Alles Wasserstoff? Oder was?

Wasserstoff gibt es auf der Erde im Überfluss. Die Energie daraus ist vollkommen emissionsfrei. Also Wasserstoff statt Kohle, Gas oder Erdöl? Warum es in der Praxis dann doch nicht ganz so einfach ist, erklärt Dr. Susanne Spörler. Die Chemikerin arbeitet am Helmholtz Cluster für Wasserstoff in Jülich. Dort wird die Nutzung von Grünem Wasserstoff erforscht. Das HC-H2 genannte Projekt soll einen Impuls für die Entwicklung des Rheinischen Reviers und des Industriestandorts Nordrhein-Westfalen zu einer Wasserstoff-Modellregion geben.

„Wasserstoff lässt sich in allen möglichen Verbindungen und Organismen hier auf der Welt finden, zum Beispiel auch in Wasser“, sagt Spörler. „Wasser besteht ja aus Wasserstoff und Sauerstoff und da können wir super leicht Wasserstoff auch herausziehen.“ Doch dazu wird erst einmal Energie benötigt.

Dr. Spörler im Studio bei der Aufnahme des Podcasts.
© Projektträger Jülich
Dr. Susanne Spörler im Studio

Es gibt zahlreiche Forschungen zu Wasserstoff von Universitäten, Hochschulen und Forschungsinstituten. „Aber es wurde noch nicht zusammengesetzt. Und das ist, was wir hier machen, diese Kooperation.“ Das Interesse ist groß, denn obwohl sich das Institut noch im Aufbau befindet, liegen schon zahlreiche Anfragen für Kooperationsprojekte vor. „Es sind Partner wirklich aus allen möglichen Bereichen, ob das jetzt Großindustrie ist oder eher kleinere Mittelständische Unternehmen“, so Spörler.

Das Helmholtz Cluster befindet sich noch im Aufbau, in allen Bereichen werden Mitarbeiter gesucht. „Wir brauchen nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern auch Leute für die Verwaltung und im technischen Bereich“, erklärt Spörler. „Wer Interesse hat, kann sich direkt an mich wenden.“

Spörler: Diese Wasserstofftechnologien, jeder forscht… Grundlagenforschung gibt es dazu. Es gibt an Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstituten ganz viel zum Thema Wasserstoff, auch bei den Industrien, bei den Firmen. Aber es wurde noch nicht wirklich zusammengesetzt. Und was wir hier machen, ist wirklich diese Kooperation. Wir gestalten Wissens- und Technologietransfer, wir verbinden quasi alles miteinander, um zu zeigen, was können wir jetzt mit der Technologie, die jetzt schon da ist, umsetzen, sodass wir schnell von den fossilen Energieträgern auch wirklich loskommen.

 

Ton: Musik

 

Knippertz: Hi und Hallo. Herzlich willkommen zu den „Revier.Geschichten“. Mein Name ist Torsten Knippertz und vielleicht haben Sie schon davon gehört. In Jülich wird mit ganz viel Geld ein „Helmholtz-Cluster Wasserstoff“ gebaut. Was das ist, kommen wir später zu. Aber fast 1 Milliarde Euro werden dort investiert. Damit soll an konkreten Projekten gezeigt werden, wie Wasserstoff zur Energiewende beitragen kann. Was genau geplant ist, wer von dem Projekt profitieren wird, darüber sprechen wir jetzt in dieser Episode „Revier.Geschichten“. Zuerst aber wollen wir mal klären, was ist Wasserstoff überhaupt? Alle reden ja davon. Wie funktioniert Wasserstoff als Energiequelle? Wie realistisch ist es, in absehbarer Zeit große Mengen davon herzustellen? Schon heute sind Fahrzeuge mit Wasserstoff unterwegs. Auf dem Weg hierhin bin ich in einem Uber mit Wasserstoff gefahren. Tatsächlich. Ob… wie das funktioniert, auch darüber werden wir nachher sprechen. Und ist das Ganze Zukunftsmusik oder… wie funktioniert es? Auf jeden Fall haben der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen viel Geld in die Hand genommen, um das Zukunftsprojekt Energie aus Wasserstoff am Forschungszentrum Jülich voranzubringen. Und den Namen habe ich mir jetzt extra nochmal auf einem Zettel notiert, „Helmholtz-Cluster für nachhaltige und infrastrukturkompatible Wasserstoffwirtschaft“. Geht auch kürzer, „HC-H2“. Zum Glück haben wir heute Dr. Susanne Spörler hier im Studio. Sie leitet die Abteilung „Infrastruktur und wissenschaftliche Koordination“ am Institut für nachhaltige Wasserstoffwirtschaft in Jülich. Und sie kann uns hoffentlich alles genau erklären, was Wasserstoff ist, wie daraus Energie entsteht und was das Helmholtz-Cluster für die Menschen im Rheinischen Revier bringt. Und damit jetzt endlich, herzlich willkommen, Frau Dr. Spörler.

 

Spörler: Hallo. Vielen Dank für die Einladung.

 

Knippertz: Schön, dass Sie da sind. Bevor wir jetzt näher einsteigen, ganz kurz, Sie haben gesagt, Institut für nachhaltige Wasserstoffwirtschaft. Was ist das genau? Worum geht es bei diesem Projekt?

 

Spörler: Also bei diesem Projekt, das Großvorhaben – ich bleibe jetzt auch mal gern bei der Abkürzung – HC-H2 ist ein Großvorhaben, was eben im Strukturstärkungsgesetz im August 2020 beschlossen wurde als Maßnahme und letztes Jahr mit einer Übergabe des Förderbescheides auch im September gestartet ist. Und dieses Großvorhaben, dieses Helmholtz-Cluster-Großvorhaben beinhaltet quasi einen Kern und das ist dieses Institut für nachhaltige Wasserstoffwirtschaft, was wir zusätzlich auch neu gegründet haben. Das heißt, dieses Großvorhaben besteht aus ganz vielen kleinen Teilen. Das ist quasi nicht ein neues Cluster, sondern beherbergt ein Institut, beherbergt Grundlagenforschung, Projektentwicklung, eine Art Kooperationsplattform für Partnerinnen/Partner aus dem Rheinischen Revier, Kommunen, die mit uns gemeinsam eine Wasserstoff-Modellregion hier im Rheinischen Revier etablieren wollen.

 

Knippertz: Ah, Wasserstoff-Modellregion. Darunter kann ich mir gut etwas vorstellen. Und das Ganze soll auf dem Gelände des Brainergy Parks in Jülich, über den wir hier im Podcast auch schon berichtet haben, entstehen?

 

Spörler: Genau.

 

Knippertz: Ja, ist doch gut.

 

Spörler: Das passt super, ja.

 

Knippertz: Also konkreter werden wir später auch noch. Aber fast 1 Milliarde Euro, das habe ich auch noch mitgenommen, stehen laut Investitionsgesetz für dieses gewaltige Projekt zur Verfügung, verteilt auf 17 Jahre. Ich rechne mal ganz kurz, das ist bis 2038, also jetzt noch 16, jetzt haben wir noch 16 Jahre. Ja okay. Was macht denn das „Helmholtz-Cluster Wasserstoff“ mit diesem Geld? Was haben Sie genau vor?

 

Spörler: Also eines unserer großen Ziele ist es einfach, innovative Wasserstofftechnologien zu erforschen, zu entwickeln und – ganz wichtig hierbei – großskalig zu demonstrieren. Großskalig bedeutet, wir wollen etwas aufbauen, wir wollen etwas zeigen, wir wollen etwas zum Anfassen haben. Wir wollen große Gebäude vielleicht mit Strom und Wärme versorgen, sodass man wirklich sehen kann, es passiert etwas, sodass wir der Gesellschaft zeigen können, auch andere natürlich, Industriepartnerinnen und -partnern, Kommunen, national gesehen, international gesehen, was ist derzeit auch mit den jetzigen Technologien schon möglich und umsetzbar?

 

Knippertz: Haben Sie vielleicht schon ein konkretes Beispiel an Unternehmen oder so?

 

Spörler: Wir sind noch in der Projektentwicklung und in der finalen Antragsphase für diese ersten großen Vorhaben. Ich kann leider noch keine Industriepartner nennen. Dieses Jahr werden aber zwei starten. Eines ist auf jeden Fall, was ich gerade schon kurz erwähnt hatte, wir wollen ein Gebäude mit Strom und Wärme versorgen durch Wasserstoff.

 

Knippertz: Und – jetzt stelle ich mich mal noch dümmer als ich bin – was ist Sinn und Zweck des Ganzen? Also was ist das Ziel?

 

Spörler: Das Ziel ist, die Technologien jetzt aktiv umzusetzen, und zwar nicht nur Technologien, die von einzelnen Partnerinnen und Partnern kommen, sondern im Zusammenspiel mit ganz vielen. Das ist das Ziel des Ganzen. Diese Wasserstofftechnologien, jeder forscht… Grundlagenforschung gibt es dazu, es gibt an Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstituten ganz viel zum Thema Wasserstoff, auch bei den Industrien und bei den Firmen. Aber es wurde noch nicht wirklich zusammengesetzt. Und was wir hier machen, ist wirklich diese Kooperation. Wir gestalten Wissens- und Technologietransfer, wir verbinden quasi alles miteinander, um zu zeigen, was können wir jetzt mit der Technologie, die jetzt schon da ist, umsetzen, sodass wir schnell von den fossilen Energieträgern auch wirklich loskommen?

 

Knippertz:Ja, darum geht es, glaube ich auch, davon loszukommen, andere Arten der Energiegewinnung/ Energiespeicherung zu finden. Bevor wir darauf noch genauer eingehen, gerne noch etwas Biografisches. Was hat Sie persönlich… oder was interessiert Sie persönlich so sehr am Thema Wasserstoff? Was hat Sie zum Wasserstoff getrieben?

 

Spörler: Ich bin vom Hintergrund her Chemikerin. Ich habe in Erlangen Chemie studiert und auch promoviert, in dem Bereich, dann aber gemerkt, mich interessiert eher so dieses Management hinter dem Ganzen, also das Wissenschaftsmanagement, bin in die administrative Seite gewechselt und habe da am Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg das erste Mal richtig Kontakt zu dem Thema Wasserstoff bekommen. Und das hat mich von vornherein fasziniert, weil es einfach eine Möglichkeit ist, von den fossilen Energieträgern loszukommen, diese abzulösen, wovon wir alle auf der ganzen Welt auch profitieren können. Und das spornt mich natürlich auch an.

 

Knippertz: Und was müssen Sie dann in diesem Management alles machen?

 

Spörler: Viel. Also im Prinzip ist meine Funktion in dem Ganzen – ich würde es jetzt mal nennen – einfach die Koordination auch dieses ganzen Clusters. Da geht es um Personalgewinnung, um den Aufbau komplett eines neuen Instituts mit Berufungsverfahren, mit, wie gesagt, Personaleinstellungen auf wissenschaftlicher Seite, aber auch administrativer Seite, wir müssen Infrastrukturen schaffen. Wie Sie schon gesagt haben, wir starten auf einer grünen Wiese am Brainergy Park. Es gibt jetzt mittlerweile zwar Büroplätze aber noch keine technischen Hallen, keine Versuchsfelder, keine Labore. Wir müssen alles aufbauen. Das heißt, der Teil ist auch quasi eine wichtige Aufgabe in meiner Abteilung. Weiterhin geht es natürlich stark um die Öffentlichkeitsarbeit. Wir wollen ja zeigen, wir wollen wirklich nach draußen gehen mit unseren Technologien, mit den erforschten Technologien, mit allem, was bisher schon möglich ist. Das heißt Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation stehen an erster Stelle und wir wollen auch noch ein Netzwerk gründen, um die Wasserstoff-Aktivitäten hier im Rheinischen Revier auch zu bündeln.

 

Knippertz: Hört sich nach einer Mammutaufgabe an.

 

Spörler: Ist es auch durchaus.

 

Knippertz: Dann dafür schon mal viel Glück. Ich habe gesagt, ich habe noch einige andere Fragen, bin mit einem Uber hierhin gefahren, da stand dick darauf „mit Wasserstoff betrieben“. Und jetzt haben Sie mir eben gesagt, Sie sind Chemikerin und für alle Nicht-Chemikerinnen und -Chemiker stellen wir uns mal ganz dumm und fragen, was ist denn Wasserstoff überhaupt?

 

Spörler:Ganz simpel gesagt, Wasserstoff ist das leichteste Element, im Periodensystem an erster Stelle. Es ist ein sehr flüchtiges Gas, deswegen kommt es hier auch sehr selten in seiner Form vor auf der Erde. Aber Wasserstoff lässt sich quasi in allen möglichen Verbindungen/Organismen hier auf der Welt finden, zum Beispiel auch in Wasser. Wasser besteht ja aus Wasserstoff und Sauerstoff und da können wir super leicht Wasserstoff auch herausziehen aus diesem Element, aus dieser Verbindung.

 

Knippertz: Ja, daran erinnere ich mich noch ganz dunkel, Chemieunterricht damals. Und wie kann man den herausziehen? Wie macht man das dann?

 

Spörler: Das funktioniert mit einer Elektrolyse. Wir brauchen dazu Energie, das heißt, wir brauchen Strom. Wir haben unser Wasser und können damit mithilfe von Strom das Wasser in seine zwei Bestandteile, in Wasserstoff und Sauerstoff, trennen und haben dann beides vorliegen.

 

Knippertz: Ja, aber eigentlich soll doch Wasserstoff dazu dienen, um irgendetwas anzutreiben. Also ich will doch mit Wasserstoff irgendetwas vorantreiben. Jetzt sagen Sie gerade, man braucht erstmal Strom, um Wasserstoff zu gewinnen?

 

Spörler: Genau. Weil, wie gesagt, Wasserstoff so hier nicht bei uns vorliegt, müssen wir es aus verschiedenen chemischen Reaktionen erst einmal gewinnen, um es dann speichern zu können, transportieren zu können, wieder freisetzen zu können und damit wieder Strom, Wärme oder auch als Bestandteil oder Baustein für andere Verbindungen zu nutzen.

 

Knippertz: Aber das bedeutet, ich müsste im Endeffekt mehr Strom daraus bekommen oder mehr Energie bekommen, als ich reingesteckt habe, weil sonst wäre es ja Blödsinn, oder?

 

Spörler: Klar, wir müssen erst einmal natürlich Energie aufwenden, um Wasserstoff zu generieren, aber wir können daraus wieder Energie auch gewinnen auf verschiedene Arten und Weisen.

 

Knippertz: Wie fährt so ein Auto denn dann? Also wo ist der Wasserstoff gespeichert, wo kommt der her, wie kommt der da rein und wie fährt dann das Auto?

 

Spörler: Es gibt mittlerweile verschiedene Arten, den Wasserstoff zu speichern. Entweder über physikalische Eigenschaften. Das ist zum Beispiel in einem Auto der Fall, da wird der Wasserstoff auf 350 oder 700 bar komprimiert, das heißt, man hat Gastanks in den Autos. Aus diesen Gastanks wird der Wasserstoff quasi in eine Brennstoffzelle geleitet und eine Brennstoffzelle ist quasi genau das umgekehrte Verfahren zur Elektrolyse. Wir machen mit dem Wasserstoff und dem Sauerstoff, den wir aus der Luft nehmen, Wasser und Energie und damit wird der Elektromotor angetrieben.

 

Knippertz: Und jetzt habe ich eben auch gehört, Wasserstoff kommt in Wasser vor. Das heißt, ich könnte aus Wasser Energie für mein Auto oder für was auch immer bekommen?

 

Spörler: Genau. Im Prinzip.

 

Knippertz: Und wie funktioniert das?

 

Spörler: Naja, man muss natürlich… man braucht natürlich eine Elektrolyse und man muss natürlich den Wasserstoff speichern, weil so wie der Wasserstoff aus der Elektrolyse gewonnen wird, kann er nicht gleich eingesetzt werden. Sie müssen ihn erst speichern und dann kontrolliert, wie zum Beispiel mithilfe einer Brennstoffzelle, verstromen.

 

Knippertz: Und deswegen muss geforscht werden, wie das am besten geht?

 

Spörler: Genau, genau. Und wie gesagt, es gibt mehrere Arten. Es gibt diese physikalischen Speicherformen unter hohen Drücken oder tiefkalt verflüssigt. Womit wir uns aber hauptsächlich beschäftigen, auch am Institut für nachhaltige Wasserstoffwirtschaft ist die chemische Speicherung. Die hat sehr viele Vorteile im Vergleich zu den physikalischen Speicherformen. Wir können quasi Wasserstoff an eine Trägerflüssigkeit binden und diese so transportieren, dass wir unsere Infrastruktur – und deswegen auch der Begriff „infrastrukturkompatibel“ –, die wir derzeit zur Verfügung haben, wie Tankschiffe, Tanklaster, Pipelines, alles Mögliche, verwenden, ohne etwas umbauen zu müssen.

 

Knippertz: Ah okay, aber das hat jetzt nichts mit so LNG-Tankern oder LNG-Anlagen zu tun?

 

Spörler: Nee, genau. LNG ist ja verflüssigtes Erdgas. Das wurde quasi dafür auch konstruiert. Die könnte man H2-ready gestalten, klar. Dann könnte man da auch verflüssigten Wasserstoff vielleicht transportieren. Aber man braucht natürlich auch andere Sicherheitsstandards. Andere Stähle müssten verwendet werden, andere Inlays der Tanks. Aber unsere Form der chemischen Wasserstoffspeicherung ist wirklich einfach eine organische Trägerflüssigkeit, die nicht brennbar ist, die einfach transportiert werden kann. Der Wasserstoff ist daran gebunden, er kann nicht abdampfen, er verflüchtigt sich nicht, sondern ist fest an diese Flüssigkeit gebunden und man kann ihn ganz leicht transportieren.

 

Knippertz: Ist das dann der Vorteil von Wasserstoff, beispielsweise gegenüber Erdgas, oder gibt es noch andere Vorteile?

 

Spörler: Es gibt natürlich Tausend andere Vorteile. Ich glaube, der wichtigste ist einfach emissionsfrei. Das ist natürlich der Punkt gegenüber fossilen Energieträgern, dass wir bei einer Wasserstoffwirtschaft emissionsfrei arbeiten in Anführungsstrichen, das heißt… oder nicht in Anführungsstrichen, Entschuldigung, dass wir emissionsfrei sind. Weitere Vorteile, es ist nicht brennbar, es ist nicht gefährlicher als Diesel/Benzin, was wir heutzutage auch kennen. Und wie gesagt, es ist einfach leicht transportierbar.

 

Knippertz:Und wenn es transportierbar ist, kann ich dann die Pipelines oder Leitungen nehmen, die ich schon bestehen für andere Gase? Oder…

 

Spörler:Genau.

 

Knippertz:Muss nichts mehr machen?

 

Spörler:Man muss natürlich ein paar Sachen noch umbauen, keine Frage, weil, wie gesagt, Wasserstoff sich einfach auch anders verhält als Erdgas. Aber der Vorteil ist, es gibt es schon. Und warum nicht auch die Infrastruktur nutzen, die bereits da ist, sich darauf spezialisieren und schauen, was müssen wir maximal umbauen, um das auch wirklich für Wasserstoff nutzen zu können?

 

Knippertz:Also Vorteil Nummer eins, ganz wichtig höre ich jetzt raus, emissionsfrei.

 

Spörler: Genau.

 

Knippertz: Und Speicherung?

 

Spörler: Chemische Speicherung, weil leicht transportierbar, keine Abdampfverluste. Man muss nicht den Wasserstoff unter hohe Drücke setzen oder tiefkalt verflüssigen. Man kann ihn einfach als Gasform, so wie er vorliegt aus der Elektrolyse, an eine Trägerflüssigkeit speichern und kann das unter normalen Bedingungen machen.

 

Knippertz: Gibt es auch Haken?

 

Spörler: Es gibt immer Haken, aber die lassen sich lösen.

 

Knippertz: Welche denn zum Beispiel? Nehmen wir an, ich habe nicht genug Wasser... ich meine, es gibt viel Wasser auf der Welt, kann ich das einfach alles nutzen, um Wasserstoff zu gewinnen und es danach dann auch weiter noch als Trinkwasser oder…? Weil man muss ja auch ein bisschen Wasser sparen.

 

Spörler: Das stimmt. Aber wir haben ja auch Salzwasser genügend zur Verfügung zum Beispiel, man kann ja auch Salzwasser nutzen für eine Elektrolyse. Klar, da muss man erst entsalzen und so weiter. Aber das sind alles Möglichkeiten, die man in Betracht ziehen kann. Also und vor allem, es entsteht ja auch Wasser wieder bei vielen Prozessen, die bei vielen chemischen Prozessen oder auch in der Großindustrie… was man dann auch wieder für eine Elektrolyse verwenden kann. Somit hätten wir dann quasi eine Art Kreislaufsystem.

 

Knippertz: Okay, das ist schon mal gut. Kreislauf hört sich schon mal gut an, dass das Wasser dann weiterverwendet werden kann auch sozusagen. Das heißt, ich nehme jetzt nicht Wasserressourcen weg, um – ich stelle mich wieder mal doof – um Autos fahren zu lassen.

 

Spörler: Natürlich nehmen wir auch Wasserressourcen in erster Linie, aber wir haben auch genügend Wasser, zumindest auch Salzwasser zur Verfügung derzeit. Aber wir können es auch wieder zurückgewinnen über eine Brennstoffzelle. Wie gesagt, bei einer Brennstoffzelle wird Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser und Energie und hier haben wir auch wieder Wasser als Produkt vorliegen, was man dann auch wieder für eine Elektrolyse heranziehen kann.

 

Knippertz:Wenn ich Sie jetzt persönlich fragen würde, was ist die Zukunft beim Autofahren, würden Sie eher sagen Elektro oder eher Wasserstoff?

 

Spörler: Naja, beim Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeug haben wir auch einen Elektromotor im Motorraum. Es wird eine Mischung aus beidem sein. Also es wird ein defossilisiertes Energiesystem geben definitiv. Es wird eine Mischung, ein Kreislaufsystem aus Strom, Wärme, Batterie, elektrischen Speichern und einer stofflichen Seite sein. Und die stoffliche Seite bezieht sich hier einfach auf Wasserstoff und Wasserstoffderivate.

 

Knippertz: Und wenn ich das dann an irgendeiner Flüssigkeit speichere, was könnte das für eine Flüssigkeit sein?

 

Spörler: Das könnte zum Beispiel ein Wärmeträgeröl sein. Daran forschen wir. Das ist seit den 60er Jahren bekannt. Es ist einfach eine ölige Flüssigkeit, die vorliegt, die sich perfekt eignet, um eben den Wasserstoff daran zu speichern und wieder freizusetzen. Und das Spannende an dieser Flüssigkeit ist auch, wir nennen diese Flüssigkeit auch gerne oder das Prinzip ein „Pfandflaschenprinzip“, weil diese Flüssigkeit, an die wir den Wasserstoff speichern und wieder freisetzen, liegt danach genauso vor wie vorher und wir können das quasi wiederverwenden, beispielsweise mit einem LKW-Truck, die entladene Flüssigkeit wieder zu einer neuen Stelle bringen. Dort wird es wieder beladen, an einen anderen Ort gebracht, freigesetzt, und so weiter.

 

Knippertz:Ah, cool. Das heißt, ich muss das nicht entsorgen?

 

Spörler:Nein, genau.

 

Knippertz:Nie. Oder? Oder vielleicht irgendwann in…?

 

Spörler: Irgendwann bestimmt. Genau, natürlich. Aber es funktioniert auf jeden Fall sehr oft.

 

Knippertz: Na, hört sich wirklich nach viel an, was man da so erforschen kann. Jetzt laufen im „Helmholtz-Cluster H2“ ja erstmal die Vorarbeiten an. Was ist gerade das Aktuelle, womit Sie sich gerade beschäftigen? Nach dem Podcast gleich wieder, wenn es wieder nach Jülich geht.

 

Spörler: Also das Aktuelle ist eigentlich unsere, wie gesagt, Aufbauphase. Wir müssen ein Institut aufbauen, das wird bestehen aus vier wissenschaftlichen Institutsbereichen. Das heißt, wir planen Berufungen, Direktorinnen/Direktoren werden besetzt für diese Forschung an der chemischen Wasserstoffspeicherung auf allen Skalen, sage ich jetzt mal, von wirklich dem kleinsten Teil einer großen Anlage bis hin zur Großanlage, zu den Demonstrationsanlagen. Wir brauchen Gebäude, wir haben ja bereits schon Büroarbeitsplätze vorhanden, wir brauchen aber technische Hallen, Versuchsfelder, Labore, damit unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler natürlich arbeiten können. Und ein großer Forschungsneubau ist auch in Planung, der hoffentlich dann auch, ich sage jetzt mal 2030, bezogen werden kann. Aber bis dahin brauchen wir natürlich auch Unterbringungen, Infrastruktur. Des Weiteren ein großer Teil dieses Clusters ist ja eben die Projektentwicklung. Wir haben bereits fünf Projekte im ersten Antrag schon skizziert, schon dargelegt, was wir uns vorstellen können hier im Rheinischen Revier. Ganz wichtig die Demonstrationsvorhaben werden hier im Rheinischen Revier platziert und es ist auch sehr wichtig, dass die Projekte Projektpartnerinnen und -partner hier aus dem Revier mit einbeziehen. Das heißt, wir suchen aktiv nach Industriepartnerinnen und -partnern, Hochschulen und Universitäten, die hier im Rheinischen Revier auch ansässig sind und mit uns solche Projekte etablieren wollen. Und ein gewisser Innovationscharakter ist hier natürlich bei den Projekten auch essenziell. Das heißt, die Projektentwicklung steht jetzt gerade auch eigentlich auf der Prioritätenliste ganz oben, weil wir auch schnell zeigen wollen, was wirklich umzusetzen ist.

 

Knippertz: Bürogebäude und Labore bedeutet für mich, Sie brauchen nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler?

 

Spörler: Genau. Genau, wir brauchen auch auf jeden Fall Verwaltungskräfte, also von der Sekretärin, von dem Sekretär bis hin zu Finanzen, Controlling, Sachbearbeiterinnen, Sachbearbeiter, aber natürlich auch Mitarbeitende, die im technischen Bereich unterwegs sind, Mechaniker, Mechatroniker, Elektrotechniker, Energieelektroniker, alles Mögliche in dem Bereich.

 

Knippertz: Also Arbeitskräfte…

 

Spörler: Ja, auf jeden Fall.

 

Knippertz: ..werden gesucht. An wen könnte man sich da wenden?

 

Spörler: An mich.

 

Knippertz: Okay, alles klar. Wir schreiben es in die Shownotes. Falls das jetzt jemand hört, der sagt, ja, da bin ich ganz genau richtig, dann gerne schreiben. Und jetzt haben Sie gerade Partnerinnen und Partner angesprochen. Gibt es eventuell schon Projekte, wo so etwas in die Praxis umgesetzt wurde?

 

Spörler: Leider noch nicht. Wir sind gerade in der finalen Antragsphase für die ersten zwei Projekte. Dann können wir definitiv mit Infos, mit weiteren Infos zu den Partnerinnen und Partnern auch an die Öffentlichkeit gehen. Es wird auch eine Homepage geben für das HC-H2. Dort werden wir immer alle auf dem Laufenden halten, was unsere neuesten Projekte angeht, die Entwicklungen. Und weitere werden folgen.

 

Knippertz: Okay. Heißt, es ist noch nicht unterschrieben. Die Tinte ist noch nicht trocken. Aber können Sie vielleicht schon etwas verraten zu Namen, wer da interessiert ist?

 

Spörler: Eigentlich könnten alle interessiert sein. Also wir haben auch wirklich derzeit, ich glaube 14 oder 15 Projekte in der Pipeline, die wir gerade bearbeiten. Die Idee anfangs war, okay, wir starten mit fünf Projekten, versuchen die auszuarbeiten und dann werden wir einen Aufruf hier ins Rheinische Revier ausrufen, wer hat Lust, mit uns solche großen Projekte zu machen, an Industriepartnerinnen und ‑partner, Hochschulen, Universitäten, Kommunen, alles Mögliche. Wir haben diesen Ausruf noch nicht getätigt und haben schon 15 Projekte und die Anfragen kommen immer weiter rein. Es ist super, es freut uns riesig. Wir sind aber leider erst mal nur drei bis vier Projektentwickler, die gerade tätig sind, und können wirklich die Projekte nach und nach erst starten lassen. Aber wir freuen uns riesig, weil das Interesse so groß ist. Es sind Partner wirklich aus allen möglichen Bereichen, ob das jetzt Großindustrie ist oder eher kleinere mittelständische Unternehmen.

 

Knippertz:Ach, das geht auch? Sie unterstützen auch kleinere Betriebe nicht nur mit wissenschaftlicher Beratung, sondern auch bei der Projektplanung? Vielleicht auch sogar finanziell?

 

Spörler:Die sind ja in diesem Cluster mit involviert. Also die knapp 1 Milliarde. Ich nenne immer gerne die 860 Millionen. Die stehen ja nicht einfach dem Forschungszentrum zur Verfügung, sondern bei diesen Projekten geht es darum, wirklich alle zu fördern. Also von den Industriepartnern zu den Kommunen auch bis zu den Instituten und Forschungsbereichen.

 

Knippertz: Könnte ich jetzt kommen und sagen, ja, ich würde mein Haus gerne mit Wasserstoffenergie betreiben/heizen?

 

Spörler: Dann könnten wir darüber sprechen, ob das derzeit möglich ist.

 

Knippertz: Aber technisch würde das gehen?

 

Spörler: Technisch geht das, ja.

 

Knippertz: Ah ja, ist das auch etwas, was in Zukunft interessant sein könnte?

 

Spörler: Natürlich wird irgendwann jeder Haushalt hoffentlich auch mit Wasserstoff versorgt werden. Nur da ist natürlich die Frage, wie. Wo liegen die Häuser? Sind das Quartierslösungen? Sind das eigenständige Lösungen oder Sonstiges? Also es wird ja auch sehr, sehr viele Technologien in der Wasserstoffwelt geben. Wir haben ja jetzt auch bei den fossilen Energieträgern mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Wir haben Erdöl, wir haben Erdgas, wir haben Kohle und in der Wasserstoffwelt wird es nicht anders sein. Wir werden Wasserstoff haben, wir werden Wasserstoff in chemischer Form haben, wir werden es vielleicht unter Druck haben, wie es jetzt schon in der Mobilität zu sehen gibt, Wasserstoff im Erdgasnetz. Es wird ganz viele verschiedene Möglichkeiten geben und dann muss man natürlich schauen, was passt wo am besten.

 

Knippertz:Spannend, aber dass Sie da noch keine Namen genannt haben, ach Mist. Können Sie dann wenigstens sagen, wo vielleicht interessierte potenzielle Partnerunternehmen sind?

 

Spörler:Das kann ich gerne machen. Die Partnerunternehmen sitzen aber nicht zwingend an den Orten, die ich jetzt nenne oder nennen kann. Wir planen auf jeden Fall Demonstrationsformen im gesamten Rheinischen Revier verteilt. Wir haben Pläne für Erkelenz, wir haben Pläne für Neuss, für bei Euskirchen, also in der Nähe von Köln, oder auch in Jülich und Düren.

 

Knippertz: Also die Nachfrage ist groß, höre ich da raus. Wenn die Nachfrage von Wasserstoff so groß ist oder wird, frage ich mich, kommen wir dann mit dem eigenen hin oder kann man Wasserstoff auch importieren?

 

Spörler:Ich denke, wir müssen wahrscheinlich auch Wasserstoff importieren. Aber warum nicht? Wir waren bisher auch immer ein Importland. Wir müssen einfach auf Länder blicken, die Solar-, Wind- und Wasserkraft mehr zur Verfügung haben als wir hier in Deutschland und dann auch den grünen Wasserstoff zu importieren.

 

Knippertz: Welche Länder sind das zum Beispiel?

 

Spörler: In Schottland weht zum Beispiel viel Wind, klar, Afrika, ein Sonnenland, Australien.

 

Knippertz: Weshalb haben wir in Deutschland eigentlich nicht schon viel früher in Wasserstoffforschung investiert?

 

Spörler: Das ist eine schwierige Frage.

 

Knippertz: Kann man nur mutmaßen. So, jetzt habe ich das Wort „Helmholtz-Cluster“ selbst und alles, was daran hängt, ja vermieden. Jetzt nehme ich es aber doch nochmal kurz in den Mund. Bzw. heißt das schon offiziell so? Ist das schon offiziell eröffnet bzw. passiert schon was?

 

Spörler: Genau, das Helmholtz-Cluster ist letztes Jahr im September gestartet mit einer Bescheidübergabe, mit einer formellen Urkundenübergabe. Wir planen jetzt aber nochmal eine Art Startschussveranstaltung. Hier laden wir Sprecherinnen und Sprecher von unseren Fördergebern ein, aus den Kommunen hier in der Region und wollen einfach diese ersten Schritte nochmal gemeinsam gehen, was ist bisher passiert, wo gehen unsere Wege hin, was sind unsere Ziele.

 

Knippertz: Also dicke Party?

 

Spörler: Genau, auf jeden Fall.

 

Knippertz: Dann nochmal eine persönliche Frage. Sie kommen ja ursprünglich aus Bayern.

 

Spörler: Genau.

 

Knippertz: Haben auch am Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg für erneuerbare Energie angefangen. Ist der Wechsel von Bayern ins Rheinische Revier schwergefallen? Musste man sich umstellen von Semmel zu Brötchen? Und vermissen Sie die Berge?

 

Spörler: Er ist natürlich schwergefallen, weil meine Familie aus Bayern kommt und auch dort in der Nähe noch lebt. Das heißt natürlich, familiär gesehen ist es ein Umzug, ein bisschen schwergefallen. Aber ich habe mich auch riesig gefreut. A., weil diese Aufgabe sehr spannend, herausfordernd ist auch für mich persönlich, nicht nur im Thema Wasserstoff, auch für mich war es ein großer Schritt von einer wissenschaftlichen Koordinatorin zu jetzt Abteilungsleitung mit einer so herausfordernden Aufgabe eines Aufbaus zu beschäftigen war super. Klar, die Berge fehlen vielleicht ein bisschen, aber NRW hat ja auch einen gewissen Charme.

 

Knippertz: Ich wollte gerade sagen, mal weg vom Beruflichen. Also so Bayern und NRW ist ja schon unterschiedlich.

 

Spörler: Auf jeden Fall, ja.

 

Knippertz: Wie war da die Umstellung?

 

Spörler: Naja, mir fehlen so ein bisschen die Wälder und die Berge. Aber letztendlich gibt es hier auch dennoch sehr viel zu entdecken. Man kann sich einfach darauf einlassen. Das hat einen gewissen Charme hier und es gibt auch einfach andere Urlaubsregionen. Wenn man in Bayern wohnt, fährt man meistens in den Süden. Wenn man hier wohnt, hat man den Westen, den Norden, alles steht einem offen und man kann super viel entdecken.

 

Knippertz: Ja, und ein paar Jährchen warten, dann ist das Rheinische Revier vielleicht auch mit einer großen Seenlandschaft…

 

Spörler: Sind aber noch ein paar viele Jahre.

 

Knippertz: Ja, sind noch ein paar Jahre. Aber wir sind geduldig hier im Rheinland auch.

 

Spörler: Ja, die Mentalität ist auch eine ganz andere. Wenn ich da an die manchmal mürrischen Franken und Bayern denke, dann wird man hier eigentlich immer freudig empfangen.

 

Knippertz: Die Franken?

 

Spörler: Genau.

 

Knippertz: Können Sie noch fränkisch?

 

Spörler: Lieber nicht.

 

Knippertz: Nee? Aber würde schon gehen?

 

Spörler: Wenn ich mit meinen Großeltern telefoniere definitiv.

 

Knippertz: Ja? Ansonsten ist der bayerische Einschlag gar nicht mehr so sehr rauszuhören.

 

Spörler: Es ist ja auch wenn, dann fränkisch. Da muss man aufpassen.

 

Knippertz: Achso, stimmt. Oh ja, da kann man sich in Nesseln setzen. Gut, das ist hier im Rheinland oder im Rheinischen Revier wahrscheinlich nicht anders. Also jedes Dorf hat so seine eigene Eigenheit, sage ich mal. Wie sieht es kulinarisch aus?

 

Spörler:Ich ernähre mich hauptsächlich vegan-vegetarisch. Das ist hier schon etwas schwieriger, muss ich sagen.

 

Knippertz: Nee, sonntags Fleisch. Aber ich meine in Bayern…

 

Spörler: Ja, richtig fränkische Schweiz mit Schäufele, da kommt man auch nicht weit mit vegetarisch, das stimmt.

 

Knippertz: Ich wollte gerade sagen, da unterscheiden sich das Rheinische Revier und Bayern dann vielleicht doch nicht so. Und wenn sie mal nicht arbeiten – ich weiß, es ist viel Arbeit, aber vielleicht passiert das ja ab und zu mal – wie verbringen Sie dann Ihre Freizeit?

 

Spörler: Sport, Freunde treffen. Ich habe auch einen Camper-Van, also ein VW-Bus als Camper ausgebaut und fahre mit dem gerne in den Urlaub, um neue Orte zu entdecken.

 

Knippertz: Dann auch so Richtung Belgien, Holland?

 

Spörler: Genau, und Dänemark jetzt vor Kurzem.

 

Knippertz: Ah, cool. Ja gut, das ist ein bisschen weiter weg vom Rheinischen Revier.

 

Spörler: Das stimmt.

 

Knippertz: Aber auch schön auf jeden Fall. Kommen wir zurück zum Wasserstoff. Was glauben Sie, wie schnell kommen wir von fossilen Energien weg?

 

Spörler: Wir werden wegkommen müssen.

 

Knippertz: Eher 5 Jahre, eher 10, eher 20? Ganz persönliche, subjektive Einschätzung einfach.

 

Spörler: Ich glaube, da ist es gar nicht so wichtig, Zahlen zu nennen, weil wir versuchen ja auch zum Beispiel in das Erdgasnetz Wasserstoff einzuspeisen und sind da noch auf Erdgas in irgendeiner Art und Weise angewiesen, je nachdem, wie lange das noch läuft, wie das funktioniert. Dass wir wegkommen, das ist unser oberstes Ziel. Dass wir auch 2045 klimaneutral sein wollen, ist auch ein großes Ziel. Ob wir das 2030, ´35 oder ´40 schaffen, das kann ich nicht beurteilen.

 

Knippertz: Hört sich ein bisschen an wie bei der Fußballbundesliga. Was ist das Tabellenziel? Und dann werden auch ungern Tabellenplätze genannt, sondern einfach work in progress, einfach mal schauen. Aber es wird auf jeden Fall noch ein bisschen dauern. Warum dauert das so lange? Rohre, Öl? Die Leitungen sind ja da, wenn ich das eben richtig verstanden habe.

 

Spörler: Genau. Natürlich ist vieles da, aber es muss natürlich auch vieles an Technologien erstmal aufgebaut werden. Wie gesagt, zum Beispiel bei diesem Projekt mit Stromwärmeerzeugung für ein Gebäude ist das auch eine Technologie, die erst in Vorserie geht. Das heißt, die geht erst in ein paar Jahren in Serie, in Serienproduktion. Das heißt, diese Umstellung wird passieren, aber wir brauchen natürlich noch ein paar Jahre. Wir sind auf einem guten Weg und gehen das jetzt auch an und ich glaube, das ist ein gutes Ziel, was wir verfolgen.

 

Knippertz: Ein paar Jahre, das heißt, Ihr Projekt ist auch auf mehrere Jahre angelegt? Gibt es da einen Zwei-, Drei-, Fünfjahresplan?

 

Spörler: Die Projekte, die wir machen, das sind eher Vier- bis Fünf-Jahres-Projekte.

 

Knippertz: Okay.

 

Spörler: Genau. Und wir planen circa 10 bis 15 Demonstrationsvorhaben, also von diesen großen Projekten immer parallel zu fahren. Das heißt, wir planen schon, jetzt 10 bis 15 Projekte anzugehen, dass wir große Demonstrationsvorhaben hier im Rheinischen Revier platzieren, die man auch betrachten kann. Und sobald eines abgeschlossen ist, wird es vielleicht verlängert oder weiter daran geforscht, gearbeitet oder die Technologie ein bisschen angepasst oder eben neue Projekte entwickelt.

 

Knippertz: Naja klar, man muss ja zwischendurch auch immer mal gucken, was passiert denn eigentlich mit dem Geld für die Forschung, gibt es da Fortschritte. Einen Vorteil sehe ich da aber schon mal auf jeden Fall für Menschen im Rheinischen Revier, viele Arbeitsplätze hängen dran. Man kann vielleicht irgendwann sagen, jo, wir sind Leuchtturmprojekt hier im Rheinischen Revier, wir haben den Wasserstoff nach vorne gebracht. Gibt es weitere Vorteile für das Rheinische Revier oder für die Menschen hier?

 

Spörler: Genau, es geht ja hier auch stark um den Strukturwandel und unser Gründungsdirektor, Professor Wasserscheid, sagt immer gerne, wir denken nicht nur die Energiewende mit, sondern die Energiewende und den Strukturwandel aus einem Guss heraus. Das heißt, wir schaffen natürlich hier auch eine Energiewirtschaft, die einfach weg von der Kohle ist. Das heißt, wir versuchen quasi diesen Übergang auch eher mit zu begleiten und dann zu etwas Positivem hin zu entwickeln.

 

Knippertz:Tolles Schlusswort. Hört sich wirklich so an, als ob aus dem Rheinischen Revier ein richtiges Zukunftsrevier wird. Und wir wissen jetzt, wozu Wasserstoff gut sein kann, was man damit alles machen kann, für wen alles rund um den Wasserstoff auch eine gute Job-Perspektive für die Zukunft da ist. Also wirklich ein echtes Leuchtturmprojekt, nicht nur für die Wissenschaft. Vielen, vielen Dank Frau Dr. Spörler für die Erklärung und den Ausblick in die Wasserstoffwirtschaft der Zukunft.

 

Spörler: Gerne.

 

Knippertz: Und damit sind wir auch schon am Ende unserer heutigen Episode angelangt. Vielen, vielen Dank für‘s Reinklicken, für‘s Zuhören. Gerne weitererzählen, dass es diesen Podcast gibt. Geschichten rund um Projekte, rund um Menschen im Rheinischen Revier, rund um das Rheinische Revier. Am besten einfach den Podcast abonnieren, dann verpasst man keine Folge mehr. Teilen, liken und beim nächsten Mal gerne wieder dabei sein. Ich sage Tschüss, bis zum nächsten Mal, olé olé, Torsten Knippertz sagt bei Bye-bye.

 

Ton: Musik

Bestandsentwicklung, Digitalisierung

Keine Angst vor KI – Künstliche Intelligenz erleben, erlernen und entwickeln

„Es geht letztlich darum, für die Region Technologien zu entwickeln oder einzuführen, die auch uns für die Zukunft wettbewerbsfähig machen, wenn keine Braunkohle und kein günstiger Strom mehr aus der Kohle verfügbar ist“, sagt Dr. Alexander Opitz. Gemeinsam mit Alex Dickmann leitet er das AI Village in Hürth, in dem sich alles um KI und deren Einsatzmöglichkeiten dreht. Sie wollen KI entwickeln, erlebbar und erlernbar machen.

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Bestandsentwicklung, Digitalisierung, Energiesystem der Zukunft, Grün-blaue Infrastrukturen und Klimaresilienz, Infrastruktur und innovative Mobilität, Neue Maßnahmen für Innovation und Bildung, Standortmarketing und Ansiedlungsförderung, Zukunftsfähige Industrie

Frau Staatssekretärin, was machen Sie für den Strukturwandel?

Zu Gast ist diesmal eine Staatssekretärin aus dem NRW-Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie, Silke Krebs. Sie ist für den Strukturwandel im Rheinischen Revier verantwortlich. Doch was heißt das eigentlich? Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus? Was ist ihr wichtig? Krebs hat viel Erfahrung in der Führung eines Ministeriums, deshalb hat NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur sie in ihr Team geholt.

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Bestandsentwicklung

Vom Tagebau zum Neuland: Die Zukunft von Hambach

„Ab wann können wir endlich in den neuen Seen im Revier schwimmen?“, will Moderator Torsten Knippertz von Boris Linden wissen. Der Geschäftsführer der Neuland Hambach GmbH entwickelt im Auftrag der Anrainerkommunen Pläne für die Zeit nach dem Ende des Tagebaus. Lebenswerte Gebiete und attraktive Landschaften sollen entstehen. Die Herausforderung besteht darin, die verschiedenen Interessen unter einen Hut zu bringen. 

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Bestandsentwicklung

Zwei Städte, zwei Länder, gemeinsam klimaneutral

„Klimaschutz macht nicht an der Landesgrenze halt“, sagt Benjamin Fadavian, Bürgermeister von Herzogenrath. „Die Menschen wollen, dass wir unseren Aufgaben gerecht werden und das können wir nur machen, wenn wir zusammenarbeiten und aufeinander hören“, ergänzt seine niederländische Amtskollegin, Petra Dassen-Housen aus Kerkrade. Im Gespräch mit Moderator Torsten Knippertz erzählen sie, wie das in der Praxis funktioniert.

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Bestandsentwicklung

Aus Katzem zu den Höhnern

Bei der Kölner Kultband Höhner steht er am Keyboard. In unserem Podcast spricht Micki Schläger mit Moderator Torsten Knippertz über seine Kindheit in Katzem. Das überschaubare Dorf gehört zu Erkelenz. Hier hat Schläger seine Wurzeln, hier lebt seine Familie und hier hat er eine Musikschule. Obwohl er inzwischen in Köln lebt, ist er regelmäßig in Katzem. „Ich bin immer wieder gerne in Erkelenz und das wird auch immer meine Heimat bleiben.“

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Bestandsentwicklung

Arbeiten auf dem größten Bagger der Welt

Sein Arbeitsplatz ist 100 Meter hoch und 200 Meter lang. Al Mahidi Zerouali kontrolliert im Tagebau Hambach den größten Bagger der Welt. Der 27-Jährige ist Großgeräteführer, wie es im Fachjargon heißt und als Schichtleiter Vorgesetzter von 20 Mitarbeitenden. Im Podcast mit Torsten Knippertz erklärt er den Unterschied zwischen Absetzer und Bagger, erzählt von Bombenfunden und davon, wie er sich die Zukunft ohne Braunkohletagebau vorstellt.

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Bestandsentwicklung

Das Indeland - Zukunft am See

Die Entstehung des Indesees liegt in der Zukunft. Schon seit 2006 beschäftigt sich die Entwicklungsgesellschaft Indeland  mit der Neugestaltung der Landschaft rund um den Braunkohle-Tageabbau Inden.  „Meine Aufgabe ist es, die Leute von der Couch zu kitzeln“, sagt Svenja Zeimetz.  Moderator Torsten Knippertz spricht mit der Partizipationsmanagerin darüber, wie sich die Menschen aktiv an der Gestaltung ihrer Region beteiligen können.

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Infrastruktur und innovative Mobilität

Mobilität soll Spaß machen!

Pünktlich zum Start des 49-Euro-Tickets spricht Moderator Torsten Knippertz mit der Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen. Sie hat sich nichts weniger als eine Mobilitätswende für Aachen auf die Fahnen geschrieben. Dafür braucht es attraktive Angebote für alle Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, wie neue Straßenbahnen, Radschnellwege ins Zentrum und eine verkehrsberuhigte Innenstadt mit Premiumfußwegen und Raum für Begegnungen.

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Landwirte mit Herz und Computer

Johanna und Burkhard Liesen betreiben bei Düren mit Begeisterung Landwirtschaft. Im Podcast erzählen sie darüber, dass sie dabei auf Vielfältigkeit setzen. Zusammen mit dem Forschungszentrum Jülich experimentieren sie zudem mit verschiedenen Kulturen, um die Tagebau-Abbruchhänge zu befestigen.

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KI hilft beim Recyceln von Plastik

Plastik wird doch gesammelt und reycelt, oder?  Ganz so einfach ist das leider nicht. Allerdings kann künstliche Intelligenz dabei helfen, in Zukunft Abfallberge zu verringern. Darüber spricht Moderator Torsten Knippertz mit Alina Ott, Managerin des Projekts „R-Cycle“.

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Gast

Dr. Susanne Spörler
Forschungszentrum Jülich

Moderator

Torsten Knippertz

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