlich an die Partnerstadt in der Ukraine, um zu demonstrieren, was man mit NFT‘s machen kann. Und das heißt, Sie haben nicht nur gespendet, sondern Sie haben dann auch ein NFT eines schönen alten Bildes aus der Industriestadt Hürth bekommen. Ich gehe nicht davon aus, dass sie in ihrem Wert steigen. Das ist mehr ein symbolischer Akt gewesen. Es gibt NFT‘s, die in ihrem Wert gestiegen sind, wobei es da auch sehr viele Stories gibt, dass da so Insider-Handel getrieben wird, um die nach oben zu treiben. Der Gedanke ist aber eigentlich interessant und wird von vielen Künstlern aufgegriffen, weil man damit eine Art Urheberschaft darstellen kann an einem solchen digitalen Bild. Aber es reicht nicht, wenn das einfach nur in der Blockchain gespeichert ist, man muss sehr viel mehr kontrollieren, wo kommt dieser Fingerabdruck her, diese Prüfsumme her, wer hat sie eingestellt, gehört diese Adresse wirklich zu dem Künstler und Ähnliches. Es ist wirklich nicht damit getan und es gibt auch eine ganze Reihe von Betrugsversuchen. Man muss da vorsichtig sein.

 

Knippertz: Also auch wieder etwas für Sammler. Kunst vielleicht irgendwann mal in einem anderen Podcast. Auf jeden Fall aber das es die sieben Schornsteine aus dem Rheinischen Revier gibt als Kunstwerk finde ich wunderbar, schon wieder ein Bezug...

 

Prinz: Es sind zwölf, das sind die sogenannten zwölf Apostel. Das waren zwölf Schornsteine, die damals in Knappsack standen in dem alten Industriegebiet. Und dann wurden es nur noch sieben, weil einer nach dem anderen dann abgerissen worden ist. Aber es waren zwölf, und deshalb hießen die die zwölf Apostel.

 

Knippertz: Ja, aber der Bezug zum Rheinischen Revier, der ist ja auch hier in diesem Podcast immer wieder gegeben. Auch dadurch, dass Sie heute hier sind, freue ich mich sehr. „Codename Blockchain-Institut“ habe ich noch von Anfang unseres Podcasts im Ohr. Wenn Sie jetzt Ihr Reallabor in zehn Jahren sehen, was sehen Sie?

 

Prinz: Dann sehe ich, dass die Blockchain-Technologie und alle ihre Nachfolger davon, also was daraus geworden ist, sehr viel stärker in unser Leben eingetreten ist und dass wir häufig gar nicht mehr darüber reden, dass wir eine Technologie nutzen, die dann eben einfach darauf basiert. Ich hoffe auch, dass wir dann eine Art Ökosystem geschaffen haben, wo Unternehmen untereinander sehr viel stärker vernetzt sind, vertrauensbasiert Geschäftsprozesse darüber abwickeln, Daten austauschen und wo die Blockchain als eine Komponente von vielen, dazu gehört dann auch KI, 5G-Netze und Ähnliches, eine Rolle spielen kann. Und ich hoffe, dass wir es dann vielleicht doch geschafft haben, hier im Rheinischen Revier eine Art Leuchtturm zu schaffen, wo man sagt, dort waren die Unternehmen so offen, sich diesen neuen Technologien anzunehmen, auszuprobieren und hier auch Alleinstellungsmerkmale geschaffen haben und einen Wettbewerbsvorteil bekommen haben.

 

Knippertz: Und dann waren Sie schon wieder mit vorne dabei, als einer der ersten.

 

Prinz: Hoffen wir. Ja.

 

Knippertz: Das war eine Menge Stoff, hat aber bei mir zumindest etliche Wissenslücken in Sachen Blockchain gefüllt. Die Beispiele von Ihnen waren echt toll. Ganz, ganz herzlichen Dank.

 

Prinz: Sehr gerne.

 

Knippertz: Und damit sind wir auch schon am Ende unserer heutigen Episode. Ich bedanke mich ganz herzlich bei Euch für‘s Zuhören. Gerne weitererzählen an Familie, an Freunde oder… gut, eine Podcast-Blockchain weiß ich nicht, ob es die schon gibt. Falls ja, werden wir die ins Leben rufen. Also, damit ihr die neueste Episode immer erhaltet, bitte teilen, liken und diesen Podcast abonnieren und dann beim nächsten Mal wieder dabei sein, wenn es heißt „Revier.Geschichten“. Das war es. Thorsten Knippertz, das bin ich, sage Tschüss.

 

Prinz: Tschüss.

 

Ton: Musik

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