Innovative Mobilitätslösungen

Selbstfahrend aufs Abstellgleis

„Wir haben unsere Endstation erreicht, Fahrgäste bitte aussteigen.“ Für die Reisenden ist die Fahrt mit der Bahn beendet. Doch beim letzten fahrplanmäßigen Halt am Zielbahnhof ist für die Lokführerinnen und Lokführer noch lange nicht Feierabend. Nach Betriebsschluss muss der Zug abgestellt und für die erste Fahrt am nächsten Tag bereitgestellt werden, und das kann schon mal bis zu drei Stunden dauern. In Zeiten des Personalmangels an Triebfahrzeugführenden bietet eine Automatisierung solcher Fahrten die Möglichkeit, dass sich das Personal auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren kann, nämlich das Fahren von Zügen mit Fahrgästen. Damit das in Zukunft möglich ist, entwickelt die FH Aachen im Projekt SAMU eine Datenerfassungs- und Auswertungseinheit sowie eine Steuerungseinheit, die Fahrten ohne Personal im Rangierbereich von Personenbahnhöfen ermöglicht.

zwei rote Regionalzüge stehen im Bahnhof Coburg
© Achim Wagner – stock.adobe.com

Damit Züge vollkommen automatisiert fahren können, muss die Schieneninfrastruktur erfasst und das Fahrzeug mit entsprechender Technik ausgestattet werden. Grundvoraussetzung ist eine funktionierende und aufeinander abgestimmte Kommunikation zwischen Stellwerk und Fahrzeug. Ein weiterer Aspekt ist die Umfeldüberwachung. Sie sichert die Bewegung des Fahrzeugs ab und vermeidet so Unfälle mit Personen, die sich unerlaubt auf den Gleisen befinden.

Grundlage für das Projekt bilden die gesamten betrieblichen Anforderungen, die erfüllt und beachtet werden müssen. Auf dieser Basis wird eine fahrzeugeigene Sensoreinheit mit Schnittstelle zum Stellwerk entwickelt. Eingebunden wird auch eine bereits bestehende Software zur Gefahrraumüberwachung mittels Kamera und Laser, die auf die Anforderungen von SAMU angepasst wird. Bei der Einrichtung wird besonders darauf geachtet, dass die neue Technik installiert werden kann, ohne die bestehende Zulassung zu gefährden.

„Projekte wie dieses sind ein enorm wichtiger Schritt hin zur Automatisierung des Schienenverkehrs. Autonome ÖPNV-Verkehre sind gerade mit Blick auf den Fachkräftemangel eine große Chance“, sagte Michael Theuer, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, bei der Übergabe des Förderbescheides. „Ich glaube, dass gerade für schienengebundene Systeme hier noch große Potenziale gehoben werden können.“

Die Einsatzmöglichkeiten von SAMU sind sowohl für Verkehrsunternehmen als auch die Industrie interessant, von daher wird das Projekt auf der „Innotrans“, der internationalen Leitmesse für Verkehrstechnik, präsentiert.

  • Status: bewilligt

  • Durchführungsort: Aachen

  • Durchführungszeitrahmen: 01.07.2023 bis 31.12.2024

  • Programmlinie: Bundesprojekt mFUND

  • Fördervolumen: 254.774,46 Euro, Förderquote: 68,86 Prozent
  • Talbot Services GmbH, Aachen

  • SWEG Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH, Lahr

 

Weitere Projekte

Steckbrief

Beitrag für Bürgerinnen und Bürger

Einhaltung der Fahrpläne durch Entlastung der Zugführerinnen und Zugführer

Nutzen für den Wirtschaftsstandort

Effektivere Einsatzmöglichkeiten von qualifiziertem Personal

Beitrag zum Klima- und Umweltschutz

Der Bahnverkehr als klimaschonendes Transportmittel wird flexibler und kann sein Angebot ausbauen

Themen

Eisenbahnbetrieb, Betriebsschluss, Automatisierung, Personalmangel, Zugführer, Nachrüstung, Stellwerk, Bahnhof, Autonomer ÖPNV-Verkehr, Fachkräftemangel

Kontakt

Prof. Dr. Raphael Pfaff
FH Aachen