Lust auf Zukunft

2030 - das Ende des Tagebaus Garzweiler ist in Sicht. Aber was kommt danach? Und was können wir jetzt schon tun, obwohl der Tagebau noch aktiv ist? Diese Fragen haben sich die angrenzenden Städte Mönchengladbach, Erkelenz, Jüchen, Grevenbroich und die Landgemeinde Titz gestellt, um die Zukunft zu gestalten. Gemeinsam gründeten sie den Zweckverband Landfolge Garzweiler. In unserem Podcast sprechen wir mit dem Geschäftsführer Volker Mielchen über die Pläne für die Region. An der Stelle des Tagebaus soll ein See entstehen. An seinem Ufer wird Land- und Forstwirtschaft und vielleicht auch ganz neue Formen von Wohnen und Arbeiten geben. Doch es dauert 40 Jahre, bis der See voll ist. Bis dahin wird noch viel passieren. Ein konkretes Projekt für die nahe Zukunft ist beispielsweise ein 40 Kilometer langer Radweg rund um den ehemaligen Tagebau und den zukünftigen See mit einem Dokumentationszentrum in Holzweiler. Für 2037 ist eine internationale Gartenausstellung geplant. Und natürlich geht es auch um die fünf Dörfern, die gerettet wurden und jetzt nicht mehr abgebaggert werden. Hier muss nochmal völlig neugeplant werden.

Volker Milechen vor dem Tagebau Garzweiler
© Klaus Görgen

Volker Milechen vor dem Tagebau Garzweiler

Bei seiner Arbeit kann Mielchen von seinen Erfahrungen in einem anderen Revier, der Lausitz, profitieren. Dort hat er das Lausitzer Seenland mit aufgebaut. Die Bedingungen waren andere, betont er, und wir hier im Rheinischen Revier haben allen Grund, positiv in die Zukunft zu blicken: „Es ist eine ganz tolle Aufgabe für alle, so eine Zukunft neu zu denken. Wo sonst kann man wirklich eine Landschaft neu bauen im physischen Sinne und überlegen, was will ich daraus machen? Die Gelegenheit gibt es ganz selten in so einem Maßstab.“ Sie ist bei ihm spüren, diese „Lust auf Zukunft“, die laut Mielchen alle Beteiligten vereint. Ihr könnt sie auch spüren, in unserem Podcast Folge 14 mit dem Titel: Garzweiler: Lust auf Zukunft.

 

Gast: Volker Mielchen, Geschäftsführer des Zweckverbandes Landfolge Garzweiler

Moderation: Torsten Knippertz

 

Weitere Infos auf der Website des Zweckverbandes LANDFOLGE Garzweiler und in den Steckbriefen zum Grünen Band Garzweiler und dem Innovation Valley Garzweiler.

 

 

 

Mielchen: Wenn der Tagebau aufhört und die Seen nutzbar werden, dann werden das natürlich ganz, ganz attraktive Ufer. Und wir glauben schon, dass das auch über Land und Forstwirtschaft hinaus auch für Wohnen oder vielleicht neue Formen von Wohnen und Arbeiten dort am Wasser ganz interessant wird. Und dass auch die Dörfer, die kleinen Dörfer, die jetzt ja unter dem Tagebau gelitten haben, teilweise ja auch abgebaggert werden sollten und sich deshalb gar nicht weiterentwickelt haben, dass die dann wieder aufblühen werden und sich zu den attraktiven Uferlagen entwickeln werden. Und da arbeiten wir darauf hin.

 

Ton: Musik

 

Knippertz: Hi und Hallo. Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe unserer Revier.Geschichten. Mein Name ist Torsten Knippertz. Und wer zurzeit auf der Autobahn zum Beispiel auf der A 44n durch das Rheinische Revier unterwegs ist und da die abgebackerte Garzweiler Landschaft anschaut, der sieht vor allem eins eine riesige leere Fläche, ein schier endloses Loch. Und da braucht man schon viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie es im Rheinischen Revier nach dem Ende des Braunkohleabbaus mal aussehen wird. Wir sind in einigen vorherigen Folgen unserer Rheinischen Revier Geschichten schon einmal darauf eingegangen, wie es aussehen könnte. Aber der Gast, den ich heute in unserem Podcast begrüßen darf, der hat wirklich diese Phantasie. Und noch besser er hat sehr konkrete Vorstellungen, wie es mal ausschauen könnte und aussehen soll. Hallo Volker Mielchen, herzlich willkommen!

 

Mielchen: Schönen guten Morgen! Hallo.

 

Knippertz: Schön, dass Sie da sind. Seit vier Jahren sind Sie Geschäftsführer von etwas, das nennt sich Zweckverband Landfolge Garzweiler mit Sitz in Erkelenz-Kuckum. Hört sich ein bisschen trocken an, deswegen frage ich mal, was macht man da genau? Was machen Sie genau?

 

Mielchen: Ja, der Name ist ein bisschen trocken, hat nichts mit einer Verletzung zu tun oder Erste Hilfe, sondern Zweckverbände sind kommunale Einrichtungen, wo man sich zusammentut über die Grenzen hinweg. In unserem Fall sind das vier, demnächst fünf Kommunen, die vor einigen Jahren überlegt haben, dass man die Zukunft mit dem Tagebau und nach dem Tagebau nur gemeinsam gestalten kann. Der Tagebau, der hat die Grenzen einfach über baggert. Den interessierte das nicht. Aber danach, wenn man eine Zukunft gestalten will, dann muss man das beachten. Und man hat sich zusammengetan zu dieser gemeinsamen Gesellschaft, um die Zukunft gemeinsam zu planen, sich abzustimmen, auch Interessen zu vertreten. Und ich bin der Geschäftsführer in dieser Gesellschaft, die 2018 dann auch eine Geschäftsstelle in dem Ort Kuckum gegründet hat und konnte das seitdem dort aufbauen.

 

Knippertz: Welche vier bzw. bald fünf sind das denn, die sich zu diesem gemeinsamen Zweck zusammengeschlossen haben?

 

Mielchen: Ja, das sind die Stadt Mönchengladbach, die Stadt Erkelenz, die Stadt Jüchen und die Landgemeinde Titz im Süden. Und wir haben jetzt gerade beschlossen, dass die Stadt Grevenbroich, die also die Kraftwerkskommune des Tagebaus Garzweiler ist, auch dazu kommt. Wir freuen uns sehr, dass wir damit jetzt etwas gewachsen sind. Und im Grunde genommen sind das die Kommunen rings um den Tagebau, vor allen Dingen die, die auch mit dem aktiven Tagebau wirklich noch zu tun haben, wie man so sagt.

 

Knippertz: Ja, ich komme ja selbst aus Mönchengladbach, deswegen interessiert mich das, wie da so die Zusammenarbeit ist mit Erkelenz, vor allem mit Kuckum habe ich auch eine gemeinsame Geschichte, wenn ich das ganz kurz erzählen darf. Ich habe früher mal für Welle West gearbeitet im Kreis Heinsberg. Den Radiosender gibt es nicht mehr und wir haben Kreisliga A Fußballspiele wirklich übertragen, live übertragen also vom Ascheplatz. Und mein absolutes Lieblingsspiel bis heute ist noch die Begegnung Niersquelle Kuckum gegen Loverich Floverich.

 

Mielchen: Ja, wunderschön. Niersquelle, der Name ist Programm. Genau dort entspringt tatsächlich die Niers.

 

Knippertz: Ja, deswegen werde ich auch nie vergessen. Aber wie kommt man dann zu so einem Job? Waren Sie selbst schon als Kind mit dem Bagger unterwegs und haben sich überlegt, wie man, was vielleicht anders oder besser machen kann?

 

Mielchen: Nein, ich komme tatsächlich nicht aus irgendeiner Kohleregion, aber beruflich hat es mich dann in die Richtung verschlagen. Also ich bin gebürtig aus Lemgo in Lippe, habe dann in Hannover studiert und hatte dann 2001 die Möglichkeit, eine tolle Stelle zu bekommen, bei der Internationalen Bauausstellung in der Lausitz, die von 2000 bis 2010 dort stattgefunden hat. Das ist so ein tolles Entwicklungsprogramm, wenn man im Planungsbereich tätig ist. Ein echter Traum für jeden Planer. Und man hat damals dieses Format dort in der Lausitz gewählt, um auch den Strukturwandel, der ja im Osten schon einmal nach der Wende im Grunde genommen stattgefunden hat, zu unterstützen. Und ich konnte da eine Stelle als Projektbetreuer bekommen und bin dann dorthin gezogen und habe da einige Jahre dann sehr zufrieden gearbeitet. War eine tolle Aufgabe.

 

Knippertz: Ja, Lausitz, die Ecke, da ist ja auch Tagebau Gebiet. Das heißt, Sie haben jetzt ganz genau den Vergleich, ja?

 

Mielchen: Ja, in der Tat. Also ich habe 17 Jahre lang dort Regionalentwicklung gemacht und das Lausitzer Seenland aufgebaut, eine andere Region. Der Osten an sich hatte natürlich andere Voraussetzungen. Als ich 2001 dorthin kann, war jetzt nicht mehr die Zeit, wo alles dreckig und düster war. Aber die Region stand wirtschaftlich nach wie vor nicht sonderlich gut da. Also die Arbeitslosigkeit war immer noch hoch, die war, sage ich mal, runter unter 20 Prozent, aber noch deutlich über zehn. Und das ist natürlich immer noch viel. Die Region war geprägt durch viel Wegzug, gerade auch von jungen Menschen, die da jetzt ihre Kinder bekommen hätten, wenn sie noch da wären. Das heißt, sie ist relativ alt, deutschlandweit im Vergleich, also viele andere Probleme ländliche Regionen. Und ja, das Rheinische Revier ist da schon ganz anders.

 

Knippertz: Aber Seenlandschaft heißt, da gibt es schon ein paar Seen?

 

Mielchen: Ja, da gibt es tatsächlich einige sehen schon, die auch fertig und nutzbar sind. In Summe sind das 24 größere Seen, also sind auch sehr viel mehr Tagebaue gewesen, auch größere Tagebaue. Insgesamt ist das Lausitzer Revier schon ganz, ganz stark durch den Kohleabbau und Verstromung geprägt. Das war die Industrie. Die Energiewirtschaft für die DDR kam aus diesen beiden Revieren Mitteldeutsches Revier bei Leipzig, aber vor allen Dingen Lausitz. Und das war eine wachsende Wohlstandsregion in der DDR, wo man gerne hinzog, weil es gute Gehälter gab, wo alles für die Bergleute gemacht wurde, nur, dass das dann nach der Wende ganz anders aussah. Da waren Schlag auf Fall mal 100.000 Leute arbeitslos und eigentlich wurde die Region mehr oder weniger deindustrialisiert und das war ein richtiger Strukturbruch. Aber sie waren bei den Seen. Ja, die gibt’s und die waren auch schon zu DDR Zeiten Erholungsgebiete für die Arbeiter, die ringsum schwer arbeiteten. Und jetzt ist es natürlich auch der Tourismus, der dann da noch mal sich entwickelt hat.

 

Knippertz: Also das, was demnächst eben hier im Rheinischen Revier auch sein soll, über welche Zeitspanne wir reden. Dazu kommen wir jetzt, Sie sind dann zurückgegangen in den, ich sage mal, Westen, ja, also hierhin, weil Sie mal gucken wollten, wie ist es da.

 

Mielchen: Ja also wie das so ist. Ich hatte ursprünglich eigentlich gar nicht geplant, so lange im Osten zu sein. Es war aber am Ende so spannend und ich hatte auch eine tolle Position da, auch bei einem Zweckverband, dass es dann 17 Jahre geworden sind. Aber privat war dann doch der Schwerpunkt hier eben im Westen. Meine Frau kommt vom Niederrhein und das war dann am Ende der Grund, dass wir hier gelandet sind. Und dann habe ich geguckt, was gibt es für spannende Stellen. Ich wollte jetzt gar nicht unbedingt immer was mit Tagebauen zu tun haben in meinem Leben, aber es war dann doch wieder so.

 

Knippertz: Jetzt ist es doch so.

 

Mielchen: Und es macht auch Spaß, weil ich jetzt hier noch mal wirklich von Anfang an sozusagen was aufbauen konnte und auch die Region anders ist mit ganz vielfältigen Aufgaben. Ich hatte im Osten viel mit Tourismusentwicklung tatsächlich zu tun und hier denke ich mal noch sehr viel breiter, erstmal etwas getan werden muss.

 

Knippertz: Ja, hier gibt es ja riesige Chancen, wie wir in den letzten Podcasts schon gehört haben. Nicht ganz weißes Blatt Papier, aber man kann noch viel gestalten. Sie sind jetzt hier, um zum Beispiel den Tagebau Garzweiler eins und zwei neu zu gestalten. Geht es da im Detail darum, die riesigen Löcher, die man jetzt gerade sieht, dann eben zu Seenlandschaften und Gegenden werden zu lassen, wo man gerne wohnt, wo man gerne Urlaub macht, Tourismus macht?

 

Mielchen: Ja, vielleicht muss man an dieser Stelle noch mal einmal erklären, wie der der Bergbau da funktioniert. Also der baggert ja ab, verstromt die Kohle, aber er hat auch die Verpflichtung, also das Unternehmen, die Verpflichtung zu rekultivieren. Und dieser Begriff „re“ heißt ja „so ähnlich wie vorher“, das ist so das Prinzip. Bei Garzweiler ist das überwiegend Landwirtschaft, das ist wichtig zu wissen. Also die Landschaften, die entstehen, die sind erst mal Landwirtschaft, überwiegend, und da kann man natürlich auch weitere Sachen darauf machen. Und am Ende bleibt immer ein Loch, denn es ist ja Masse rausgenommen worden. Und diese Löcher, die sind ja ins Grundwasser gebaggert worden, das heißt, die füllen sich mit Wasser und werden zu Seen. Das ist im Rheinischen Revier eben, neben kleineren alten Seen, im Bereich der Ville, die man ja auch schon nutzen kann, sind es diese drei großen Seen, die entstehen in Hambach und Garzweiler, die wirklich sehr, sehr große Löcher sind, auch vom Volumen viel, viel größer als die im Osten.

 

Knippertz: Wie groß denn?

 

Mielchen: Ja, also von der Fläche ist das bei Garzweiler sind das 2100 Hektar, ungefähr, 180 Meter tief. Hambach ist noch größer, deutlich größer, vom Volumen, dreimal so groß und Inden ist etwas kleiner. Das sind viele 1000 Fußballfelder, um es mal so zu sagen. Also es ist schwer vorstellbar, da kann man eine ganze Fläche einer ganzen Stadt sozusagen drin reinlegen, in so einen See oder in so ein Loch.

 

Knippertz: Ja. Oh ja, das sind große Seen. Wussten Sie, wie groß diese Löcher sind, als Sie hierhin gekommen sind? Sie haben gerade gesagt; schwer vorstellbar.

 

Mielchen: Ja. Wenn man viele Jahre an dem Thema arbeitet, gewöhnt man sich komischerweise an diese Bilder, die eigentlich wirklich nicht normal sind. Also wenn man das erste Mal solche Tagebaulandschaften sieht, ist man doch tief getroffen, weil das sehr dramatisch und drastisch ist, was der Mensch dort mit der Landschaft macht, um Energie zu gewinnen. Wenn man übrigens, wenn man darin steht, ist das noch mal anders. Wenn man unten ist, merkt man erst mal, wie riesig es wirklich ist. Von oben hat man eigentlich gar keinen richtigen Maßstab und kann gar nicht richtig abgreifen, wie groß ist das? Mehrere Kilometer? Fünf, sechs Kilometer große Loch? Ja, ich kannte das, die sind hier im Rheinland eben sehr viel tiefer. Das ist schon toll, weil man noch mehr so Erdschichten sieht. Ich finde, das hat auch eine gewisse Ästhetik, ohne das irgendwie romantisieren zu wollen. Aber es ist schon was Besonderes, so in die Erde reingucken zu können.

 

Knippertz: Ja, also es ist auch etwas Besonderes. Jetzt mal ganz wertfrei am Rand zu stehen, das ist schon beeindruckend. Manchmal auch ein bisschen unwirklich, wirkt manchmal, so ein bisschen Science-Fiction mäßig, habe ich das Gefühl, auch wenn man nachts dann da vorbeifährt.

 

Mielchen: Ja, wir haben im Osten mal versucht, so ein, so ein Highlight zu schaffen, das nannte sich Reise zum Mars, dass man runterlaufen kann und unten so ein glitzernder Pavillon ist, in dem man reingeht. Hat dann nicht geklappt. Aber das trifft schon so ein bisschen. Das ist wie so eine Mond- oder Marslandschaft. Ja, der Mensch ist in der Lage, so verwunderliches zu tun mit seiner Umwelt, um ja, da ist es manchmal ganz gut, sich dessen bewusst zu werden, wo die Energie halt herkommt, die man immer so nutzt.

 

Knippertz: Warum hat das nicht geklappt mit dem Pavillon?

 

Mielchen: In der im Lausitzer Seenland ist das ganz schwierig mit der Geologie. Die Böschungen sind da sehr unsicher, die können brechen und rutschen, wenn das Wasser ansteigt. Deshalb ist es sehr gefährlich, dort in den Löchern zu sein. Hier im Rheinischen Revier ist das ein bisschen besser. Da sind andere Böden, die nicht so schnell ins Rutschen kommen.

 

Knippertz: Also planen Sie schon, auch irgendwo mal zwischendurch einen Pavillon zu machen, bevor dann ein See entsteht? Sie planen ja.

 

Mielchen: Ja, doch, also das ist ein wichtiges Thema, weil die Befüllung der Seen wirklich sehr, sehr lange dauert. Also das sollen 40 Jahre werden. Es ist eben sehr, sehr viel Wasser, was vom Rhein dann da rein gefüllt werden soll. Das heißt, wir müssen uns damit befassen, was man in dieser langen Zeit macht. Einfach nur warten ist ein bisschen langweilig. Und unter dem Begriff Zwischennutzungen wollen wir versuchen, dann in diesen Landschaften auch in diesen Jahrzehnten schon was zu machen. Das kann Energieproduktion sein, das kann auch für den Naturschutz was sein. Aber wir denken auch für die Naherholung und Tourismus kann man da schon was machen. Und unten die Wasserfläche nutzen sollte hoffentlich möglich sein und das kann man ganz toll inszenieren. Das kann dann auch wirklich ein Highlight werden, weil man ja ganz tief unten im Loch ist und rechts und links eben diese dramatischen Böschungen sind.

 

Knippertz: Haben Sie da schon konkrete Pläne, die man sich vielleicht sogar angucken kann?

 

Mielchen: Ja, also wir haben das jetzt noch nicht so aufgemalt. Konkret würde ich es noch nicht nennen, aber wir haben schon Ideen, wie man es machen könnte. Wir arbeiten zum Beispiel im Moment an einem Konzept für eine internationale Gartenausstellung im Jahr 2037. Und wenn es dazu kommen sollte, dann wäre das aus unserer Sicht schon das Highlight, dass man dort runterkommt. Eine Idee wäre, dort eine Seilbahn einzusetzen, um runterzufahren. Das wäre auch sehr kontrolliert. Also wer kein hohes Risiko einmal mit der Seilbahn runter, unten was machen und wieder hoch.

 

Knippertz: Sie planen aber nicht nur, was in den Löchern passieren soll, sondern sie planen auch das Drumherum. Das ist ja auch wichtig.

 

Mielchen: Ja, das Drumherum ist natürlich langfristig das Wichtigere. Also im Moment sind das Tagebau und das ist unangenehm, wenn man in der Umgebung ist, weil das ist mit Staub verbunden, mit Lärm, das ist nicht attraktiv, aber das wird sich dann alles ändern, wenn der Tagebau aufhört und die Seen nutzbar werden, dann werden das natürlich ganz, ganz attraktive Ufer. Und wir glauben schon, dass das auch über Land und Forstwirtschaft hinaus auch für Wohnen oder vielleicht neue Formen von Wohnen und Arbeiten dort am Wasser ganz interessant wird. Und dass auch die Dörfer, die kleinen Dörfer, die jetzt ja unter dem Tagebau gelitten haben, teilweise ja auch abgebaggert werden sollten und sich deshalb gar nicht weiterentwickelt haben, dass die dann wieder aufblühen werden und sich zu den attraktiven Uferlagen entwickeln werden. Und da arbeiten wir darauf hin.

 

Knippertz: Stimmt, fünf dürfen bleiben, das ist entschieden. Gibt es da auch schon konkrete Pläne?

 

Mielchen: Ja, das ist ja eine sehr frische Entscheidung. Also bei den fünf Dörfern, die jetzt erhalten werden, haben wir im Grunde genommen gerade erst angefangen, uns damit auseinanderzusetzen. Die Stadt Erkelenz sind ja alles Erkelenzer Dörfer ist da dran, wir unterstützen das Land und den Bund, haben da sicherlich auch eine Rolle. RWE ist Eigentümerin von den meisten Grundstücken, muss an Bord. Aber man kann an dem Ort Holzweiler, der ja mit der Entscheidung 2016 gerettet wurde, kann man das eigentlich ganz, ganz schön sehen. Die hatten ja jetzt schon sechs Jahre, sozusagen nach dieser Entscheidung und da geht das dann schon los, dass erstmal die Stadt, im Grunde genommen alle Medien, die alle veraltet sind, erneuern muss in den Straßen. Es muss eigentlich einmal komplett durchgegangen werden, weil 40 Jahre nichts gemacht wurde und dann fangen die Menschen auch an, ihre Häuser wieder in Schuss zu bringen. Und es gibt neue Baugebiete, also all das geht da los, obwohl noch Tagebau ist, ringsum, weil die Menschen genau wissen, dass das bald vorbei ist und dass langfristig es ein schöner Wohnort ist.

 

Knippertz: Sie haben es gesagt, ist relativ frisch. Also so von heute auf morgen kann man solche Sachen ja dann auch nicht einfach planen. Also weder Sie als Planer noch die Menschen, die ins Rheinische Gebiet ziehen wollen, dableiben wollen. Also.

 

Mielchen: Ja, es gibt also es gibt einen wichtigen Konsens, dass das irgendwie ein „zurück“ kann es dort nicht geben. Also die Dörfer sind ja in dem Sinne in so einem gesellschaftlichen Sinne sind sie eigentlich nicht mehr da. Die meisten Menschen sind ja weg, 90 Prozent, die Vereine sind weg, es sind keine Schulen mehr da. Das heißt, man muss das ganz neu denken Also aus unserer Sicht, und da gibt es, glaube ich, auch einen Konsens müssen, dass Orte der Zukunft so nennen wir das werden also man muss das einmal komplett neu denken vielleicht sind es auch nicht mehr fünf Dörfer, sondern es ist eine neue Siedlung mit einem neuen Namen und das Ganze muss klimaneutral sein. Das muss man gemeinsam mit den Menschen vor Ort entwickeln, aber auch mit anderen, denn es kommen ja ganz viele Neue wieder dahin. Ja, das ist also eine Riesenplanungsaufgabe.

 

Knippertz: Also es sind viele Projekte, viele Planungen. Jetzt wurde aber ja der Kohleausstieg von 2038 auf 2030 vorgezogen. Macht das was mit Ihren Planungen?

 

Mielchen: Ja, auf jeden Fall. Also durch diesen Kohleausstieg in 2030 wird der Tagebau nicht mehr so weit nach Westen Richtung Erkelenz wandern. Das heißt dann auch der See wird viel weiter im Osten liegen, also da, wo das Loch bleibt. Und das ist eine ganz andere Lage im Raum. Und wir müssen dann tatsächlich alle Planungen auch nochmal ein Stück weit anpassen. Das geht, weil die sind ja noch nicht so konkret gewesen, Aber wir haben noch mal Aufwand. Und ja, das bedeutet auch, wir müssen noch mal Geld in die Hand nehmen und hoffen, dass es dafür Unterstützung gibt, auch von Land und Bund. Und das besondere Thema ist natürlich, dass diese fünf Orte und die drei Höfe auch erhalten bleiben. Ja, wo man dann auch noch mal eine ganz eigene Aufgabe hat.

 

Knippertz: Wollte ich gerade sagen. Also gerade die Dörfer, die bleiben dürfen, da bedarf es ja jetzt neuer Planung. Wahrscheinlich.

 

Mielchen: Ja, also das ist eine Riesenaufgabe. Was macht man damit mit diesen Flächen, mit der Gebäudesubstanz, wie geht man mit den Menschen um? Das ist nicht nur eine Planungsaufgabe, das muss man auch mit einem Beteiligungsprozess, ja muss man das gut organisieren. Und im Grunde muss auch die gesamte Infrastruktur in diesen Flächen muss ja erneuert werden.

 

Knippertz: Ja, das habe ich mir gedacht. Als ich von der Entscheidung gehört habe, habe ich gedacht, klar, dass macht ja auch was mit den Menschen, die dort gewohnt haben, die sich jetzt vielleicht in neuen Dörfern eingerichtet haben oder an neuen Stellen eingerichtet haben. Da muss man natürlich sehr behutsam mit umgehen, denke ich mal.

 

Mielchen: Auf jeden Fall. Also das ganze Thema der Umsiedlung ist ja sowieso das schwierigste Thema bei einem Tagebau. Man versucht das, denke ich, so gut wie möglich zu lösen, aber gut kann man es eigentlich nie lösen. Die Menschen müssen am Ende sich entscheiden, damit leben. Viele wollen gerne damit abschließen und wollen damit nichts mehr zu tun haben. Andere sind geblieben, haben dagegen gekämpft. Also ganz unterschiedliche Positionen. Das birgt ein bisschen Sprengstoff, auch untereinander. Und da muss man sehr behutsam versuchen, diese verschiedenen Gruppen auch einzubeziehen, aber auch letztlich an die Zukunft zu denken, an die vielen, die ja gar nicht da sind und ihre Meinung eigentlich nur über die, die Planer oder die Planung dann vertreten können.

 

Knippertz: Waren das eigentlich ähnliche Probleme in der Lausitz? Ich komme immer wieder auf die Lausitz, weil ich es ganz spannend finde, den Vergleich mal zu ziehen.

 

Mielchen: Na ja, Umsiedlungen hat es da auch ganz viele gegeben. Man hat das in der DDR etwas anders gemacht und mir ist nicht bekannt, dass da große Protestbewegungen waren. Nach der Wende waren nicht mehr viele Umsiedlungen. Es waren jetzt noch einige Dörfer bedroht, die auch, soweit ich das gehört habe, jetzt nicht mehr abgebaggert werden. Generell ist es so, dass natürlich der Osten immer noch mehr wirtschaftliche Probleme hat. Der ist immer noch stärker abhängig von der Branche. Deshalb hat man dort bisher ja auch den Kohleausstieg bei 2038 belassen, weil man wirklich Angst hat, dass diese Region sonst noch mal wieder Probleme kriegt. Und andererseits hat man natürlich auch gemerkt, dass die Energieversorgung ja durchaus noch nicht gesichert ist, dass man erst mal die Energiewende noch gestalten muss und da unglaublich viel noch zu leisten ist.

 

Knippertz: Auf jeden Fall ein sensibles Thema, sowohl in der Lausitz als auch im Rheinischen Revier.

 

Mielchen: Ja.

 

Knippertz: Ja, das habe ich mir genauso gedacht, als ich davon gehört habe. Und ich glaube, das, was Sie gerade gesagt haben, ist ganz wichtig, dass man das gemeinsam eben mit den Menschen macht, die dann dort leben werden. Erkelenz haben Sie angesprochen, Sie haben die anderen Gemeinden, Kommunen angesprochen. Ich habe versprochen, dass wir da auch noch drauf zu sprechen kommen. Und das machen wir jetzt. Wie kriegt man denn so eine Planungsaufgabe über Gemeindegrenzen hinweg organisiert? Ich könnte mir vorstellen, so wie ich das Rheinische Revier und die einzelnen Dörfer und Städte und Kommunen kennen, dass man nicht immer ganz gleicher Meinung ist.

 

Mielchen: Genau, so ist das Leben. Aber wichtig ist, dass man erst mal eine gemeinsame Vision, ein gemeinsames Ziel hat, dass man was draus machen möchte. Und das gab es. Das war übrigens auch für mich sehr spürbar, also auch ein Grund, warum ich mich entschieden habe, da mitzumachen. Weil ich das auch bei den vier Bürgermeistern deutlich gespürt habe, die Lust auf Zukunft. Und wenn man dieses Ziel hat, dann braucht man eine Strategie, wie man da hinkommt. Und man braucht natürlich Strukturen, wie man zusammenarbeitet. Die haben wir ein Stück weit entwickelt, die funktionieren gut. Und dann, auf dem Weg dahin, muss man natürlich viel, viel miteinander reden, auch Kompromisse schließen hier und da. Aber ich glaube, was wichtig ist, dass man sich immer wieder erinnert, dass man eigentlich ein gemeinsames Ziel hat, etwas Positives zu tun. Und wenn man das immer wieder mit Bildern, mit Projekten untersetzt und etwas Positives hat, dann ziehen immer mehr mit und bekommen auch Spaß. Bei uns ist jetzt ganz wichtig, dass wir bald mal irgendwas auch bauen und mal zeigen und einweihen.

 

Knippertz: Ich wollte gerade sagen, also man muss ja trotzdem auch was Konkretes irgendwann mal haben, dass jeder sagt ja, wir wollen was Positives, wir wollen was gestalten, ist ja klar, aber das muss dann auch mit Leben gefüllt werden.

 

Mielchen: Ja genau. Also wenn man sagt, wir haben jetzt eine Strategie für die nächsten 50 Jahre, das ist zu abstrakt und dann muss man parallel konkrete Projekte kleinteiliger machen. Bei uns ist das zum Beispiel das Grüne Band als ein Leitprojekt rings um den Tagebau herum wieder eine grüne Infrastruktur zu schaffen, die die alte mit der neuen Landschaft verbindet, die auch die Dörfer ringsum wieder verbindet, über einen Rundweg für Radfahrer erlebbar wird, die aber auch eine grüne Landschaft ist, gemeinsam mit der Landwirtschaft, die was für Natur bringt. Und ja, da sind wir dran mit Abschnitten. Das ist ja sind 40/50 Kilometer, Das kann man nicht in einem Jahr machen, aber man muss irgendwo anfangen. Und in diesem grünen Band wollen wir auch vier Gebäude errichten die nächsten Jahre, dass man auch so Punkte hat, an denen man was erleben kann.

 

Knippertz:Was für Gebäude sollen das dann sein? Gibt es da schon irgendwas, was wir uns verraten können?

 

Mielchen: Ja, also übergreifend sollen die vor allen Dingen ganz, ganz nachhaltig gebaut werden, auch ein bisschen experimentell. Die sollen auch durchaus besonders aussehen. Also dass man mal ein Postkartenmotiv hat, nichts Gewöhnliches. Und zumindest bei einem Gebäude, bei dem Dokumentationszentrum in Holzweiler, da wissen wir es ein bisschen genauer, weil wir gerade einen Architekturwettbewerb gemacht haben. Da wollen wir einen Ort schaffen, an dem man noch mal diesen ganzen Wandel durch den Tagebau auch richtig gut darstellt und auch aufarbeitet, damit man das später noch versteht.

 

Knippertz: Sie sagen „wir“, jetzt haben Sie die Erfahrung und können auch auf die Zeit in der Lausitz zurückblicken und ihre Erfahrungen mit rüberbringen. Aber sie planen das ja nicht ganz alleine. Wie viel sind dabei, das zu planen auf Ihrer Geschäftsstelle?

 

Mielchen: Ja, wir sind jetzt zurzeit zu acht. Wenn dann durch die Förderprojekte im Strukturwandel noch ein paar Leute dazubekommen, sodass wirzwölf sind. Das ist eine ganz gute Größe, um Dinge schon zu bewegen. Aber wir heißt auch, dass wir ganz viele andere Partner noch brauchen, sei es in den Kommunen, die uns unterstützen, sei es RWE. Ja, der Bergbau treibende ist immer ein wichtiger Partner und wir versuchen auch in die Projekte möglichst viele andere einzubinden. Bei dem Dokumentationszentrum zum Beispiel ist das der Heimatverein in Erkelenz. Wir haben auch Kontakt dort zu den Heimatvereinen aus den umgesiedelten Orten, die ganz viel Material haben. Das nur so ein Beispiel In jedem Projekt, finde ich, muss man über die kommunalen Partner hinaus auch andere noch einbinden, damit das auf vielen Füßen steht.

 

Knippertz:In der Lausitz gab es da eigentlich auch einen Zweckverband, oder war das da anders organisiert?

 

Mielchen: Nein, es war tatsächlich auch im Wesentlichen über zwei Zweckverbände organisiert. Bei uns ging ja durch zwei Seen auch die Landesgrenze durch Sachsen, Brandenburg. Das ist noch ein bisschen schlimmer als eine Bezirksregierungsgrenze. Und politisch waren Sachsen und Brandenburg ja auch nicht immer gleich gefärbt. Ja, und deshalb gab es in Brandenburg ein Zweckverband und in Sachsen ein Zweckverband. Und wir haben dann zusammengearbeitet. Das ging auch gut auf menschlicher Ebene, das ist ja das Entscheidende, lief das super.

 

Knippertz: Und Sie haben nicht den Zweckverband gegründet?

 

Mielchen: Die Überlegung gab es tatsächlich einen sozusagen großen zu gründen. Ich war da nie so ein Freund von, weil Man muss auch immer handlungsfähig bleiben. Und wenn man das politisch zu kompliziert macht, dann wird es vielleicht auch mal schwerer. Also bei unserem Zweckverband in Brandenburg war Einstimmigkeitsprinzip bei wichtigen Fragen wie Bebauungsplänen. Und das also das ist eine Abwägung zwischen Wie groß mach ich und wie handlungsfähig bleibe ich noch? Und wir haben dann gesagt, es ist vielleicht besser, wir halten das getrennt und arbeiten darüber informell zusammen.

 

Knippertz: Und das hat trotzdem funktioniert, obwohl es einstimmig sein musste?

 

Mielchen: Ja, bei den Bebauungsplänen und bei anderen Sachen. Hat das funktioniert, ja.

 

Knippertz: Sind die Lausitzer einfacher als die Leute im Rheinischen Revier?

 

Mielchen: Vielleicht trifft das Wort einfacher das schon ganz gut. Also so ein bisschen weniger kompliziert, glaube ich, sind sie schon. Vielleicht ist das noch so ein bisschen mehr Aufbruchsstimmungs-Mentalität. Auch 25/30 Jahre nach der Wende ein bisschen schlanker organisiert, würde ich schon sagen.

 

Knippertz: Ah, Okay.

 

Mielchen: Mein Eindruck, Ja.

 

Knippertz:Woran liegt das?

 

Mielchen: Ich denke, dass es mit der politischen Wende zusammenhängt, dass man danach Verwaltung und alles neu aufgebaut hat und dass man auch das Bewusstsein hatte, dass man wirklich Dinge voranbringen muss. Ich meine, die haben ja in den 90er Jahren teilweise ganz pragmatisch arbeiten müssen. Ich glaube, das können wir uns alle nicht vorstellen, was da wie da Entscheidungen getroffen wurden. Da war ja gar keine Zeit groß, irgendwie auf alle möglichen Verfahren zu warten. Es musste irgendwie vorangehen.

 

Knippertz: Könnte das auch was mit Identität zu tun haben. Jetzt ist der Begriff Rheinisches Revier ja noch relativ jung, würde ich mal sagen, aber. Also ich komme aus Mönchengladbach und da ist es so, dass man selbst im Dorf eher so sagt, ich komme jetzt aus Hardt, ich komme aus Venn und nicht ich komme aus Mönchengladbach oder in Mönchengladbach sagt man, ich komme aus Gladbach und ich komme nicht aus Rheydt. Also, dass die Identität kleinteiliger ist im Rheinischen Revier als in der Lausitz?

 

Mielchen: Ich bin mir da immer unsicher, ob man das so beschreiben kann. Ich weiß nicht, da kenne ich wirklich das Rheinland auch nicht gut genug. Auch die Lausitz ist vielfältig. Ja, die reicht vom Berliner Speckgürtel bis nach Zittau und nach Tschechien. Also da gibt es sicherlich auch Teilidentitäten. Also da bin ich mir unsicher. Ich glaube, es hängt auch oft an Personen und auch Konstellationen von Personen. Wenn das passt über einige Jahre und die an einem Strang ziehen, dann geht es voran.

 

Knippertz: An einem Strang ziehen ist auf jeden Fall ein gutes Stichwort. Ging es voran in der Lausitz? Gab es da genauso Projekte und Ziele wie jetzt hier?

 

Mielchen: Ja, also ich komme noch mal zurück auf diese Internationale Bauausstellung. Die wurde unter dem Umweltminister Platzeck damals ins Leben gerufen, der bekanntermaßen dann Ministerpräsident wurde und einen Landwirtschaftsminister Woidke hatte. Das sind so Konstellationen, die dann über viele Jahre tragen. Die jetzige Leiterin der Staatskanzlei, die damals für Braunkohleangelegenheiten in einem Ministerium zuständig war. Also das ist so das, was ich meine. Das hat vielleicht auch ein bisschen mit Glück zu tun, mit Konstellationen. Aber das hat über viele Jahre gut funktioniert. Und in Sachsen gab es ein bisschen mehr Veränderungen. Aber dieses Thema ist so wichtig dort in der Region, dass eigentlich keine Regierung drum herumkommt. Und in Sachsen ist jetzt natürlich die Situation und in Brandenburg auch, dass man in der politischen Mitte Erfolge braucht, weil ansonsten die Mehrheiten nach rechts und links wegbrechen, vor allen Dingen nach rechts.

 

Knippertz: Haben Sie denn das Gefühl, dass die Ziele und Projekte, die da verfolgt wurden, die Menschen dort zufrieden gemacht haben, dass man das nehmen könnte als Vorbild fürs Rheinisches Revier?

 

Mielchen: Also das hat ganz viel beigetragen, diese diesen Mut auf Zukunft zurückzugewinnen, also diesen Perspektivwechsel. Ich hatte so gefühlt immer das Jahr 2008 ungefähr datiert, wo ich das Gefühl hatte, dass die sind so durch das Tal durch. Das Thema Arbeitslosigkeit wurde dann abgelöst durch Fachkräftemangel auch im Osten. Also das ist so ein Wechsel. Die war zwar noch da, aber eigentlich gab es auch schon Fachkräftemangel und es gab wieder Mut auf Zukunft. Also das ist halt so eine Seenlandschaft, die wieder schön ist, die sauber ist ohne Dreck. Das ist was Positives. Man zeigt seinen Freunden gern, es kommen Gäste zu Besuch, auf einmal ist man für Touristen attraktiv. Das ist natürlich positiv. Ob das jetzt im Rheinischen Revier ganz genau das Gleiche ist, glaube ich nicht. Ich glaube, dass das hier auch stattfinden wird, einen ganz wichtigen Beitrag leistet. Aber ich glaube, dass es nicht so allein entscheidend ist. Ich glaube, dass hier andere Sachen auch noch eine große Rolle spielen.

 

Knippertz: Welche denn?

 

Mielchen: Ja, also hier muss man wirklich gucken, dass die gute wirtschaftliche Situation zurzeit nicht irgendwie wegbricht. Ja, also, das wäre jetzt vielleicht nicht alleine durch den Kohleausstieg, aber, wenn man das jetzt in Verbindung mit einer Energieversorgungskrise sieht, dann kann es schon schwieriger werden. Oder mal irgendeine Branche noch durch internationale Geschichten, wie wir das gerade erleben, ins Trudeln kommt. Und dann kann das natürlich ganz schnell auch mal bergab gehen und zumindest in einigen Kommunen oder Kreisen dann auch ein Problem verursachen. Da muss man schon aufpassen und insofern finde ich es sehr, sehr gut, auch wenn es eigentlich noch kein Problem gibt, dass man jetzt vorab Strukturwandel angeschoben hat, bevor ein Problem da ist. Das ist ganz, ganz wichtig, dass man das so macht.

 

Knippertz:Ja klar. Also die Sorgen sind dann natürlich hier ähnlicher Art, aber vielleicht könnte man das aus der Lausitz mitnehmen zu sagen ja, es geht, es entwickelt sich was. Und in unseren Podcasts haben wir ja auch schon gehört, dass sehr viele Ideen gerade entstehen, was man auch beruflich machen kann. Es werden sehr viele Fachkräfte auf jeden Fall gebraucht werden.

 

Mielchen: Genau, es muss die Arbeitsplätze geben, aber die Region muss auch attraktiv sein. Also der Wettbewerb um die besten Köpfe, der ist in vollem Gange. Und da reden wir ja jetzt nicht nur über, wie kriege ich jemand irgendwie aus Düsseldorf oder so motiviert ins Rheinland zu kommen, sondern auf einer internationalen Ebene ist er im Gange. Wir brauchen eigentlich immer die besten Leute und da kann man mit einer attraktiven Landschaft, die zukünftig tolle Seen hat, Freizeitmöglichkeiten, die da auch eine ausgeglichene Umwelt hat. Da kann man schon punkten. Das kann man im Marketing super einsetzen.

 

Knippertz: Wird jetzt für mich wahrscheinlich nicht mehr konkret werden, aber für unsere Kinder definitiv, oder? Vielleicht für mich auch noch. Ich habe dann vorhin noch ein bisschen zu leben.

 

Mielchen: Ja, ich denke auch wir kriegen noch ein bisschen was davon ab. Aber klar, das ist eine Generationenaufgabe, die man jetzt beginnen muss. Vielleicht noch mal einen Blick zurück ins Lausitzer Seenland, der Senftenberger See. Der feiert sein 50jähriges Jubiläum nächstes Frühjahr. Auch 50 Jahre sind irgendwann um. Das ist zwar erstaunlich, aber ja auch nicht unendlich lang.

 

Knippertz: Aber das ist ja eigentlich ganz cool, auch so was ja dann doch Schönes zu planen für nachfolgende Generationen. Stell ich mir vor.

 

Mielchen: Ja, es ist eine ganz, ganz tolle Aufgabe für alle, die mitmachen, so eine Zukunft neu denken zu können. Wo kann man wirklich eine Landschaft neu bauen im physischen Sinne und überlegen, was will ich daraus machen? Die Gelegenheit gibt es ganz, ganz selten in so einem Maßstab. Und ich glaube, das haben auch viele verstanden, haben Lust mitzumachen. Und jetzt müssen wir das konkret machen, dass es auch an Schwung behält und dass alle zufrieden sind und auf einem Kurs sind. So.

 

Knippertz: Jetzt machen wir es noch mal konkret. Wir kommen nämlich jetzt zu einer meiner Lieblings Rubriken. Kurz und knackig heißt diese Rubrik. Da wollen wir unsere Gäste noch ein bisschen näher kennenlernen, auch was das Private betrifft. Deswegen mit der Bitte um eine kurze, knackige Antwort. Antworten auf diese Fragen Ihr liebstes Rheinisches Gericht?

 

Mielchen: Mein liebstes Rheinisches Gericht. Aber jetzt haben sie mich wahrscheinlich erwischt, weil ich bin nicht so der regionaltypisch unterwegs bei den Gerichten.

 

Knippertz: Okay, Ihr liebstes Gericht?

 

Mielchen: Mein liebstes Gericht. Also, wir kochen gerne, eher so ein bisschen asiatisch zu Hause. Reis, Reiscurry.

 

Knippertz: Okay, also weder Lausitz noch Rheinisches Revier.

 

Mielchen: In der Tat.

 

Knippertz: Ihr liebstes Ausflugsziel im Rheinischen Revier, bestenfalls? Oder auch sonst etwas Anderes.

 

Mielchen: Im Rheinischen Revier habe ich tatsächlich viele schöne Punkte schon entdeckt. Ich bin zum Beispiel sehr gerne auf der Raketenstation Hombroich.

 

Knippertz:Ihr liebstes Fest im Rheinischen Revier?

 

Mielchen: Da habe ich noch keins entdeckt. Da bin ich wahrscheinlich noch nicht lang genug hier oder arbeite zu viel.

 

Knippertz: Noch kein Karnevalsjeck und auch noch nicht im Schützenverein?

 

Mielchen: Noch nicht, Nee.

 

Knippertz: Aber kann ja noch kommen, auf jeden Fall. Zu viel arbeiten, gut, es dient ja der Sache.

 

Mielchen: Ja, ja, genau. Arbeit ist das Vergnügen, sozusagen.

 

Knippertz:Ist es bei Ihnen so? Habe ich manchmal das Gefühl, wenn ich Sie so reden höre.

 

Mielchen: Doch da gehe ich schon drin auf. Ich habe zum Glück was gefunden, was mir Spaß macht, beruflich, ja.

 

Knippertz: Was ist Ihre Vision? Wie möchten Sie die Menschen für das Projekt Landfolge Garzweiler und den Lebensraum dort noch begeistern, wenn Sie das jetzt hier in dem Podcast tun können?

 

Mielchen: Also meine Vision ist das wirklich, dass wir den Mut haben, jetzt in dieser neuen Landschaft auch wirklich neue Dinge zu wagen, es zu auszuprobieren und dann auch umzusetzen? Ich würde gerne neue landwirtschaftliche Landschaften sehen, nicht das, was wir schon kennen. Ich würde da die neuesten Technologien gern ausprobieren. Ich würde gerne landwirtschaftliche Flächen haben, die auch für Natur und Menschen attraktiv sind, die mehr können als nur produzieren. Ich würde gerne tolle einen tollen See entwickeln, an dem man auch lebt und arbeitet, der also nicht nur grün ist, sondern mehr als nur grün ist. Der muss erneuerbare Energien haben, aber so, dass wir trotzdem die Landschaft noch schön finden, um uns zu erholen.

 

Knippertz: Ich stell mir das immer schön vor mit Seen, mit grünen Sachen. Und Sie haben ja schon durchblicken lassen, das Wasser kommt von selbst. Irgendwann sind die Seen voll. Aber kann man das vielleicht noch ein bisschen beschleunigen? Ich meine, hier sind ja auch Flüsse in der Nähe.

 

Mielchen: Ja, zum Glück sogar der Rhein, der größte Fluss Deutschlands. Also da hat die Region eigentlich Glück, auch wenn der Rhein natürlich nicht mehr immer viel Wasser hat. In der Tat. Das würde also Jahrhunderte dauern, wenn das Grundwasser einfach ansteigt. So lange will man nicht warten. Das ist erstens eine für die Umwelt eine problematisch lange Zeit. Es kostet auch jedes Jahr Geld, weil man muss sich ja um die Landschaft kümmern. Deshalb machen das alle Bergleute in der Rekultivierung so, dass sie versuchen, von einem Fluss Wasser zu überführen, möglichst viel, möglichst schnell. Und in diesem Fall ist es eben der Rhein. Bei Garzweiler und Hambach auch. Und dort wird eine Leitung geplant, die dann je nach Wasserstand eine bestimmte Menge an Wasser entnimmt. Und so wie das berechnet ist, reicht das dann, dass das in etwa 40 Jahren klappt.

 

Knippertz: Und das ist auch kein Problem für den Rhein und auch kein Problem für die anderen Gemeinden und muss man ja wahrscheinlich auch mit denen besprechen? Man kann es ja nicht so einfach da rein leiten.

 

Mielchen: Ja, also erst mal für den Rhein. Wir reden dort über Millimeter und Zentimeter. Wenn der Rhein also zwei bis drei Meter Wasser führt, macht sich das eigentlich nicht bemerkbar, oder nicht nur zwei, drei, drei, vier, fünf Meter. Wenn er ganz wenig Wasser hat, kann man natürlich auch nicht viel rausnehmen, das ist klar. Und beim Befüllen wird das natürlich zwischen den Kommunen abgestimmt. Aber die haben alle das Interesse, dass da möglichst schnell Wasser reinkommt, denn die also, je schneller das alles wieder sich einpegelt, desto leichter wird es für die ganzen Feuchtgebiete, für die Grundwasserversorgung. Man muss natürlich aufpassen, dass das Wasser auch in der Qualität dann gut ist. Aber da haben alle das gleiche Interesse.

 

Knippertz: Ist wahrscheinlich auch alternativlos?

 

Mielchen: Ja, in der Tat. Also man könnte jetzt über irgendwelche Möglichkeiten spekulieren, wie man das Loch verfüllt. Aber die Entscheidungen sind eigentlich alle gefallen. Also an der Stelle sage ich immer, das hätte man sich eben vor 50 Jahren überlegen müssen. Da hat man so entschieden, aus den Gründen, die damals wahrscheinlich richtig waren. Und jetzt muss man mit den Folgen möglichst gut umgehen. Und da gibt es keine Möglichkeit mehr, die Löcher irgendwie zu verfüllen, es sei denn, ich würde die Hochkippen, die schön bewaldet sind. Die Sophienhöhe, ein wunderschönes Naturgebiet, würde ich wieder abtragen. Das will kein Mensch mehr.

 

Knippertz: Was glauben Sie, wie lange dauert es, bis es voll ist mit Rhein?

 

Mielchen: Also ich traue den Fachleuten eigentlich immer und denke, dass wir das in 40 Jahren plus minus paar Jahre voll haben.

 

Knippertz: 40 Jahre, das heißt 2062.

 

Mielchen: Na, wenn es dann 35 soll es losgehen in Garzweiler, dann werden wir in 2075 etwa.

 

Knippertz: Mal gucken, ob ich das dann noch sehe. Ja, bleiben, dann bleiben wir mal kurz und mittelfristig. Was stellen Sie sich in den nächsten, sagen wir mal 20 Jahren vor?

 

Mielchen: Also als erstes stelle ich mir jetzt vor, dass wir einen Rat-Rundweg um diesen Tagebau endlich ermöglichen, dass ich einmal rumfahren kann in diesem grünen Band, dass es dort auch noch Landschaftsgestaltung gibt, dass wir diese vier Gebäude in vier, fünf Jahren dort stehen haben, ich dann also Rast machen kann, Dinge erleben kann und dass ich dann auch in den Dörfern ringsum eben. Ja, ich hatte das beschrieben wieder eine positive Entwicklung in Richtung des Sees, des zukünftigen Sees dann vollzieht und dass wir auch in den Gewerbegebieten das ist ja auch ein wichtiges Thema was noch nicht hatten die teilweise ja auch auf Tagebauflächen oder auf Flächen sind wo Kraftwerke standen, dass sich da dort Gewerbe angesiedelt hat, was auch für die Region wirklich was bringt. Also auch Zukunftsbranchen, die dann dort wieder Arbeitskräfte anlocken.

 

Knippertz:Radweg um die Seen, wie viel Kilometer sind das? Das ist ganz schön viel, ne?

 

Mielchen: Ja, also bei uns wird dieser Radweg jetzt ja noch nicht direkt am zukünftigen Ufer laufen, der wird dann so 40 Kilometer sein. Später ist das ein bisschen weniger, dann sind das etwa 30 [Kilometer] um den See.

 

Knippertz: Auch so, nur, ich hätte jetzt gedacht, es ist mehr.

 

Mielchen: Nein, es ist von Gladbach. Eine gute Tagestour. Kann man machen.

 

Knippertz: Ja, das schaff selbst ich ja.

 

Mielchen: Und es gibt ja auch E-Bikes, da kommt man ja auch.

 

Knippertz:Nah, noch habe ich keins, noch, noch trete ich ausschließlich selbst.

 

Mielchen: Ich sage auch immer, vor 70 mache ich das nicht. Ja, ja, mal sehen. Vielleicht in den Bergen mach ich mal eine Ausnahme.

 

Knippertz: Fahren Sie viel Rad?

 

Mielchen: Eigentlich sehr gern. Ich komme leider wenig dazu. Ich wünschte, ich könnte mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, aber ich muss leider mit dem Auto pendeln.

 

Knippertz: Aber demnächst geht das dann mit dem Fahrrad.

 

Mielchen: Ja, dann brauche ich ein ganz schnelles, ja.

 

Knippertz: Durch was für eine Landschaft fahre ich dann? Sie haben eben gesagt, vielleicht mal andere Landwirtschaften, die muss ich mir das vorstellen. Kühe grasen unter Solarpanelen oder wie könnte es auch aussehen?

 

Mielchen: Ja, fast. Also Kühe vielleicht weniger, aber ich würde mir wirklich vorstellen, dass man Landwirtschaft und diese Solarpanele und auch Windkraftanlagen und auch Biotopverbund alles möglichst in einer Landschaft irgendwie versucht zu integrieren und dann auch neue Landschaftsbilder entstehen, die wir so vielleicht noch nicht kennen, dass man nicht in das eine oder das andere immer macht, sondern das mal auf einer Fläche probiert. Das ist auch ein Projekt, was wir gerne mal demonstrieren würden.

 

Knippertz: Viele Projekte - wir haben auch schon über einige gesprochen. Da haben wir noch gar nicht drüber gesprochen. Garzweiler Innovation Valley erinnert mich an ein bisschen an Silicon Valley. Soll es das sein?

 

Mielchen: Ja, ich glaube, die, die sich das 2016 ausgedacht hatten, hatten natürlich diese Referenz in Kalifornien und die Idee, dass man eben in der neuen Landschaft auch eine Zukunftsbranche mit wissenschaftsorientierten Produktion und Forschungseinrichtungen hinlockt. Für uns ist das jetzt inzwischen weniger so ein Raum und ein Ort, sondern eigentlich eher auch ein Motto. Innovation ist uns wichtig, wir wollen nach vorne, in die Zukunft. Und dazu brauchen wir Wissenschaft, dazu brauchen wir Wirtschaft und dann müssen wir es auch vor Ort machen. Und da könnte es ja durchaus auch sein, dass einiges in dieser neuen Landschaft landet, wo man das auch wirklich merkt, dass es etwas Neues ist. Es wird nicht eins zu eins das Silicon Valley sein. Ich glaube, im Rheinland, im Rheinischen Revier wird das ein bisschen anders sein. Aber diese Marke schafft Aufmerksamkeit und das ist auch wichtig.

 

Knippertz: Ich weiß jetzt ehrlich gesagt gar nicht, wie, wie nachhaltig zum Beispiel das Silicon Valley ist. Aber das ist natürlich auch ein Schlagwort gerade und wenn man an nachkommende Generationen denkt, ein absolutes Muss, dass man so was auch nachhaltig denkt. Und es gibt ja auch das Projekt Exzellenzregion nachhaltiges Bauen. Gibt es da schon konkrete Vorstellungen?

 

Mielchen: Ja, im Kern geht es in dem Projekt auch um diese Gebäude, die wir bauen wollen. Wir wollen anhand von gebauten, echten Sachen zeigen, wie man das macht und daran lernen. Also mit Architekten, mit Bauherren, mit Menschen aus der Bauindustrie, die ja alle sich in den nächsten Jahren umstellen müssen. Sie müssen viel, viel, ja klimaneutraler noch denken, auch was Materialien angeht. Wir müssen daran denken, dass wir Dinge anders in Kreisläufe bringen. Wenn man Gebäude abreißt, dass sie also demontierbar sind, dass sie eigentlich schon von dem Design her anders gedacht sind. Gebäude, und das ist die Baubranche ist eine Branche, die sehr, sehr viel CO2 emittiert, indirekt durch die Stoffe, die sie verwendet. Insbesondere auch Zement ist sehr umweltschädlich in der Hinsicht. Und ja, es ist eine riesen Aufgabe, die umzubauen. Und wir meinen, das kann man am besten durch gute Beispiele machen, an denen dann viele lernen. Und da sind übrigens auch interessante wirtschaftliche Zukunftsfelder. Also viele kleine Startups versuchen sich da, tun sich schwer, weil die Baubranchen sind sehr gut sortiert und bisher lief das ja auch alles noch. Aber wir sind da kurz vor einem Umbruch. Da wird sich viel bewegen.

 

Knippertz: Es bewegt sich auch schon viel. Da empfehle ich eine vorherige Folge von den Reviergeschichten. Da haben wir nämlich über nachhaltiges Bauen auch schon gesprochen, dass dieses geplant wird, mit viel, viel weniger CO2 Emissionen auszukommen. Ein Stichwort war da auch mal mit Lehm bauen, das hat man ja früher schon mal gemacht. Back to the roots sozusagen.

 

Mielchen: Ja, das ist ein Material, was langsam wiederkommt. Das wird viel eingewendet bislang noch so in der Denkmalsanierung. Aber es ist ein unglaublich praktisches Material, einfach zu verarbeiten und sehr, sehr gesund. Das erzeugt ein super Raumklima. Und wir haben in der Region in Viersen eigentlich den Marktführer oder einen der Marktführer sitzen, mit dem wir zusammenarbeiten und glauben, dass man auch moderne Baustoffe mit Lehm machen kann, nicht nur für Denkmäler. Und ein Gedanke war natürlich auch, dass wir im Tagebau unglaublich viel Lehm haben. Also wir haben, wir haben teilweise 19 Meter Lehmschicht obendrauf. Und vielleicht gelingt es ja wirklich auch mit dem Material aus dem Tagebau dann am Tag Bau wieder zu bauen. Also das wäre so, so ein Traum von mir. Es ist leider nicht ganz so einfach, aber eigentlich ist das Material vor Ort.

 

Knippertz: Warum nicht so einfach, zu teuer, oder? Oder wenn es regnet, ist es doch nicht so haltbar, oder?

 

Mielchen: Ja, ich habe mir erklären lassen, dass Lehm dann doch nicht gleich Lehm ist. Und das muss alles ganz gut standardisiert sein. Weder, dass das bei Baumaterialien dann immer die gleiche Qualität hat. Insofern muss man mal gucken, ob man da irgendwo einen Bereich findet, wo man das so nutzen kann.

 

Knippertz: Schauen wir mal. Das wird die Zukunft zeigen. Und deswegen blicken wir jetzt auch mal in die Zukunft. Wir merken aber schon Sie sind im Rheinischen Revier angekommen. Vielleicht können Sie ja zum Schluss noch ein kleines Zukunftsbild zeichnen. Wie wird Ihr Projekt Landfolge Garzweiler denn aussehen, wenn alle Konzepte und Pläne irgendwann mal umgesetzt sind?

 

Mielchen: Ja, das ist ja, wie wir schon gemerkt haben, erst in Jahrzehnten wirklich der Fall. Und deshalb würde ich mal irgendwie so, so ein Etappenbild zeichnen wollen. Also der nächste wichtige Punkt ist sozusagen, wenn der Tagebau endet und die Rekultivierung abgeschlossen ist, das wird ja so Mitte der dreißiger Jahre der Fall sein, dann können wir die Bereiche anders nutzen, weil der Bergbau da nicht mehr drauf ist. Dann kann man wirklich in der Fläche planen und bauen und sich bewegen. Da wird es also dann ein wenig Wasser unten geben. Da wird es eine spannende Landschaft noch im Wandel geben, da wird es Energielandschaften geben mit Windkraft und Solarenergie auf diesen landwirtschaftlichen Flächen und dann wird der See sich füllen. Und ich sage ganz ehrlich, da wird es auch noch neue Zukunftsbilder geben, die wir heute noch nicht kennen. Ich glaube, da muss man auch vorsichtig sein, für sozusagen 2070 schon irgendwie alles wissen zu wollen. Wir müssen also die Planung auch immer wieder ein bisschen anpassen.

 

Knippertz: Haben die letzten Jahre gezeigt, wie schnell manche Pläne auf einmal von gestern sind. Aber so wie sich das anhört, auch ihre Vision. Jetzt, finde ich, hört sich das gut an, das neue Garzweiler als Art Vorzeigeregion, Ideal zum Leben und zum Arbeiten und Ideal als entweder Heimat für die, die schon da sind oder neue Heimat für die, die gerne hinkommen wollen.

 

Mielchen: Genau, so kann man das gut zusammenfassen. So würde ich mir das wünschen. Einfach ein attraktiver Raum, wo man gerne ist, der aber sicherlich anders ist, als wir das heute kennen. Klimaneutral, zukunftsorientiert, innovativ. Das sind so Schlagworte.

 

Knippertz: Tolle Vorstellung. Dann hoffen wir mal, dass diese Vision in Erfüllung geht. Dankeschön, dass Sie die Pläne und Gedanken mit uns geteilt haben. Volker Mielchen.

 

Mielchen: Ja, herzlichen Dank.

 

Knippertz: Und damit sind wir auch schon am Ende unserer heutigen Episode. Dankeschön an Volker Mielchen fürs Dasein. Dankeschön fürs Zuhören. Gerne weitererzählen an Familien, an Freunde. Von unserem Podcast abonnieren, damit es immer direkt die neueste Episode rein gibt in den Podcastcatcher und beim nächsten Mal gerne wieder dabei sein. An jedem zweiten Mittwoch im Monat gibt es eine neue Folge von unseren Reviergeschichten. Und noch ganz kurz, wer mehr über die Projekte wissen möchte, findet alles Wichtige natürlich in den Links, in den Shownotes. Bis zum nächsten Mal. Ich sage Tschö! Tschüss! Bye bye, Euer Torsten Knippertz.

 

Ton: Musik

 

 

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Gast

Volker Mielchen
Geschäftsführer des Zweckverbandes Landfolge Garzweiler

Moderator

Torsten Knippertz

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