Klimafreundlich bauen

Rund die Hälfte des CO2-Fußabdrucks von Gebäuden entsteht beim Bauen. Entscheidend ist, welche Materialien und wieviel davon verwendet werden. Bei Neubauten können wir also richtig viel für den Klimaschutz tun. Wie das geht, verrät Klaus Dosch von Faktor X. Der begeisterte Segler und „Öko ohne Latzhose“ prophezeit dem Rheinischen Revier eine goldene Zukunft und würde selbst gerne 2100 wiedergeboren werden. Warum? Das erfahrt Ihr in dieser Folge.

Ein Bild von drei Eichenblättern geht fließend in einen Bebauungsplan über
©Francesco Scatena - stock.adobe.com

Dosch: Wir haben ja im Rheinischen Revier eine Riesenherausforderung vor uns. Es wird also ein echt interessanter Raum werden. Ich sage immer so flapsig, München kann sich warm anziehen, wenn das Rheinische Revier erst mal ordentlich beschleunigt hat.

Dosch: Musik

Knippertz: Hallo und herzlich willkommen zu „Revier Geschichten - Dein Podcast zum Rheinischen Revier“ mit Menschen, die was bewegen wollen in der Region, die anpacken, die in die Zukunft schauen. Sie kommen zu mir, erzählen mir ihre Geschichten. Mein Name ist Torsten Knippertz:. Vielleicht kennen Sie mich aus dem Radio oder dem Fernsehen, dem Internet oder als Stadionsprecher bei Borussia Mönchengladbach.

Knippertz: Was ist überhaupt das „Rheinische Revier“? Kann man ja auch nicht davon ausgehen, dass das jeder weiß. Und was leben dort für Menschen? Was sind das für Menschen, die motiviert sind, diesen Strukturwandel voranzutreiben mit ihren Firmen, mit ihrer Energie? Und die lade ich mir immer in diesen Podcast ein. Herzlich willkommen Klaus Dosch.

Dosch: Vielen Dank, Herr Knippertz:.

Knippertz: Bevor wir miteinander reden, würde ich gern kurz über Sie reden. Und zwar mit dem Lebenslauf. Und direkt die Bitte, reinzugrätschen, wenn irgendetwas falsch ist. Wir beschränken uns erst mal auf den beruflichen Lebenslauf.

Knippertz: Musik

Knippertz: 1988 Abschluss zum Diplom-Geologen an der Uni Aachen, 1992 dann der Abschluss zum Diplom-Wirtschaftsingenieur, ebenfalls an der Uni in Aachen und dann sechs Jahre Geschäftsführer der Ecos Umwelt GmbH. Stimmt bis hierhin?

Dosch: Ja, bis dahin stimmt`s, sonst wäre ich reingegrätscht.

Knippertz: Was macht die Ecos Umwelt GmbH?

Dosch: Also um es auf einen Punkt zu bringen: nahsorgenden Umweltschutz. Wir haben also sozusagen hinter der Industrie hergeräumt. Wenn die irgendwo gekleckert haben und es kam Öl oder sonst was in den Boden, dann haben wir dafür gesorgt, erst mal zu wissen, wie viel ist da drin und zweitens das wieder rauszuholen. Und weil man da so schön bohrt, bei der Gelegenheit haben wir auch gleich Geothermie mitgemacht, so oberflächennahe Geothermie. Und bei der Gelegenheit habe ich die geothermische Potenzialkarte in Nordrhein-Westfalen erfunden. Also wir haben die erste Karte gemacht für Düren Mitte der 1990er Jahre und wir haben dann dem Land ein Angebot gemacht, dieses Kartenwerk zu machen für die, aber die haben es dann lieber selber gemacht. Fand ich schade. Aber Erfinder bin ich.

Knippertz: Gute Vorarbeit geleistet, jemand anders hat es dann verwandelt. Geothermische, wie…?

Dosch: …Potenzialkarte. Das hat heute noch das Geologische Landesamt, da können Sie draufgucken und Sie sehen für jeden Ort in Nordrhein-Westfalen, was man da so geothermisch machen kann. Oberflächennahe Geothermie.

Knippertz: Okay, hört sich spannend an, vielleicht gehen wir später auch darauf noch ein bisschen ein. Das, was Sie machen, passt ja auch ganz gut zur weltweit größten Klimaschutzregion, die das „Rheinische Revier“ ja werden soll, oder? Auf dem besten Weg dahin ist es zu werden. Machen wir weiter in dem Lebenslauf. Später dann sieben Jahre

Dosch: Nee, 17.

Knippertz: 17!

Dosch: 17. ich war schon fast Inventar.

Knippertz: Okay.

Dosch: Wahnsinn. 17 Jahre.

Knippertz: …wissenschaftlicher Leiter der Aachener Stiftung Kathy Beys.

Dosch: Nee, das war ich 17 Jahre lang. Von 1999 bis Ende 2016.

Knippertz: Und was macht man da? Was macht die Kathy Beys Stiftung?

Dosch: Die Kathy Beys Stiftung war eine private Stiftung, die sich Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben hat. Und der Vorteil war einfach: Man konnte dann wirklich interessante Projekte anschieben. Haben wir auch gemacht, denn das, worüber wir gleich reden werden, „Faktor X“ und sowas, wäre nicht zustande gekommen ohne diese Stiftung.

Knippertz: „Faktor X“. Damit sind wir wieder bei der Biografie. Das ist nämlich das, was Sie seit 2020 bzw. seit 2017 als Leiter machen. 2020 Gründungsgesellschafter der Roscoe GmbH und seit Januar 2017 Leiter der Agentur „Faktor X“.

Dosch: Genau, das ist richtig.

Knippertz: Wofür steht das X? Was macht der Faktor „X“?

Dosch: Das „X“ steht für einen Verbesserungsfaktor. Wir haben einfach gesagt, Gebäude brauchen Energie. Die brauchen Ressourcen und die emittieren Kohlendioxid - CO2. Und wenn man ein Gebäude machen will, das besser ist als ein anderes, dann kann man ausrechnen, um wie viel besser das ist.

Knippertz: Energetisch.

Dosch: Nee, nicht nur energetisch, sondern auch Emissionen von CO2 und Verbrauch von nicht nachwachsenden Rohstoffen. Und dieser Verbesserungsfaktor ist „X“. Also sagen wir mal so, wenn der Faktor 2 ist, dann ist das Gebäude genau doppelt so gut wie ein Vergleichsgebäude. Das heißt, es braucht die Hälfte an CO2, braucht die Hälfte an Energie, braucht die Hälfte an nicht nachwachsenden Rohstoffen. Wenn ich einen Faktor 4 habe, ist es entsprechend ein Viertel.

Knippertz: Okay

Dosch: Also je höher dieser Faktor, desto besser.

Knippertz: Und das rechnen Sie aus?

Dosch: Das können wir ausrechnen, ja.

Knippertz: Und wie macht man das?

Dosch: Auch das ist verhältnismäßig einfach. Sie zählen einfach die Baustoffe auf, die da so verbaut sind in dem Gebäude und von jedem der Baustoffe wissen Sie, was da drinsteckt an CO2, was das an Energie gekostet hat und wieviel nicht nachwachsende Rohstoffe da drin sind. Und am Schluss machen Sie einen Strich unter die Rechnung und dann wissen Sie das.

Knippertz: Und das bedeutet, Sie wollen jetzt helfen, im „Rheinischen Revier“ möglichst viele gute Gebäude zu bauen.

Dosch: Genauso ist das, denn wir haben ja im „Rheinischen Revier“ eine Riesenherausforderung vor uns. Und irgendwann werden wir drei große Seen haben. Wir sitzen in der Nähe der Eifel etc. Es wird also ein echt interessanter Raum werden. Ich sage immer so flapsig, München kann sich warm anziehen, wenn das „Rheinische Revier“ erst mal ordentlich beschleunigt hat. Da wollen also ganz viele Leute hinziehen. Da muss ganz viel Gewerbe hin, weil wir müssen ja die Arbeitsplätze, die da wegfallen, in der Braunkohle und der Verstromung, letztendlich irgendwie ersetzen und damit das so klimaschonende und so ressourcenschonend wie möglich passiert, gibt es unsere Agentur.

Knippertz: Die Arbeitsplätze, die verloren gehen, so um die 9000 sind das, eine unglaubliche Zahl erstmal. Was macht das mit Ihnen?

Dosch: Also ehrlich gesagt, 9000 Arbeitsplätze hört sich schlimm an, da stecken auch Einzelschicksale dahinter. Aber wir sind ja als Region erst mal Strukturwandel sowieso schon gewohnt. Wir hatten mal in Aachen Stahlindustrie, wir hatten mal Steinkohleindustrie und zugleich muss man sagen, wir haben die dichteste Forschungslandschaft Europas. Also es kann uns wirklich härter treffen. Ich glaube, die anderen Braunkohle-Regionen, die ja vor einem ähnlichen Strukturwandel stehen, die haben es deutlich schwerer als wir.

Knippertz: Also kleiner Vorteil für das „Rheinische Revier“. Und wir beide, merke ich gerade, haben Gemeinsamkeiten, denn ich komme ja aus Mönchengladbach und habe auch so Runden gedreht, Köln, viel Radio gemacht, Theater gespielt in München, Fernsehen in Berlin und dann hat es mich aber wieder zurückgezogen in die Region, Kreis Heinsberg, auch Radio gemacht, was ja auch dazugehört, in Düren. Was hat Sie dann wieder dorthin gezogen? Nach Aachen und in die gesamte Region? Frage 1. Und Frage 2: Was motiviert Sie so? Wo kommt die Leidenschaft her, dann diesen Strukturwandel maßgeblich mit antreiben zu wollen?

Dosch: Also was hat mich erst wieder in diese Region gebracht? Das ist wirklich ganz furchtbar einfach. Wenn ich in Kiel geblieben wäre, dann würde ich jetzt hier nicht sitzen, weil ich habe in dem Jahr, in dem ich in Kiel studiert habe, streng genommen bloß gesegelt.

Knippertz: Und das ist ja auch nicht so schlecht.

Dosch: Das ist nicht schlecht, das hat auch Riesenspaß gemacht, aber hat mich in meinem Studium nicht wirklich weitergebracht. Und ich habe dann gesagt, wenn ich jemals fertig werden will, dann muss ich irgendwo hin, wo das Boot nicht so nah ist. Und ja, dann bin ich nach Aachen gegangen und bin dann letztlich da hängen geblieben. Ja, die nächste Frage: Warum? Warum reizt mich das so? Ich muss ehrlich sagen, ich bin eigentlich schon seit der Schule so ein bisschen Öko-Fighter. Als ich damals bei der Aachener Stiftung angefangen habe, war es interessant. Die haben jemanden gesucht in der Stellenanzeige und haben das umschrieben mit: „Wir suchen einen Öko ohne Latzhose“. Und das beschreibt mich eigentlich ganz gut. Ich bin schon auch irgendwo so ein bisschen ökologisch drauf, aber Latzhosen zieh ich ganz sicher nicht an. Ich glaube, noch nicht mal zum Lackieren. Und die Chance, die wir jetzt hier haben, ist natürlich wirklich ungeheuerlich. Also wir haben hier eine Region, die ist geprägt von Energie, von einer heutzutage als nicht mehr so günstig angesehenen Energie, weil sie wahnsinnig viel CO2 in die Atmosphäre pustet, weil sie ganz große Löcher hinterlässt, weil sie das Grundwasser enorm beeinflusst. Und damit hören wir jetzt auf. Und wir können jetzt hier zeigen, wie man das grundlegend anders organisieren kann. Und diese Chance gibt es in Europa nirgendwo anders. Deswegen finde ich das so irre, hier arbeiten zu können.

Dosch: Musik

Knippertz: Ja, die großen Löcher, fahre fast täglich daran vorbei. Wenn ich von Mönchengladbach, wie heute auch wieder zum Podcast, Richtung Köln fahre an der A 61. Das sieht schon imposant aus. Das ist so ein bisschen spooky.

Dosch: Ich hätte es auch so ausgedrückt.

Knippertz: Auch wenn man nachts dort vorbeifährt, die Lichter da wie aus einem Science-Fiction-Film, das ist dann für Sie das Spannende, das neu mitzugestalten, weil da wird ja irgendwann wieder was anderes sein?

Dosch: Ja, es ist nicht so sehr die Gestaltung, die mich jetzt reizt, was da hinterher für Gebäude stehen oder wo jetzt Landschaftspark ist oder sonst was, sondern mich reizen da erst die konzeptionellen Herausforderungen. Wir können viele Dinge jetzt von Grund auf neu denken und wir haben dankenswerterweise jetzt auch eine Finanzierung für diese Geschichten, dass wir eben Dinge mal fundamental angehen können und nicht nur hier und da ein paar Schräubchen drehen oder herumdoktern.

Knippertz: Da kommen wir später auch noch zu, zu den finanziellen Hilfen. Jetzt interessiert mich erst mal: Wie haben Sie sich bezeichnet, als „Öko ohne Latzhose“ bzw. in der Schule schon als jemand, der so ein…

Dosch: Ein bisschen so ein Öko-Fighter, habe ich eben gesagt. Also das zieht sich wirklich so durch meine Laufbahn durch, dass mich Dinge immer fundamental interessiert haben. Ich habe eben gesagt, ich habe die Geothermie-Potenzial-Karte erfunden. Also mich hat die Frage bewegt, wie will ich denn die Leute dazu bringen, oberflächennahe Geothermie zu machen, wenn die eigentlich nichts davon wissen? Und da war meine Vorstellung: Na, ich muss Ihnen sagen, wo geht's gut und wo geht es nicht gut. Und als Geologe kommt man natürlich dann relativ flott darauf, na da malen wir halt eine Karte, wo man das dann sehr schnell erkennen kann. Und da war die Idee geboren und ich habe dann sehr schnell einen Diplomanden gefunden, der Lust hatte, das mit mir zusammen zu machen. Und dann haben wir das Ding vorgestellt.

Knippertz: Hört sich so einfach an. Aber gab es irgendwann in Ihrem Leben mal einen Moment, der Sie zum Öko-Fighter gemacht hat? Ich kann mich bei mir zum Beispiel als Stadionsprecher bei Borussia Mönchengladbach erinnern. Mein Opa hatte mit dem damaligen Stadionsprecher, der das lange auf dem Bökelberg gemacht hat, zu tun. Beruflich. Und dann hat er mich mal mitgenommen in diese Stadionsprecherkabine auf dem Bökelberg. Und das war der Moment, wo ich wusste, das möchte ich auch irgendwann mal machen. Gab es so einen Moment bei Ihnen?

Dosch: Nee, so ein Erweckungserlebnis habe ich ehrlich gesagt nicht gehabt. Es war für mich immer klar, dass das ein Thema für mich ist.

Knippertz: Immer?

Dosch: Immer!

Knippertz: Schon als Kind?

Dosch: Sagen wir mal so ab der Oberstufe.

Knippertz: Manchmal ist ja einfach irgendwas da, die Faszination für irgendwas, bei Ihnen dann eben für die Geologie. Aber Sie sind ja nicht nur Geologe, sondern, wie wir eben gehört haben, auch Wirtschaftsingenieur. Beißt sich das nicht manchmal?

Dosch: Ich finde, es beißt sich überhaupt nicht. Also mir ermöglicht es, drei Sprachen zu sprechen. Ich bin Naturwissenschaftler, ich bin Ökonom und ein bisschen Ingenieur bin ich auch. Und das erweitert den Horizont enorm. Also ich habe zum Beispiel als Geologe einen beinahe unendlichen Zeithorizont. Also wenn Sie mir sagen, irgendwas dauert 5000 Jahre, na Gott, da lache ich drüber. Also Mann, die Erde ist 4,5 Milliarden Jahre alt. Also das kann ich mir vorstellen, so was. Und ich bin da sehr häufig im Zwiespalt mit dem Ökonomen in mir, weil die Ökonomen ja nun sehr, sehr häufig extrem kurzfristig denken. Und ich empfinde das als Bereicherung.

Knippertz: Wenn Sie keine Probleme damit haben, lange Strecken im Voraus sozusagen auch schon mal zu denken, was glauben Sie denn? Wie lang wird dann diese Umstrukturierung dauern? Im „Rheinischen Revier“?

Dosch: Also ich habe eben gesagt, München kann sich warm anziehen. Und ich würde mal sagen, zum Ende des Jahrhunderts hat sich München schon warm angezogen.

Knippertz: Und woher nehmen Sie die Zuversicht, dass das auch funktionieren wird? Dass neue Menschen, neue Unternehmen dorthin kommen?

Dosch: Also ich glaube, zunächst sind wir so ein bisschen in der No-Way-Out-Situation. Also wir werden diese Herausforderungen der Rohstoffwende, der Klimawende und so weiter wuppen müssen. Es wird überhaupt nicht anders gehen. Und wenn wir eine Region haben, die von sich selber den Anspruch hat, Nukleus zu sein für so eine Entwicklung, dann ist für mich völlig klar, dass die Leute oder dass diese Region interessante Leute anziehen wird. Also ich habe da keinerlei Bedenken.

Knippertz: Ich auch nicht. Ich wollte trotzdem mal kritisch nachfragen, bei jemand, der das vielleicht auch aus einem anderen Blickwinkel sieht. So, es wird Zeit für eine schnelle Runde. Jetzt geht es nämlich darum, drei schnelle, klare und eindeutige Antworten zu geben. Herr Dosch:, Sie haben einen Joker, da können Sie dann gerne länger ausholen. Ansonsten heißt es kurz, kurz und knackig. Drei Fragen, die die Welt wahrscheinlich nicht verändern werden, aber hoffentlich trotzdem interessant sind. Im Borussia-Park frage ich immer: Seid ihr bereit? Jetzt frage ich: Sind Sie bereit?

Dosch: Ja

Dosch: Quiz-Musik

Knippertz: Gibt es ein altes Medium, das Sie immer noch gerne nutzen, obwohl die Zeit eigentlich vorbei scheint?

Dosch: Nicht wirklich. Ich schreib höchstens mal einen Brief. Aber das ist dann ein sehr privater.

Knippertz: Welche Zukunftstechnologie wird sich Ihrer Meinung nach nie durchsetzen?

Dosch: Ich halte es mit 007. Sag niemals nie. Also der IBM CEO hat 1900-irgendwas-40 mal gesagt. Die Welt braucht nur 5 Computer. Matthias Horx, so ein Zukunftsforscher, hat gesagt: Wofür braucht man das Internet? Der damalige CEO Steve Ballmer von Microsoft hat sich über das iPhone halbtot gelacht und gesagt: Wer gibt 500 Mark für ein Telefon aus? Also ich glaube, jede Zukunftstechnologie hat die Möglichkeit, sich durchzusetzen. Das war mein Joker.

Knippertz: Ach so, ich wollte gerade sagen, da waren jetzt viele Zitate bei. Das lasse ich als „kurz“ noch durch. Gibt es irgendwo auf der Welt ein Gebäude, von dem Sie sagen würden, dass ist das perfekte Gebäude?

Dosch: Nein, gibt es nicht. Jedes Gebäude kann man irgendwo besser machen und an jedem Gebäude hat irgendjemand immer rum zu moppern.

Knippertz: Na ja, das war kurz.

Knippertz: Quiz-Musik fadeout

Knippertz: Dann springen wir wieder zurück zu den Themen, mit denen Sie sich beruflich in erster Linie beschäftigen bzw. wo Sie sich damit beschäftigen. Ich habe ein bisschen recherchiert und habe INDE-Land gelesen und habe zuerst gedacht, ich habe mich verlesen. Was ist das? Wo ist das Land? Da muss ich nachfragen.

Dosch: Das INDE-Land ist ein Kunstprodukt und bezeichnet die Region um den Tagebau INDEN herum. Und das sind, das sind die Kommunen, da muss ich mal kramen, Aldenhoven, Eschweiler, Jülich, Inden, Langerwehe, Linnich, Niederzier und der Kreis Düren.

Knippertz: Und dann gibt es noch, glaube ich, den Fluss Inde.

Dosch: Genau, der ist natürlich sozusagen der Namensgeber für diesen Tagebau. Der floss irgendwann mal da lang, wo der Tagebau jetzt ist. Und jetzt muss er um den Tagebau herum fließen.

Knippertz: Und dann habe ich noch gelesen INDE-Land: Ich.See.Zukunft. Also „Ich“, Punkt, See mit „Doppel-e“ geschrieben, Punkt, Zukunft. Worum geht es da? Also der Kunstbegriff…

Dosch: Da geht es darum, dass dieser Tagebau Inden nun auch zu einem See wird. Ursprünglich war mal die Planung, den zu verfüllen, mit Tagebaurestmassen aus dem Tagebau Hambach. Und wir haben damals noch bei der Aachener Stiftung Kathy Beys überlegt, was man mit diesem Tagebau nach dem Ende der Kohle machen kann. Ob man ihn wirklich verfüllt oder ob es nicht umweltfreundlichere Methoden gibt. Wenn wir den verfüllt hätten, hätte man 1,4 Milliarden Tonnen Material vom Tagebau Hambach zum Tagebau Inden bringen müssen. Oh, wenn Sie sich mal den Spaß machen und gedanklich LKWs beladen, so schöne Baustellen- LKWs und die Stoßstange an Stoßstange stellen. Was schätzen Sie, wie lang die Schlange wird?

Knippertz: Bei 1,8 Milliarden?

Dosch: 1,4 Milliarden Tonnen,

Knippertz: 1,4 Milliarden? Ich würde mal sagen von hier bis München…

Dosch: Nee, von hier bis zum Mond und wieder zurück und noch mal zum Mond.

Knippertz: Ja, das ist mehr.

Dosch: Das zeigt, die hätten eine Doppelbahntrasse betrieben, über ungefähr 20 Jahre lang. Und da das Zeugs von einem Tagebau zum anderen transportiert, mit Staub, Emissionen und so weiter und so weiter. Und dann kam die Idee auf: warum? Wenn es zwei Seen gibt, kann man auch drei machen. Ja, und dann ist letztlich entschieden worden, diesen Tagebau Inden auch mit einem Rest-See enden zu lassen. Und was die wenigsten Leute wissen, dieser Rest, wird so groß werden wie der Tegernsee in Bayern. Also das ist schon ein ordentlicher See.

Knippertz: Weiß man da schon wann?

Dosch: Also der Tagebau wird 2030 aufhören und dann werden die das Sümpfen einstellen. Also Sümpfen heißt Grundwasser abpumpen. Ja, und da wird er sich befüllen, dieser Tagebau. Also das wird sicher auch 40 Jahre dauern, bis der voll ist.

Knippertz: So lange.

Dosch: Ja, es wird schon dauern.

Knippertz: Das befühlt sich dann von selbst mit dem Grundwasser, das steigt?

Dosch: Also das befüllt sich von selbst. Man kann ihn aber auch mit dem Wasser aus der Rur befüllen. Und als wir jetzt diese Flutkatastrophe hatten, hat die Inde sich auch einen neuen alten Weg gesucht und hat schon mal angefangen, den Tagebau zu füllen. Das konnte man aber Gott sei Dank dann sehr schnell unterbinden.

Knippertz: Ja, dann wäre es zu früh gewesen, da will man das noch nicht.

Dosch: Nein, das wäre schlecht gewesen, denn man muss ja schon das Zeugs, was da im Tagebau unten drin ist, auch rausholen vorher.

Knippertz: Ja, das ist mit diesen großen Baggern, wenn ich dann an den Löchern immer vorbeifahre. Ja, das sind schon ziemlich große Schaufeln, da wird was rausgeholt. Und da stelle ich mir immer vor, wenn das alles irgendwann mal Seen sind, das sähe traumhaft aus. Aber wären ein bisschen viele Seen wahrscheinlich, da müssen auch noch andere Sachen hin…

Dosch: Also um diese drei Seen wird ja kein Weg dran vorbeiführen. Also weil es fehlt einfach die Kohle. Das heißt, da wo früher mal die Kohle war,…

Knippertz: …also nicht die Geldkohle, sondern die Kohle, die die…

Dosch: …braune Kohle, die da rausgeholt worden ist und das sind 20, 30, 40 Meter an Kohle, die da einfach rausgebaggert worden ist. Und ja, da wird automatisch ein See entstehen. Also da gibt es auch keinen Weg dran vorbei.

Knippertz: Ich habe nichts gegen Seen. Also ich schwimme gern, ich segele gern, ich surfe gern. Sie segeln ja eigentlich auch gern, nur nicht gern in Kiel.

Dosch: Mittlerweile auch wieder in Kiel. Aber ich studiere ja Gott sei Dank nicht mehr.

Knippertz: Ach, jetzt wird mir einiges klar. Sie sind extra wieder zurückgekommen, damit man dann demnächst auch hier segeln kann.

Dosch: Ja, ehrlich gesagt, als ich zurückgekommen bin, war mir das noch nicht klar, dass ich am Schluss hier auch eine Chance haben würde zu segeln. Aber meine Befürchtung ist, dass wenn ich hier segeln kann, komme ich bestenfalls noch im Rollator auf ein Boot…

Knippertz: Das dauert noch ein bisschen, wollen wir nicht hoffen. Kommen wir zu der Frage, wie Sie jetzt mit „Faktor X“, haben wir eben schon darüber gesprochen, das Inde-Land bzw. das gesamte „Rheinische Revier“ voranbringen wollen. Also jetzt frage ich mal ganz konkret: Welchen Beitrag leistet denn Ihr Projekt zum Strukturwandel und auch zum Umgang mit dem Klimawandel? Darf man beim Ganzen nicht vergessen…

Dosch: Also ich glaube, wir haben einen ziemlich hohen Anspruch mit dem Projekt. Wir wollen einen wirklich substanziellen Beitrag leisten für eine Baukultur im 21. Jahrhundert. Und das 21. Jahrhundert ist gekennzeichnet durch ein paar Dinge, durch den Klimawandel, gegen den wir ganz massiv vorgehen müssen. Wir müssen die Energiewende hinkriegen. Wir müssen eine Rohstoffwende hinkriegen, weil unser Rohstoffumgang, so wie wir es im Moment machen, von so einer linearen Wirtschaft, wir buddeln irgendwo Rohstoffe aus, dann benutzen wir die eine Weile und dann schmeißen wir sie anschließend wieder weg und benutzen hauptsächlich nicht nachwachsende Rohstoffe, müssen immer mehr nachwachsende Rohstoffe benutzen – also diese Rohstoffwende. Diese drei Wenden müssen passieren und das muss sich natürlich irgendwo in der Baukultur widerspiegeln. Aber wenn Sie sich ein bisschen mit dem Bauen beschäftigen, dann stellen Sie fest, so groß angekommen ist das noch nicht. Ja, und das wollen wir ändern. Das ist sozusagen das übergeordnete Ziel unseres Projektes von „Faktor X“ und nebenbei gesagt auch einer Firma ResScore, die in Hamburg sitzt.

Knippertz: Wir hätten uns eher kennenlernen sollen. Ich habe vor einiger Zeit ein Haus umgebaut, aber fertig schon so und ich weiß auch nicht, wie hoch der Faktor bei diesem Haus ist. Könnte ich dann jetzt als Privatperson auch zu Ihnen kommen und sagen, ich hätte mein Haus gern um Faktor 2 oder 4, wie Sie eben gesagt haben, besser?

Dosch: Wenn das Haus einmal gebaut ist, dann ist der Drops ja weitgehend gelutscht. Also wenn Sie so eine Sanierung machen, dann können wir uns darüber unterhalten, wie Sie diese Sanierung möglichst ressourcenschonend hinkriegen. Aber das ist nichts im Vergleich dazu, was an Ressourcen ausgegeben wird, wenn Sie einen Neubau machen. Und wir sind halt hier in der Region, wo wir ganz, ganz viele Neubauten noch sehen werden, weil wir viele Gewerbeansiedlungen hier hinbekommen werden. Eben wegen der Arbeitsplätze, die in der Kohle und in der Verstromung wegfallen und weil eben ganz viele Leute hier in diese Region kommen wollen. Viele Kreise haben Wachstumsstrategien. Der Kreis Düren möchte wachsen von derzeit ungefähr 260.000 Leute auf 300.000 plus. Und die müssen irgendwo wohnen.

Knippertz: Wir haben schon von Kohle gesprochen. Jetzt bleibe ich mal bei der finanziellen Kohle. Ist das denn… Ist das bezahlbar bzw. was muss sich ändern, damit Ressourcenschutz wirtschaftlicher wird als zum Beispiel die Abgrabung von Kies und Sand?

Dosch: Also offen gestanden ist es nicht teurer. Wenn Sie ein Haus bauen, was ressourcenschonend ist, dann muss das nicht teurer sein als ein Haus, was verschwenderisch mit Ressourcen umgeht. Ich habe gestern tatsächlich noch was ausgerechnet, weil ich mich über einen Ratsantrag der Stadt Aachen gewundert habe. Und da habe ich mal ausgerechnet, ein Passivhaus, also ein Haus, was extrem wenig Energie verbraucht, in einer Bauweise, die hauptsächlich mit Beton zu tun hat, gegengestellt gegen ein Gebäude, was jetzt ziemlich konventionell holzbasiert ist. Also gar nichts irgendwie superteures oder mundgeblasen oder so was. Also so richtig von der Stange halt. Und der Unterschied war irre. Allein bei diesem einen Gebäude 150 Tonnen CO2 nur sozusagen in der Bausubstanz und das ist schon eine Menge…

Knippertz: Ja, hört sich viel an…

Dosch: Das ist auch wirklich viel, ohne dass es teurer wäre. Also insofern: Der springende Punkt ist, wir achten da noch nicht drauf und deswegen bauen wir so, wie wir bauen. Wir müssen also ganz, ganz dringend dahin kommen, dass wir da genauso drauf achten wie wir zum Beispiel einen Kühlschrank mit einer Effizienz-Klasse A oder sowas kaufen.

Knippertz: Kann man dann trotzdem vielleicht Stellschrauben ein bisschen andrehen, um die Ressourceneffizienz, den Klimaschutz zu erhöhen?

Dosch: Kann man sicher. Beim Neubau muss man sagen: Es ist total wichtig, erst mal weniger Zeugs zu verwenden. Beispiel Betondecke. Sie machen eine Betondecke und ihr Statiker sagt, die muss 24 Zentimeter dick sein. Dann hat der Statiker zwar recht, aber er hat nicht überall recht. Weil die Betondecke muss nicht überall 24 Zentimeter sein, sondern es gibt Stellen, da braucht die das statisch. Aber wenn ich die Stellen, an denen das nicht notwendig ist, dünner mache oder Hohlräume rein mache oder sonst was. Da kann ich locker die Hälfte des Betons sparen, ohne dass ich in irgendeiner Weise die Stabilität des Gebäudes beeinträchtigt hätte. Ich werde einfach effizienter in der Nutzung der Rohstoffe. Die andere Geschichte ist, alles, was ich an mineralischen Rohstoffen habe. Das ersetze ich idealerweise durch recyclierte Rohstoffe. Also wenn ich irgendwo Sand brauche, dann muss das ja nicht unbedingt einer sein, den ich frisch aus einer Kiesgrube hole oder einer Sandgrube, sondern es könnte auch ein Sand sein, den ich aus einem Recyclierprozess herausbekomme. Also völlig problemlos, kann man machen. Und die andere Geschichte ist: Ersetze einfach nicht-nachwachsende Rohstoffe durch nachwachsende Rohstoffe. So gibt es da ganz einfache Strategien, die man nur anwenden muss.

Knippertz: Genau, die man anwenden muss. Und wenn das gar nicht teurer ist, dann gibt es keinen Grund, das nicht so zu machen…

Dosch: Doch, es gibt einen ganz wunderbaren Grund, und der heißt erstens: Wo kommen wir denn da hin? Und zweitens: Das haben wir noch nie so gemacht. Das sind die Gründe

Knippertz: …und wir haben jetzt Mittagspause.

Dosch: Genau.

Knippertz: Sind das so die Ressentiments und die Hürden, mit denen Sie zu kämpfen haben?

Dosch: Absolut, absolut. Bei wem? Bei allen also bei, den Bauherren, bei Investoren. Es herrscht zum Beispiel das unausrottbare Vorurteil vor, dass massive Gebäude, also massiv gebaute Gebäude, besser sind als Holzhäuser, als Häuser, die holzbasiert konstruiert sind. Ich meine, wir reden ja nicht über irgendwelche Blockhäuser oder so was. Sondern wir reden über Häuser, die sich von außen gar nicht unterscheiden im Aussehen. Aber das eine ist halt eine holzbasierte Konstruktion und das andere ist eine Konstruktion aus massiven mineralischen Baustoffen.

Knippertz: Was tun Sie? Was können Sie tun, um diese Denkweisen zu durchbrechen und zu sagen: Das ist auch wichtig, nicht nur für dich, der du jetzt planst, ein Haus zu bauen, sondern vielleicht auch, um ein bisschen größer zu denken, eben für die Region, für das „Rheinische Revier“…

Dosch: Wir kleben ein Etikett drauf, wir pappen einfach ein Etikett auf das Haus. Und da steht dann entweder drauf, das ist ein Faktor 2- oder ein Faktor 3-Gebäude, oder es hat einen Ressource Score von B oder sogar von A. Also ganz einfach, indem wir klar sagen, wie gut ein Gebäude ist in Bezug auf die Energiewende, in Bezug auf die Klimawende und in Bezug auf die Rohstoffwende.

Knippertz: Da braucht man ja manchmal, dass man so ganz klare Signale sieht, ob es jetzt bei der Ernährung ist mit - da heißt es, glaube ich, Nutri-Score und Ampel und so. Macht es manchmal einfacher oder Energieklasse bei Fernsehern, bei Kühlschränken A bis F, dass man direkt weiß, aha, das ist gut, das ist schlecht und bei ihnen wär´ das: Je höher der Faktor, desto besser das Gebäude.

Dosch: Das ist das, was wir mit „Faktor X“ machen und mit ResScore haben wir genau den Nutriscore für Gebäude gemacht.

Dosch: Musik

Knippertz: Ich habe versprochen, wir sprechen noch über die Fördermittel, die zur Verfügung gestellt werden. Es gibt ja Bundes- und Landesförderung, nicht nur beim „Rheinischen Revier“, aber da besonders. Haben Sie Fördermittel bekommen und gebraucht für Sachen, die Sie sonst nicht hätten realisieren können mit „Faktor X“?

Dosch: Ja, also die allererste Konzeption von „Faktor X“ haben wir in der Stiftung gemacht und die Stiftung hat sich da sozusagen selber gefördert. Das heißt, da waren keine Fördermittel für notwendig, aber alles, was jetzt kommt. Also dieses wirklich breite Ausrollen. Die Überzeugungsarbeit, Projekte, Vernetzungsprojekte oder Internetauftritte etc.

Knippertz: Podcasts …

Dosch: Podcasts, genau! Das kriegt man ohne Fördermittel nicht hin. Also dieses große Ausrollen von Ideen, Schulungsmaßnahmen für kommunale Planer und so weiter und so weiter. Da werden wir Fördergelder brauchen. Also den Architekten muss ich nicht aus Fördergeldern schulen, das sind selbsttragende Projekte. Aber in dem Moment, wo ich zehn Mitarbeiter einer Kommune schulen möchte, dann wird es nur funktionieren, wenn das gefördert ist.

Knippertz: Wünschen Sie sich denn vonseiten der Politik noch was, um die Strategien und die Umsetzung für Sie noch wirksamer zu gestalten?

Dosch: Ja, ich habe natürlich wie immer eine Wunschliste. Also keiner geht durch die Gegend, ohne irgendwie seinen heimlichen Wunschzettel in der Hosentasche zu haben. Also in dem Bauen sind es zwei, drei einfache Sachen. Es wäre unwahrscheinlich toll, wenn wir diese Anforderungen an Gebäude in den Bebauungsplänen unterbringen könnten. Das können wir im Moment nicht. Das heißt, wir können nicht in den Bebauungsplan schreiben. Da müssen jetzt mindestens Faktor 3 Gebäude hin oder da müssen mindestens Gebäude mit einem Ressource-Score von C hin. Das sieht das Gesetz im Moment noch nicht vor. Wir geben dann so Krücken wie, wir schreiben in die Kaufverträge der Grundstücke, weil das ist privatrechtlich und da kann man alles reinschreiben, was man möchte. Die andere Geschichte ist: wir sollten es endlich sein lassen mit der Schönrechnerei. Also ich habe einen Betonhersteller gehabt, der hat ganz stolz gesagt, ich habe einen klimaneutralen Beton und ich habe dann gesagt: Hey wow, wie macht er das? Er sagt: ja wir fluten in Norddeutschland ein Moor und dabei wird so viel CO2 gebunden. Da kriegen wir jetzt so viele CO2-Zertifikate, dass unser Beton klimaneutral ist. Herzlichen Glückwunsch! Das ist genau das, was Quatsch ist, was wir nicht haben wollen. Diese Maßnahmen brauchen wir, um CO2 aus der Atmosphäre rauszuholen. Und da geht das überhaupt nicht, dass wir das verfrühstücken, dadurch, dass wir an einer anderen Stelle CO2 wieder rausblasen. Also da haben wir ein Nullsummenspiel gemacht, aber wir müssen diese Vernässung tatsächlich nutzen als ein Instrument, CO2 rauszuholen aus der Atmosphäre.

Knippertz: Das hört sich immer für mich ein bisschen nach Ablasshandel an.

Dosch: Das ist es auch, ganz klar.

Knippertz: So gibt es noch andere Gesetze, die ihrer Meinung nach dann geändert werden müssten oder Fördermöglichkeiten, die erweitert werden müssten?

Dosch: Ich glaube, wir müssen einfach viel mutiger werden. Also wir haben diese Energieeffizienz-Geschichte ja perfekt auf den Weg gebracht mit diesen Energie-Effizienz-Klassen. Ich will jetzt nicht darüber lamentieren, dass die beim Auto ziemlich dämlich ist, aber immerhin haben wir sie hingebracht. Und genau sowas brauchen wir jetzt für Gebäude auch. Aber eben auf die gesamten Ressourcen bezogen und vor allem nicht nur auf die Nutzungszeit des Gebäudes bezogen, sondern insgesamt, damit wir auch eben diese gesamten Ressourceninanspruchnahmen beim Bauen selbst mitkriegen. Wir gucken ja im Moment immer nur auf das Heizen. Also wir schauen uns an, wie viel Energie brauchen wir beim Heizen? Und dadurch, dass wir das nur optimieren, kommen da so Stilblüten raus wie Gebäude, die mal eben 150 Tonnen CO2 zu viel verbraten, als sie eigentlich müssten.

Knippertz: In der Bauphase.

Dosch: In der Bauphase.

Knippertz: Vergisst man dann manchmal, dass da ja auch schon einiges bei rausgeht.

Dosch: Das meiste. Also das Beispiel, was ich eben gesagt habe bei diesen Passivhäusern. Da ist es so, dass Dreiviertel des CO2 bereits in der Bauphase freigesetzt werden und ein Viertel des CO2 wird dann freigesetzt, sozusagen in 50 Jahren Benutzung des Hauses. Das liegt einfach daran, dass diese Häuser schon so unglaublich energiesparend sind.

Knippertz: Wir haben ja demnächst viel Platz im „Rheinischen Revier“. Vielleicht kommt da noch das eine oder andere Stadion dazu…

Dosch: Ich bin überzeugt, dass es auch bei Stadien geht. Das würde allerdings voraussetzen, dass die Betonhersteller beginnen, ein paar Hausaufgaben zu machen. Also man kann Beton auch anders machen, deutlich klimafreundlicher, und zwar wirklich klimafreundlicher und nicht nach Ablasshandel. Aber das muss sich dann eben durchsetzen.

Knippertz: Dann habe ich zum Abschluss noch eine Frage an Sie. Was für eine Vision haben Sie für das „Rheinische Revier“ der Zukunft? Wie sieht für Sie das „Rheinische Revier“ 2030 oder 2040 aus?

Dosch: Mir kommt jetzt wieder mein Zeithorizont so ein bisschen in die Quere. Also ich fürchte, 2030 wird sich von 2021 noch nicht wirklich wesentlich unterscheiden, weil die Tagebaue laufen dann vielleicht gerade aus. Also Inden liegt dann in den letzten Zügen. Was jetzt die neue Bundesregierung aus dem Kohleausstieg macht, werden wir sehen. Aber da wird sich noch nicht so grandios viel getan haben. 2040 wird es anders sein. Die Kohle wird überall nicht mehr abgebaut werden. Die Seen beginnen sich tatsächlich dann auch zu füllen. Wir werden dann neue Industrien auf den Weg gebracht haben. Aber das ist dann immer noch nicht das Bild, was das Endbild ist, .drei Seen, eine, eine ganz andere Landschaft, ganz andere Industrien, Riesen, Tourismus, Geschichten etc. etc. Das glaube ich, da werden wir uns dann tatsächlich auf unsere Kinder und Enkel verlassen müssen. Jeden Abend, wenn ich ins Bett gehe, dann bete ich, dass ich re-inkarnieren darf. So nach 2100 im „Rheinischen Revier“.

Dosch: Musik

Knippertz: Das wäre schön. Ein wunderschönes Schlusswort. Danke schön für dieses inspirierende und auch aufklärerische Gespräch für diesen Podcast. Wir haben gesprochen mit Klaus Dosch:. Er ist nicht nur Leiter der Agentur „Faktor X“ und Gründungsgesellschafter der ResScore GmbH, sondern vor allem das geblieben, was er früher war, wie ich jetzt erfahren habe: Öko-Fighter! Danke Klaus Dosch:!

Dosch: Vielen Dank, Herr Knippertz:. Es hat Spaß gemacht.

Knippertz: Und ein dickes, fettes Dankeschön auch an Euch „Revier Geschichten - Dein Podcast zum Rheinischen Revier“. Ich hoffe, es hat Spaß gemacht beim Zuhören. Ihr habt einiges erfahren und seid vielleicht sogar ein bisschen inspiriert, selbst anzupacken, mitzugestalten. In der nächsten Folge, die kommt in einem Monat…

Wilhelmi: Das ist die Digital Church, also wir sind tatsächlich in der ehemaligen Sankt Elisabeth Kirche, die zum Co-Workingspace umgestaltet sind. Und da sind wir sehr stolz drauf, weil das ist das erste Co-Working in Deutschland in einem offenen Kirchenschiff…

Knippertz: Bis dahin sage ich Tschüss, byebye, olé, olé! Torsten Knippertz: sagt: Ciao!

Bestandsentwicklung, Digitalisierung

Keine Angst vor KI – Künstliche Intelligenz erleben, erlernen und entwickeln

„Es geht letztlich darum, für die Region Technologien zu entwickeln oder einzuführen, die auch uns für die Zukunft wettbewerbsfähig machen, wenn keine Braunkohle und kein günstiger Strom mehr aus der Kohle verfügbar ist“, sagt Dr. Alexander Opitz. Gemeinsam mit Alex Dickmann leitet er das AI Village in Hürth, in dem sich alles um KI und deren Einsatzmöglichkeiten dreht. Sie wollen KI entwickeln, erlebbar und erlernbar machen.

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Bestandsentwicklung, Digitalisierung, Energiesystem der Zukunft, Grün-blaue Infrastrukturen und Klimaresilienz, Infrastruktur und innovative Mobilität, Neue Maßnahmen für Innovation und Bildung, Standortmarketing und Ansiedlungsförderung, Zukunftsfähige Industrie

Frau Staatssekretärin, was machen Sie für den Strukturwandel?

Zu Gast ist diesmal eine Staatssekretärin aus dem NRW-Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie, Silke Krebs. Sie ist für den Strukturwandel im Rheinischen Revier verantwortlich. Doch was heißt das eigentlich? Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus? Was ist ihr wichtig? Krebs hat viel Erfahrung in der Führung eines Ministeriums, deshalb hat NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur sie in ihr Team geholt.

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Bestandsentwicklung

Vom Tagebau zum Neuland: Die Zukunft von Hambach

„Ab wann können wir endlich in den neuen Seen im Revier schwimmen?“, will Moderator Torsten Knippertz von Boris Linden wissen. Der Geschäftsführer der Neuland Hambach GmbH entwickelt im Auftrag der Anrainerkommunen Pläne für die Zeit nach dem Ende des Tagebaus. Lebenswerte Gebiete und attraktive Landschaften sollen entstehen. Die Herausforderung besteht darin, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. 

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Bestandsentwicklung

Zwei Städte, zwei Länder, gemeinsam klimaneutral

„Klimaschutz macht nicht an der Landesgrenze halt“, sagt Benjamin Fadavian, Bürgermeister von Herzogenrath. „Die Menschen wollen, dass wir unseren Aufgaben gerecht werden und das können wir nur machen, wenn wir zusammenarbeiten und aufeinander hören“, ergänzt seine niederländische Amtskollegin, Petra Dassen-Housen aus Kerkrade. Im Gespräch mit Moderator Torsten Knippertz erzählen sie, wie das in der Praxis funktioniert.

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Bestandsentwicklung

Aus Katzem zu den Höhnern

Bei der Kölner Kultband Höhner steht er am Keyboard. In unserem Podcast spricht Micki Schläger mit Moderator Torsten Knippertz über seine Kindheit in Katzem. Das überschaubare Dorf gehört zu Erkelenz. Hier hat Schläger seine Wurzeln, hier lebt seine Familie und hier hat er eine Musikschule. Obwohl er inzwischen in Köln lebt, ist er regelmäßig in Katzem. „Ich bin immer wieder gerne in Erkelenz und das wird auch immer meine Heimat bleiben.“

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Arbeiten auf dem größten Bagger der Welt

Sein Arbeitsplatz ist 100 Meter hoch und 200 Meter lang. Al Mahidi Zerouali kontrolliert im Tagebau Hambach den größten Bagger der Welt. Der 27-Jährige ist Großgeräteführer, wie es im Fachjargon heißt und als Schichtleiter Vorgesetzter von 20 Mitarbeitenden. Im Podcast mit Torsten Knippertz erklärt er den Unterschied zwischen Absetzer und Bagger, erzählt von Bombenfunden und davon, wie er sich die Zukunft ohne Braunkohletagebau vorstellt.

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Das Indeland - Zukunft am See

Die Entstehung des Indesees liegt in der Zukunft. Schon seit 2006 beschäftigt sich die Entwicklungsgesellschaft Indeland  mit der Neugestaltung der Landschaft rund um den Braunkohle-Tageabbau Inden.  „Meine Aufgabe ist es, die Leute von der Couch zu kitzeln“, sagt Svenja Zeimetz.  Moderator Torsten Knippertz spricht mit der Partizipationsmanagerin darüber, wie sich die Menschen aktiv an der Gestaltung ihrer Region beteiligen können.

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Infrastruktur und innovative Mobilität

Mobilität soll Spaß machen!

Pünktlich zum Start des 49-Euro-Tickets spricht Moderator Torsten Knippertz mit der Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen. Sie hat sich nichts weniger als eine Mobilitätswende für Aachen auf die Fahnen geschrieben. Dafür braucht es attraktive Angebote für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, wie neue Straßenbahnen, Radschnellwege ins Zentrum und eine verkehrsberuhigte Innenstadt mit Premiumfußwegen und Raum für Begegnungen.

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Landwirte mit Herz und Computer

Johanna und Burkhard Liesen betreiben bei Düren mit Begeisterung Landwirtschaft. Im Podcast erzählen sie darüber, dass sie dabei auf Vielfältigkeit setzen. Zusammen mit dem Forschungszentrum Jülich experimentieren sie zudem mit verschiedenen Kulturen, um die Tagebau-Abbruchhänge zu befestigen.

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KI hilft beim Recyceln von Plastik

Plastik wird doch gesammelt und reycelt, oder?  Ganz so einfach ist das leider nicht. Allerdings kann künstliche Intelligenz dabei helfen, in Zukunft Abfallberge zu verringern. Darüber spricht Moderator Torsten Knippertz mit Alina Ott, Managerin des Projekts „R-Cycle“.

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Gast

Klaus Dosch
Faktor X Agentur der Entwicklungsgesellschaft indeland GmbH

Moderator

Torsten Knippertz

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