Bestandsentwicklung
Elsdorf: Junge Stadt mit verheißungsvoller Zukunft
Elsdorf im Rhein-Erft-Kreis steht wie kein zweiter Ort für den Strukturwandel im Rheinischen Revier. Die Stadt grenzt direkt an den Tagebau Hambach und liegt mit einem Drittel ihrer Fläche im Abbaugebiet. Durch den früheren Kohleausstieg ergeben sich für Elsdorf jedoch völlig neue Perspektiven. In den kommenden Jahrzehnten entsteht hier ein acht Kilometer langes Ufer zu einem der größten Binnenseen Deutschlands. Für die Übergangszeit zur Stadt am See hat Elsdorf einen Masterplan mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket erarbeitet. Eine Mammutaufgabe, bei der auch die Strukturwandelmanagerin Katharina Piront und ihr Kollege Jan Leonhardt tatkräftig unterstützen.
Visionen erzeugen
„Kreativ sein zu dürfen, vollkommen neue Lösungen für diesen einmaligen und einzigartigen Raum finden zu müssen und dadurch letztendlich Visionen zu erzeugen“, so beschreibt Katharina Piront ihre Aufgabe. Als Strukturwandelmanagerin widmet sie sich unter anderem der Planung städtebaulicher Großprojekte wie der Gestaltung der acht Kilometer langen Tagebaukante auf Elsdorfer Stadtgebiet, die künftig das Ufer des Sees bilden wird.
Dabei geht es um so vielfältige Themen wie innovative Wohnquartiere, Tourismus, neue Gewerbeflächen und Verkehrsplanung. Zeit spielt im Strukturwandel eine ganz besondere Rolle, hat die Wirtschaftsgeographin festgestellt. Deadlines zu setzen macht da nicht immer Sinn. „Die Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Projekten ändern sich ebenso dynamisch wie die gesellschaftliche und wirtschaftliche Struktur der Region“, erklärt Piront. „Es herrscht ein ständiger Umbruch und anhaltender Wandel.“
Lieblingsplatz im Revier: Der Aussichtspunkt „Forum :terra nova“ am Tagebau Hambach – hier fahre ich jeden Morgen auf meinem Weg zur Arbeit vorbei und bin jedes Mal erneut erstaunt und fasziniert von der riesigen Dimension des Tagebaus.
Vorausschauend denken
Für Jan Leonhardt sind Projekte dann besonders spannend, wenn sie nicht linear verlaufen, sondern über verschlungene Wege zu ihrem Ziel gelangen. Dann sei eine kluge und zielgerichtete Planung gefragt, so der Diplom-Geograph. Er selbst bringt ins Elsdorfer Team jahrelange Erfahrung im Projektmanagement mit ein. Als Strukturwandelmanager der Stadt kümmert er sich ebenso wie seine Kollegin Piront schwerpunktmäßig um das Großprojekt „Zukunftsterrassen Elsdorf“ zur Entwicklung des Tagebaurandes sowie um die Öffentlichkeitsarbeit.
„Ein Zeitziel zu definieren ist schwierig, da die Aufgaben und Projekte so vielschichtig sind und der Verlauf in seiner Gesamtheit nicht von vornherein absehbar ist“, sagt Leonhardt. Doch für ihn macht gerade das auch den Reiz seiner Aufgabe aus: Projekte vorausschauend zu denken und mit Herausforderungen umzugehen, die zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar sind.
Lieblingsplatz im Revier: Im Rheinischen Revier gibt es viele interessante Orte und Plätze. Ich entdecke gerne immer wieder Neues und bin nicht auf einen bestimmten Ort festgelegt.
Elsdorf ist eine noch recht junge Stadt. Erst im Jahr 2021 erhielt die Gemeinde die Stadtrechte. Die Geschichte von Elsdorf reicht jedoch bis ins 5. Jahrhundert zurück, als die Franken in der Region erste Siedlungen errichteten. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 12. Jahrhundert. Um das Jahr 1800 hatte Elsdorf nicht mehr als 500 Einwohnerinnen und Einwohner und war vor allem landwirtschaftlich geprägt. Das änderte sich schlagartig, als mit der Ansiedlung einer Zuckerfabrik im Jahr 1896 die Industrialisierung in der Gegend Einzug hielt.
Seit dem 20. Jahrhundert ist der Bergbau ein zentraler Motor des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums in Elsdorf. Die Stadt liegt direkt am Tagebau Hambach. Die größte Braunkohlegrube Europas grenzt auf einer Strecke von acht Kilometern an das Stadtgebiet. Wenn in einigen Jahrzehnten die ehemalige Abbaufläche mit Wasser geflutet ist, wird Elsdorf die einzige Stadt im Rheinischen Revier sein, die direkt am Tagebausee liegt. Damit eröffnen sich zahlreiche Chancen von der Erschließung neuer Wohnquartiere bis hin zum Ausbau des Tourismus. Bereits heute können Besucherinnen und Besucher vom „Forum :terra nova“ aus einen Blick auf das gigantische Tagebauchloch werfen. Und sich im Geiste vielleicht schon ausmalen, wie sich hier einst die Kulisse des Sees erstrecken wird.
Der vorgezogene Ausstieg aus der Braunkohle stellt das Rheinische Revier vor große Herausforderungen. Die Strukturwandelmanagerinnen und -manager begleiten in den Kommunen die Weiterentwicklung der Region und unterstützen bei der Entwicklung, Qualifizierung und Umsetzung von Förderprojekten. Dabei stehen sie miteinander in engem Austausch, um eine abgestimmte Entwicklung der Region zu gewährleisten. Die geförderten Stellen sind Teil des „Entlastungspakets Kernrevier“ des Landes Nordrhein-Westfalen.